24/07/2025
Fast 40% Migrantenanteil an Eisenhüttenstädter Grundschulen
An 2 Grundschulen über 50%
Die AfD-Fraktion Eisenhüttenstadt erkundigt sich nach dem Migrantenanteil an Schulen und den Maßnahmen zur Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen. Die Stadt ist Träger der Grundschulen, während der Landkreis Oder-Spree die weiterführenden Schulen betreut. Besonders drei Grundschulen haben einen hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund (37 %). Herausforderungen sind vor allem Sprachdefizite, kulturelle Unterschiede und Verhaltensauffälligkeiten. Die Stadt arbeitet mit Schulen, Horten und einem Netzwerk aus verschiedenen Akteuren zusammen und setzt präventive Maßnahmen sowie Projekte zur Förderung der Integration um. Dazu gehören auch Investitionen in die digitale Ausstattung der Schulen und die Einrichtung von Zusatzangeboten, um Kindern einen besseren Schulstart zu ermöglichen. Zukünftige Strategien fokussieren sich auf fortgesetzte und neue Maßnahmen im Bildungsbereich, darunter auch Fördermittel aus Bundes- und Landesprogrammen. Die Stadt betont die Notwendigkeit einer fortlaufenden Zusammenarbeit und Anpassung an sich ändernde Bedingungen.
Hier die Quelle:
Hier die Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der AfD:
AfD-Fraktion der SW Eisenhüttenstadt
Anfrage zur Situation an den Schulen der Stadt Eisenhüttenstadt: Migrantenanteil und Maßnahmen im Umgang mit Herausforderungen
Als Gemeinde sind wir gern. §§ 99 bis 102 BbgSchulG Träger der Grundschulen und unterhalten und verwalten sie als pflichtige Selbstverwaltungsaufgabe.
Der Landkreis Oder-Spree ist Schulträger der weiterführenden Schulen in Eisenhüttenstadt
Da die Fragen 3 - 5 im Bereich der pädagogischen, didaktischen, fachlichen und organisatorischen Tätigkeiten liegen bzw. Bezug auf den gesetzlichen Bildungsauftrag einer Schule nehmen, haben wir uns an das staatliche Schulamt als die Fachbehörde und den Landkreis Oder-Spree, als Schulträger für die weiterführenden Schulen, mit der Bitte um eine Zuarbeit gewandt. Diese Zuarbeiten werden aufgrund der engen Zeitschiene nachgereicht.
Wie hoch ist der aktuelle Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund (nach gültiger amtlicher Definition) an den Schulen der Stadt, jeweils aufgeschlüsselt nach Schule?
Wie hat sich dieser Anteil in den letzten fünf Jahren entwickelt?
Für die in unserem Zuständigkeitsbereich als Schulträger befindlichen Grundschulen werden die statistischen Zahlen regelmäßig erfasst. Sie liegen als Anlage 1 dieser Beantwortung bei. Die statistischen Erfassungen der weiterführenden Schulen des Landkreises sind in der Anlage 2 beigefügt.
Aus der Statistik ist zu erkennen, dass in Eisenhüttenstadt an drei Grundschulen (Astrid Lindgren GS, Erich-Weinert GS und die Diesterweg GS) ein besonderer Schwerpunkt in der Arbeit mit Kindern anderer Herkunftsländer liegt. Hier beträgt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund 37 %.
Auf Grund ihrer Standorte in den Ortsteilen stellt sich, im Hinblick auf die Beschulung von Kindern mit Migrationshintergrund, eine andere Situation bei den Ganztagsschulen (VHG) in Schönfließ und Fürstenberg dar.
Welche besonderen Herausforderungen und Belastungen sieht die Stadtverwaltung im Zusammenhang mit dem gestiegenen Migrantenanteil insbesondere im Hinblick auf Integration und Sprachförderung, Schulleitungen und Lernstandsunterschiede, das soziale Miteinander und das Schulklima, Auswirkungen auf Bürger/Kinder ohne Migrationshintergrund?
