
10/05/2025
Wir Aktivist*innen setzen uns oft leidenschaftlich für Veränderungen ein. Gerade deshalb kann es vorkommen, dass wir besonders anfällig für eine fehlende Selbstwirksamkeitswahrnehmung sind – also für das Gefühl, keinen Einfluss auf das Geschehen oder die Welt zu haben. Das Ergebnis: Der Activist Burnout.
Natürlich sind die Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen, oft enorm groß und komplex. Die Klimakrise, globale Ungleichheit oder strukturelle Diskriminierung erscheinen als übermächtige Gegner, gegen die individuelle Anstrengungen kaum Wirkung zu zeigen scheinen. Die permanente Konfrontation mit negativen Nachrichten (und Doomscrolling), gesellschaftlicher Trägheit oder politischen Rückschlägen führt auf Dauer zu Frustration und einem Gefühl von Ohnmacht. Ich fühle das.
Hinzu kommt, dass viele von uns sich stark mit ihrer Rolle identifizieren und einen hohen moralischen Anspruch an sich selbst haben. Wir neigen dazu, unsere eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen, Pausen als Schwäche zu sehen und sich über unsere Grenzen hinaus zu engagieren. Ohne angemessene Selbstfürsorge und emotionale Unterstützung kann dies schnell in chronische Erschöpfung, Zynismus und letztlich in den Rückzug aus dem Aktivismus münden. Die Folge ist ein Verlust des Gefühls, überhaupt etwas bewirken zu können.
Du erkennst dich bis jetzt in diesem Text wieder? Gut!
Denn, obwohl wir Aktivist*innen oft dieselben Ziele verfolgen, fehlt es häufig an einer stabilen Gemeinschaft, in der gegenseitige Unterstützung, Vertrauen und Anerkennung gelebt werden. Konflikte über Strategien, Machtgefälle innerhalb der Bewegung oder unterschiedliche ideologische Ausrichtungen führen nicht selten zu Spaltungen.
Statt kollektiver Kraft entsteht so ein Gefühl von Isolation und Überforderung. Ohne ein tragfähiges soziales Netz innerhalb der Bewegung verlieren Aktivist*innen nicht nur die Motivation, sondern auch den Glauben an die Wirksamkeit gemeinsamen Handelns.
Wer sich für eine bessere Welt einsetzt, darf nicht das Gefühl haben, dabei alleine zu sein.
LOVE
Giulia