26/10/2025
🕯 Zwischen Licht und Schatten – Allerheiligen und Samhain
Im November begegnen wir mehreren Festen, die auf den ersten Blick
unterschiedlich erscheinen, aber tief miteinander verbunden sind: Allerheiligen, Allerseelen, Samhain und Halloween.
Tod und Erinnerung, Ahnen und Übergänge, Dunkelheit und Licht kommt da zusammen.
🎃 Halloween – uralt und doch modern
Halloween ist zwar erst in den letzten Jahrzehnten durch amerikanische Filme nach Deutschland gelangt, doch seine Wurzeln liegen in Europa. Das Wort „Halloween“ stammt von „All Hallows’ Evening“, dem Abend vor Allerheiligen. Ursprünglich kam der Brauch aus Irland und wurde später in den USA weiterentwickelt. Dann kam es durch die Medien in seiner heutigen Form zurück nach Europa. Auch in Mitteleuropa gab es sehr alte ähnliche Traditionen wie das sogenannte Rübengeistern: Kinder höhlten Zuckerrüben aus, schnitzten Gesichter hinein, setzten Kerzen hinein und zogen von Haus zu Haus (Heischebrauch), bei dem sie kleine Gaben erbaten. Ziel war es, böse Geister zu vertreiben. Der moderne Halloweenbrauch (Kürbisschnitzen und Süßes oder Saure) ist also keine amerikanische Erfindung, sondern eine Weiterentwicklung alter europäischer Rituale.
✝️ Allerheiligen und Allerseelen – Licht für die Verstorbenen
Allerheiligen (1. Nov.) ist ein christliches Fest zu Ehren aller Heiligen, auch jener, die nie offiziell heiliggesprochen wurden. Der Ursprung reicht bis ins Jahr 610, als das Pantheon in Rom umgewidmet wurde.
Allerseelen (2. Nov.), eingeführt um das Jahr 1000, erinnert an alle Verstorbenen. An diesem Tag werden traditionell Gräber geschmückt, Kerzen entzündet und in manchen Regionen Allerseelenbrote verteilt. Ein Symbole des Gedenkens und der Hoffnung.
💀 Día de los Mu***os – das farbenfrohe Gedenken
Auch in Mexiko (Lateinamerika) wird am 1. und 2. Nov. der Día de los Mu***os gefeiert. Ein fröhliches, farbenprächtiges Fest zu Ehren der Verstorbenen. Eine Vermischung indigener Traditionen mit dem Allerseelentag und wie Samhain verbindet es die Welt der Lebenden mit der der Ahnen, jedoch auf eine mehr heiter und bunte Weise, mit Musik, Blumen und Speisen.
🕯 Samhain – das Tor zur Anderswelt
Das alte keltische Fest Samhain markierte das Ende des Sommers und den Beginn der dunklen Jahreszeit. Die Kelten glaubten, in dieser Nacht sei der Schleier zwischen den Welten besonders dünn und eine Zeit, in der Ahnen, Geister und (Vorboten der Rauhnächte) auf die Erde zurückkehren konnten.
🔥 Feuer- und Lichtrituale dienten der Reinigung, dem Schutz und der Erneuerung. Verkleidungen sollten böse Geister der Anderswelt abschrecken oder nachahmen, um unbemerkt zu bleiben.
🌌 Von Samhain zu den Rauhnächten
Diese Vorstellung erinnert an die Rauhnächte, in denen der Schleier zur Anderswelt ebenfalls als durchlässig gilt.
Mancherorts werden Samhain (31. Okt.) und die Allerseelennacht ( 1.Nov.) als Rauhnächte oder als ihre Vorbereitungszeit angesehen. Viele heutige Bräuche wie Laternen, Opfergaben, Orakel haben ihren Ursprung in diesen alten Vorstellungen.
Mit der Christianisierung wurden sie umgedeutet: Aus dem vorchristlichen Samhain entstanden Allerheiligen und Allerseelen, die das Ahnen-Gedenken beibehielten. Auch manche alten Kräuterbräuche stammen aus dieser Zeit:
Nach Samhain sollten keine Kräuter mehr gesammelt werden, da sie nun als Besitz der Unterirdischen galten. Ab jetzt kommen auch die Vorboten der Rauhnächte zum Vorschein wie die Irrlichter/ Seelenlichter oder die Nebelfrau/ Nebelgeister im November.
🌙 Zwischen Diesseits und Jenseits
Ob Samhain (welches die Kelten feierten), Allerheiligen oder Halloween, alle diese Feste teilen ähnlichen Kern:
Sie erinnern uns an unsere Ahnen, an die Vergänglichkeit des Lebens und an die Verbindung zwischen den Welten. Ahnenehrung und Totenkult war schon bei den Kelten wie den Germanen zu finden. Selbst wer mit Halloween wenig anfangen kann, erkennt vielleicht, dass all diese Bräuche aus einer gemeinsamen, uralten Tradition stammen. Und während man in Amerika Geister mit Kostümen feiert, leben bei uns die alten Wurzeln eher in den Rauhnächten fort, in Ritualen, grusligen Elementen und Geschichten, die das Dunkle bannen und das Vergangene wieder erzählen und aufleben lassen sollen.
V. Kirschgruber
Foto: Wolfgang Grebner