Als Träger der Horte an den Grundschulen sehen wir uns mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Diese betreffen vor allem die unzureichenden Sprachkompetenzen sowohl der Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, als auch ihrer Eltern, die meist aus prekären familiären Konstellationen und mit anderen kulturellen Hintergrund sowie durch auffällige Verhaltensweisen im Umgang der Kinder mit- und untereinander geprägt sind. Besonders in Konfliktsituationen zeigen sich deutliche Schwierigkeiten in der verbalen und nonverbalen Kommunikation bis zu tätlichen Auseinandersetzungen. Hinzu kommen unterschiedliche Werteorientierungen, die das soziale Miteinander zusätzlich erschweren.
In den regelmäßigen Beratungen mit den Schulleitungen aller Grundschulen wird u.a. der allgemein bekannte Lehrkräftemangel ebenfalls thematisiert. Es bedarf enorme zusätzliche Anstrengungen, der durch das vorhandene Personal tagtäglich zu leisten sind und geleistet werden.
Welche konkreten Maßnahmen (z.B. Programme zusätzliche Förderangebote, personelle Ausstattung, Zusammenarbeit mit Eltern und außerschulischen Partnern) werden ergriffen, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken?
Der Fachbereich Familie und Schule kann entsprechend seiner Zuständigkeit auf folgende Maßnahmen verweisen:
Mit Beschluss der SW BV 155-2016 stehen den Grundschulen insgesamt 100 T€ für präventive Maßnahmen zur Verfügung. Davon können sozial- und freizeitpädagogische Projekte, erlebnisorientiere Bildungsangebote, Veranstaltungen und Projekte für Kinder, Maßnahmen zur Fortbildung von Fachkräften, besondere Angebote für Eltern und Sozialarbeit an Grundschulen realisiert und finanziert werden. Diese Mittel werden durch die Schulleitungen auch in Kooperation mit den Horten zielführend eingesetzt und sind ein wesentlicher Bestandteil für Prävention
Es bestehen seit 2001 zwischen den Grundschulen und den Horten feste Kooperationen, die ermöglichen, dass gemeinsam der Schulalltag am Vormittag und am Nachmittag für die Kinder pädagogisch gestaltet werden kann.
Gemeinsame Projekttage / Veranstaltungen
Differenzierter Austausch zu Problemlagen
Initiierung präventiver Maßnahmen
Um dem Bedarf an zusätzlichen Kita-Plätzen gerecht zu werden, wurden die Kapazitäten in den Kitas und Horten seit 2023 um 68 Plätze erweitert.
Zuletzt der Aufbau des Hortes an der Förderschule mit 30 Plätzen
Im Zeitraum 2020 bis 2024 wurden im Rahmen des Schuldigitalpaktes durch die Stadt an Eigen- sowie an Fördermittel insgesamt 846 T€ an allen 5 Grundschulen für
notwendige bauliche Änderungen für die technische Realisierung sowie die umfangreiche Ausstattung mit WLAN, digitalen Tafeln, Ladewagen, Laptops und Computer aufgewandt.
Seit 2021, wird resultierend aus der damaligen Integrationsrichtlinie des Landes, das Projekt „HortErleben" durchgeführt. Auf Grund der positiven Erfahrungen und der sich darstellenden Bedarfe, wurde das Projekt auf alle drei Schwerpunktgrundschulen erweitert, so dass an jeder dieser Schulen eine zusätzliche Fachkraft tätig ist.
Mit Beginn des Schuljahres 2023/24 wurde das Projekt „Lernwerkstatt" eingeführt. In diesem Projekt haben Vorschulkinder mit Migrationshintergrund und Hauskinder die Möglichkeit, an einem sehr niedrigschwelligen Angebot teilzunehmen und somit besteht die Chance auf einen besser gelingenden Schulstart.
Im Schuljahr 2024/25 starteten die Grundschulen „Astrid Lindgren", ,,Erich Weinert" und Diesterweg-Grundschule mit dem Startchancenprogramm des Bundes mit finanzieller Unterstützung des Land Brandenburgs. Der vom Land angewandte Sozialindex „Benachteiligungs-dimensionen Armut und Migration" bestätigte damit unsere Herangehensweise den Fokus auf diese drei Schwerpunktschulen zu setzen.
