17/11/2025
Madeira eine Insel fürs Motorrad?
Eine Reise zurück zu uns selbst
Zwanzig Jahre, so lange ist es her, dass Carmen und ich zuletzt gemeinsam in ein Flugzeug gestiegen sind. Zwei Jahrzehnte, die wie Sand durch die Finger geronnen sind. Manchmal frage ich mich, ob wir überhaupt mitbekommen haben, wie schnell das Leben davonzieht, während wir damit beschäftigt sind, es zu organisieren. Aber keine Sorge uns ging es dabei nie schlecht. 😁
Eines Tages saßen wir Abends auf dem Sofa sahen uns an und wussten: Es ist Zeit für ein neues Abenteuer. Madeira ein Fleck Erde den wir im Coronajahr schon mal auf dem Plan hatten, der auf der Landkarte klein wirkt, aber im Herzen groß wird, sobald man ihn betritt ich sag’s euch.
🌋 Ankommen und schon geht’s los
Madeira empfängt uns nicht mit Sonnenschein, sondern mit Regen, der laut auf die Flugzeughaut trommelt. Eine Begrüßung, die vielleicht ernüchternd wirkt, aber für uns war sofort klar diese Insel wird echt und intensiv. Die Landung auf der berühmten „Betonpfeiler-Piste“ ist unspektakulär, ganz anders als auf den wilden YouTube Videos. Dafür hatten Carmen und ich das Gefühl, erneut eine gemeinsame Reise zu erleben die sensationell wird.
Unser Zuhause für die Zeit auf dem Island wird das Weingut Quinta das Vinhas in Calheta. Bergig, rote Erde, Weinreben, alte Mauern und Ruhe. Ein Ort, der wie ein tiefes Ein- und Ausatmen funktioniert.
🏍️ Die Erste Tour und eine Erkenntnis, Madeira fährt man nicht, man erlebt es
Am ersten Tag rollen wir Richtung Osten. Enge Straßen, die sich an Klippen schmiegen. Ausblicke, die unausweichlich den Atem entscheiden lassen, ob er kurz stehen bleibt oder tief wird. An jedem Miradouro (Ausichtspunkt) öffnet sich eine neue Welt.
Der Wind am Farol da Ponta do Pargo peitscht uns ins Gesicht, und beim Blick in die weite Ferne fühlen wir Freiheit. Der weiße Leuchtturm, die rote Haube, das Meer alles wirkt wie der Anfang einer Geschichte, die wir erst schreiben müssen.
Aufdem weiteren Weg über die Insel ändern sich die Farben allerdings schnell. Hortensien und Schmucklilien begleiten uns wie alte Freunde. Und als wir in die Eukalyptuswälder eintauchen, duftet die Insel plötzlich nach frischem Bonbon. Carmen schießt Fotos ich atme tief durch und könnte hier jetzt grade sitzen bleiben.
Einen weiteren Aussichtspunkt weiter fällt die Insel tief hinab und wir sitzen vor unserem Espresso und einem lauwarmen Pastel de Nata. Warm von innen, während vor uns die Natur explodiert. Madeira macht etwas mit uns. Es entschleunigt und lässt gleichzeitig alles intensiver wirken.
🌊 Porto Moniz, Fanal, Seixal und hey die Magie der Elemente
Die Lavabecken von Porto Moniz wirken, als hätte ein Künstler die Insel mit Lava und Wasser gemalt. Das Meer bricht donnernd an der Küste, während sich Menschen in den Naturpools treiben lassen. Spektakulär und zugleich ein Sammelpunkt für Einheimische und Urlauber. Wir schauen es uns an, sind aber schon bald wieder auf dem Weg,
Über steile Anstiege, durch Nebelwände und mit einem heftigen Temperaturwechsel geht es weiter. Madeira kann an einem Tag Sommer, Herbst und Frühling sein und manchmal sogar alles gleichzeitig.
Auf der Höhe kurz vor Fanal Nebel und 8 Grad auf den schmalen und zugleich von Sträuchern umwachsenen Straßen. Dann der Moment auf dem Plateau von Fanal. Lorbeerbäume, die aussehen, als wollten sie ihre Geheimnisse erzählen. Wir bleiben stehen, schauen uns um und lauschen dem Wind.
