16/07/2025
Heike Reinemann ist Schwimmmeisterin „von Herzen“
Das Parkbad Weende ist wie ihr zweites Zuhause:
Heike Reinemann ist Schwimmmeisterin und seit 2017 als Leiterin des Parkbads tätig. Sie und ihr Kollege Tobias Kiewning kümmern sich an diesem Tag um die Reinigung des Bades, grüßen ihre Stammgäste, öffnen für Kinder den Sprungturm und bewachen die Schwimmer im Becken. „Wir sind eigentlich immer auf Achse, wenn viel Betrieb ist“, sagt die Schwimmmeisterin über ihren Job.
Trotzdem genießt Reinemann ihre Arbeit: „Es kann schon stressig werden, aber ich nehme jeden Tag so wie er ist und mache das Beste daraus.
Mir macht der Job Spaß. Ich mache ihn von Herzen.“ Da sie schon „seit Jahrzehnten“ als Schwimmmeisterin arbeitet, hat Reinemann viel zu berichten: über ihren Alltag, unaufmerksame Eltern und wie sie in einem vollen Schwimmbad nie den Überblick verliert.
Reinemann beaufsichtigt teilweise über 2000 Menschen
Zu ihrem Beruf fand Reinemann sehr schnell: „Die Empfehlung kam damals von der Berufsberatung, weil ich etwas mit Sport machen und mit Menschen zu tun haben wollte“, erzählt sie. Und mit Menschen hat sie als Schwimmmeisterin sehr viel zu tun. Im Hochsommer besuchen regelmäßig über 2000 Gäste am Tag das Bad. An besonders heißen Tagen sind drei bis vier Personen zur Badeaufsicht eingeteilt, die über das Gelände gehen, Präsenz zeigen und Ausschau halten. Dank ihrer Erfahrung weiß Reinemann, wie sie sich trotz Lärm und Getümmel auf das Wesentliche konzentrieren kann. Selbst wenn sie sich unterhält, ist ihr Blick stets auf das Becken gerichtet.
An Tagen, an denen sich Tausende Menschen auf der Liegewiese und in den Becken tummeln, sind Reinemanns Fähigkeiten als Pädagogin und Streitschlichterin gefragt. Es gebe immer ein paar Ausreißer, die austesten würden, wie weit sie gehen könnten, sagt Reinemann: „Man ermahnt dann die Kids oder Erwachsenen, aber im Großen und Ganzen geht das immer gesittet zu.“ Doch wenn Reinemann per Mikrofon die Gäste auf dem Sprungturm ermahnt, mehr Abstand zu halten, ist sie auf dem ganzen Gelände zu hören.
Wenn mildere Temperaturen herrschen, sind nur eine Handvoll Schwimmer im Parkbad. Die meisten von ihnen sind Stammgäste. Zwischen ihnen und den Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeistern herrscht ein familiäres Verhältnis. Goska und Peter Gallwitz gehören zu den Stammgästen. Sie kennen Reinemann schon, seitdem sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat. „Ich würde nirgendwo anders in Göttingen ins Schwimmbad gehen, weil das Team hier so wunderbar ist“, erzählt Goska Gallwitz, die ihre Enkelkinder gerne in die Obhut der Schwimmmeister Reinemann und Kiewning gibt.
„Alles wird vom netten Team betreut. Sie haben alles im Auge. Man hat das Gefühl, die sind überall, auch wenn es voll ist“, ergänzt das Ehepaar, das das Parkbad als Mitglieder im Förderverein unterstützt.
In den vergangenen Jahren gebe es immer mehr Kinder, die nicht schwimmen können, nennt Reinemann ihren Eindruck. „Das Problem ist, dass Eltern der Meinung sind, dass die Bademeister schon die Aufsicht übernehmen und für sie das Handy und alles drumherum wichtiger wird als die Kinder“, sagt die Schwimmmeisterin. Sie warnt, dass man schon in einer Pfütze ertrinken könne. Daher Reinemanns Tipp: „Den Kindern Schwimmflügel anzuziehen, hilft schon immens. Und einmal mehr auf die Kinder zu schauen als aufs Handy, hilft allen.“
Außerdem empfiehlt sie: „Man muss akzeptieren, dass man nicht alleine im Bad ist, sondern sich hier viele Gäste erholen wollen. Wenn jeder ein bisschen Rücksicht auf den anderen nehmen würde, wäre alles entspannt.“
Neben der Badeaufsicht ist Reinemann vor allem für die Reinigung und Prüfung der Wasserqualität im Naturbad verantwortlich. Dafür ist sie täglich schon zwei Stunden im Einsatz, bevor das Parkbad überhaupt seine Tore öffnet. In ihrer Kernkompetenz, dem Retten von Menschen, seien die Aufsichten zum Glück nur selten gefordert.
Wie oft es zu Notfällen kommt, kann Reinemann nur schwer beziffern. Es komme immer darauf an, wie sich die Gäste benehmen würden: „Es gibt Kollegen, die haben noch nie irgendwelche schwerwiegenden Notfälle gehabt. Manchmal passiert monatelang nichts und dann ganz viele Sachen auf einmal“, berichtet die Schwimmmeisterin. Und: „Für jeden Tag, an dem nichts passiert, sind wir dankbar. Und wenn etwas passieren sollte, sind wir da.“
Von Moritz Longerich - GT Online 16.07.25