Dieses Programm setzt sich aus drei Säulen zusammen:
Säule 1: Investitionsprogramm für eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung (RL wird im Sommer 2025 erwartet)
Säule II: Chancenbudget für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung
Säule III: Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams (Schulsozialarbeit und Schulassistenten)
Mit der Säule I stehen dem Schulträger umfangreiche Mittel für Investitionen an diesen Schulen zur Verfügung. Die Schulleitungen signalisierten Bedarfe im Hinblick auf Akkustickdecken, kindgerechte und bewegungsfreundliche Schulhofgestaltung und Anschaffung von Kinderküchen u.ä.
Seit dem 01.07.2025 verfügen alle Schwerpunktgrundschulen über je eine/einen ausgebildete/n Schulsozialarbeiterin und Schulsozialarbeiter sowie je einer Schulassistenz zur Entlastung der Schulleitung und Unterstützung bei der Umsetzung des Förderprogramms.
In 2015 wurde das Netzwerk „Migration" gegründet. Dieses setzt sich aus verschiedenen Akteuren, die im Bereich der Migration involviert sind zusammen und thematisiert dies. Dazu gehören 21 Partner unterschiedlicher Professionen,
Institutionen, Vereine und freie Träger. Auf der Homepage der Stadt Eisenhüttenstadt ist die Übersicht der Teilnehmenden abrufbar.
Zudem bieten die in der Stadt agierenden freien Träger der Kinder und Jugendhilfe im Handlungsfeld offene Kinder und Jugendarbeit, sowie der Verein lnterKultur VielFarben e.V. verschiedene Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche um gemeinsam außerschulisch zusammenzufinden. Beispielhaft sei hier das Spiel Kultur Mobil genannt, die Angebote in den Freizeiteinrichtungen, sowie die verschieden Projekte während der Ferien, um Integration zu fördern.
Wie schätzt die Stadt die Entwicklung in den kommenden Jahren ein und welche weiteren Strategien oder Anpassungen sind geplant?
Aus Sicht der Stadt ist die Entwicklung von Migration aktuell nicht einschätzbar.
Wir werden als Fachbereich die hier genannten Maßnahmen fortführen und weiterentwickeln, weiterhin eng mit den Grundschulen und Horten zusammenarbeiten und die Netzwerkarbeit fortsetzen.
Auf Grund unserer bisherigen Erfahrungen würden wir uns folgende Maßnahmen von der Landespolitik wünschen:
Fortsetzung der Richtlinie „Sprach-Kitas" und Erweiterung auf alle Kindertagesstätten
Verpflichtendes Vorschuljahr
Fortsetzung des Förderprogramms „Kiez-Kita" und Erweiterung auf alle Einrichtungen, die einen besonderen Sozialindex aufweisen (siehe Sozialindex Startchancenschulen)
Anpassung des seit 2001 bestehenden Personalschlüssels im Hort für die geänderten Rahmenbedingungen (Inklusion, Migration, komplexe Familienkonstellationen)
Hilfreich wäre an den Schwerpunktschulen der Einsatz von Regelsprachklassen in kleinen Gruppen sowie die Verminderung der Klassenstärken
Verbesserung der qualitativen Ausbildung von pädagogischen Fachkräften
Als Fachbereich Familie und Schule nehmen wir alle Angebote und Förderprogramme in Anspruch, die die Situation von Kindern, Eltern und/oder Beschäftigten in Kindertagesstätten, Horten und Grundschulen verbessern. Dafür konnten wir im Zeitraum 2011 bis 2025 Fördermittel i.H.v. 1.997 T€ von Bund und Land beziehen.
Umfangreiche Berichte und Erfassungen sind auf der Homepage des Landkreises Oder-Spree unter Startseite/Bildung & Soziales/Sozialplanung und Controlling abrufbar.
Zudem verweise ich auf den Fachausschuss Familie und Soziales vom 23.06.2023, in dem eine sehr umfangreiche Vorstellung und Erörterung zum Thema Migration im Bereich Kita, Hort und Grundschule im Beisein von Schulleitungen sowie der zuständigen Schulrätin und dem Integrationsbeauftragten des staatlichen Schulamtes erfolgte. Für den nächsten Fachausschuss am 11.09.2025 wurde der Landkreis Oder-Spree wegen eines Berichts zur schulischen Bildung angefragt.