Danach folgen die Wasserfälle. Sie zeigen eine weitere wilde Seite der Insel. Einer der berühmtesten ist der Influencer-Wasserfall zwischen Ponta Do Sol und Canhas. Er lässt uns kurz schmunzeln wir crashen die aktuelle Fotoszene, schnappen unser Bild und sind auch schon wieder weg zum nächsten Highlight der Insel.
Einen Tag später startet der lange Marsch zu Rabacal. Acht Kilometer bergab durch die Wälder und natürlich später wieder bergauf zurück. Wir kommen uns vor wie in den schottischen Highlands, aber als wir vor dem Wasserfall stehen, scheint die Welt stillzustehen. Das Wasser fällt mit einer Leichtigkeit von den Felswänden wie in einem tropischen Regenwald und die Menschen sind fasziniert, wir sehen es in ihren und unseren Augen.
🌺 Funchal der Puls der Insel
Funchal ist das wahre pulsierende Herz der Insel. Doch der Weg dorthin über das Hinterland ist leise. Bananenplantagen, Wasserkanäle, schroffe Höhen Madeira überrascht an jeder Ecke mit Blicken und seinen Highlights.
Die tropischen Gärten auf dem Hausberg wirken wie ein Märchen und man sollte sie gesehen haben. Mit der Gondel geht’s hoch und hey mit dem Schlitten wieder runter. Farben, Düfte, Stille einfach schön. Während unten in den Straßen das Leben pulsiert. Menschen, essen, lachen, teilen das Leben in den Restaurants, Parks und der berühmten Markthalle.
Wir trinken Kaffee, beobachten, wie die Zeit langsamer wird und fahren am Ende an der Küste zurück.
🌬️ Canical, Santana und die wilde Westküste
Am westlichen Zipfel trifft das Meer direkt die Steilküste mit einer Kraft, die man deutlich in den Beinen spürt. Die rote Erde klebt nach wenigen Minuten an Kleidung und Haut. Der Wind drückt uns ins Leben zurück. Ein geniales Gefühl sich ihm entgegenzustellen. Die Pressluft des Atlantiks mischt sich mit der Insel. Und wir spüren wieder dieses Gefühl von „wir“ haben hier alles richtig gemacht.
Carmen möchte auf jeden Fall noch mehr sehen, also lassen wir uns von Santana das alte Madeir und Seele zeigen. Reethäuser, Blumen, Handwerk. Ein Kaffee dort fühlt sich trotz der vielen Passanten an wie ein kurzes Gespräch mit vergangenen Zeiten. Einfach schön und voller positiver Energie.
Die Rückfahrt wird ein Gemisch über unzählige Kurven, Täler und Höhen. 270 Kilometer später liegen wir entspannt mit einem Poncha am Pool sind wir müde, glücklich und überwältigt von dem erlebten.
🏁 Bleibt die Frage: Madeira und Motorrad passt das?
Es gibt Inseln, die fürs Motorrad geschaffen und Madeira gehört auf jeden Fall mit dazu. Eine Insel, die dich erst prüft und dann belohnt.
Sieht bietet Tunnel, Wetterwechsel, steile Anstiege.
aber auch jede Menge Freiheit, Farben, Einsamkeit, Naturgewalt und pure Magie.
Wer nur fahren will, wird hier schnell sein Ziel erreichen. Wer erleben will, wird hier finden, was er vielleicht schon vergessen hat.
Für Carmen und mich war Madeira mehr als eine Reise. Es war erneut eine Erinnerung daran, wie wertvoll gemeinsame Zeit ist. Wie gut es tut, manchmal einfach abzubiegen, statt durch den nächsten Tunnel zu blubbern. Und dass es Orte gibt, die genau im richtigen Moment in dein Leben treten.
Eines ist klar, die nächsten zwanzig Jahre werden wir nicht warten. Madeira sieht uns wieder. Und vielleicht diesmal mit noch mehr Zeit im Gepäck.
In diesem Sinne
ab auf die Insel euer Torsten und eure Carmen.