
23/05/2025
Am Anfang war das Universum ein Ei.
Und nicht irgendeins – ein sehr stilles Ei. Gedrechselt aus Elsbeere, in feinstem Vakuum gelagert, hochglanzpoliert auf Korn 600.
Es war warm, leicht elliptisch und enthielt – wie man später herausfand – alle grundlegenden Zutaten für Raum, Zeit, Gravitation und gelegentliche Schrankknöpfe.
Im Inneren dieses ersten kosmischen Objekts tagte der Walnussrat der Weisen – eine Gruppe leicht zerfaserter, aber überaus brillanter Vertreter des botanisch-holzigen Universums.
Sie hatten sich um eine zentrale Faserstruktur versammelt und diskutierten über den genauen Moment der Expansion.
„Sind wir wirklich bereit für eine Raumzeit?“, fragte die jüngste Nuss.
„Ich hab noch Rinde in den Taschen“, klagte eine andere.
„Wir könnten das Ei einfach ein kleines Stück rollen lassen und schauen, ob’s klickt“, schlug die Elsbeere vor, die für praktische Lösungen bekannt war.
Da trat, wie es in alten Protokollen heißt, ein winziger Messingkeil aus dem Inlay hervor – niemand weiß bis heute, wie er da reinkam – und sorgte für das nötige Ungleichgewicht.
Das Ei kippte.
Ein sanftes „tok“ auf der Oberfläche der Wirklichkeit.
Ein Schatten wurde geboren. Dann Licht. Dann das Internet.
Seither ist das Universum in Bewegung.
Und dieses Ei – nun ja, es ist eine Erinnerung an diesen Ursprung. Handgedrechselt. Elsbeere. Einzelstück.