
21/08/2025
Als ein "kleines historisches Juwel" (The Guardian) wird »Die Rheinreise« von der Presse bezeichnet. Ganz sanft breitet der Roman einen erzählerischen Strom aus Reue, Sehnsucht und unerfüllten Träumen aus, dem wir als Leser*innen folgen können, während die englische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts über den Rhein fährt. Mit ihrer Protagonistin Charlotte schafft Ann Schlee außerdem einen feministischen Twist. Die unverheiratete Frau reflektiert über Verlangen und gesellschaftlichen Widerstand - und ist damit ihrer Zeit weit voraus.
1851: Nur drei Jahre, nachdem Arbeiterrevolten Europa im Kern erschüttert haben, kehren die ersten englischen Touristen auf den Kontinent zurück. Sie legen in Baden-Baden ab und fahren mit dem Schaufelraddampfer das für seine romantischen Landschaften berühmte Rheintal hinunter. Neben Franzosen und deutschen Familien befinden sich auch Reverend Charles Morrison mit Frau und Tochter sowie seine unverheiratete Schwester an Bord: Charlotte, eine scheinbar sanftmütige Frau mittleren Alters, hat ihr Leben damit verbracht, sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern. Doch wie der Fluss, auf dem die Gesellschaft reist, birgt auch Charlottes Seele verborgene Abgründe. Als sie in Koblenz einem fremden und doch eigentümlich vertrauten Mitreisenden begegnet, wird sie in einen Strudel aus verdrängten Erinnerungen und unterdrücktem Verlangen gestoßen.
Im Jahr 1981 stand »Die Rheinreise« (übersetzt von Werner Löcher-Lawrence) sogar auf der Shortlist für den Booker Prize - und ist damit sogar noch mehr wiederentdecktes Juwel. 💫