08/09/2025
Wer unsere Pixelbücher kennt, der weiß, dass ich ein großer Fan überbordender, "kreatürlicher Details" bin. Will heißen: Wenn von überall her irgendwelche verschrobenen, vorzugsweise animalischen bis monströsen Gestalten über die Seiten wimmeln. Das hat zum einen mit meiner Prägung durch die frankobelgische Comic-Szene, aber auch meiner Vergangenheit als Pen-and-Paper-Spielleiter zu tun – denn natürlich kommt jedes Rollenspiel-Regelwerk, das etwas auf sich hält, mit einem eigenen Bestiarium. Also einer monströsen Enzyklopädie, die (hoffentlich) farbenfroh die Flora und Fauna der Spielwelt beschreibt – vor allem den aggressiveren Teil, den man dann Runde für Runde mit Schwert oder Magie filetiert bis flambiert.
Heute sind solche "Bestiarien" längst nicht mehr auf das Pen-and-Paper-Feld beschränkt: Reich illustrierte Nachschlagewerke über furchteinflößende bis verschrobene Gestalten beschreiben die Bewohner fantastischer oder futuristischer Buch-, Film- und Spiele-Kosmen. Manchmal turnen sogar in niedliche Kreaturen verwandelte "Monster des Alltags" ("erforscht und illustriert" von Christian Moser, erschienen bei Knaur) wie "Ignoranz", "Rechthaberei" oder "Käuflichkeit" über die Seiten einer solchen Enzyklopädie.
Und gelegentlich entstehen diese Werke auch einfach mal so – ganz ohne einen narrativen Hintergrund oder ein Regelwerk, die sie zusammenhalten und vielleicht in Daten- bzw. Tabellenform binden würden. Dann geht es nicht notwendigerweise um einen praktischen Einsatzzweck für das Werk – sondern einfach nur um die Lust am hemmungslosen "Rum-Monstern". Und entstehen in unserem Kopf vielleicht ganz von selbst Geschichten rund um die diese fremdartigen bis lustigen Kreaturen.
Je fantasievoller und schöner illustriert dieses "Bestiarium zum Selbstzweck" ist, desto besser funktioniert es – und nach diesen Maßstäben hat meine liebe Kreativ-Kollegin Aina Theede mit ihren "Flussviechern" ganz hervorragende Arbeit geleistet. Zwar hat das klitzekleine Nachschlagewerk rund um aggressives Schleim-, Flossen- und Pelzgetier nur etwa 40 Seiten und damit eher den Charakter eines Surival-Notizbuchs als einer echten Enzyklopädie (tatsächlich will Aina das vorliegende Werk ausbauen), aber immerhin war es ursprünglich auch "schlicht" als Geschenk für einen guten Freund gedacht. Und trotzdem habe ich mich mit gelungen verwortspielten Kreaturen wie "Randaalen", "Bisonratten", "Flachpfützenhaien" und "Schlinguinen" nebst passender Ausrüstungstipps und einem kleinen Einführungs-Kapitel über "Mutations-Biologie" immer wieder echt bestialisch gut amüsiert.
Klarer Fall: Die "Flussviecher" sind der perfekte Wegbegleiter für falloutische Spielleiter und alle, die entweder den Weltuntergang gar nicht erwarten können oder die sich beim Postapokalypsen-Cosplay und -Live-Rollenspiel gut informiert fühlen möchten – über das, was gleich aus dem Sumpfgras springen könnte.
Aktuell bietet Aina (wenn ich das richtig verstanden habe) ihre "Flussviecher" für die um die 25 Euro auf passenden Events persönlich oder auf direkte Online-Nachfrage an … z.B. hier auf FB, wo Ihr sie unter "AinaZeichnet" findet. Und Publishing-Profis, die ihre Mini-Monstrosität in Händen halten, die werden mit Sicherheit nicht anders können, als die talentierte Berlinerin mit Aufträgen regelrecht zu bewerfen.