29/09/2025
Netzfund: Inzwischen werden fast im Wochentakt neue Tempel für den Sandgott angekündigt.
Im Rahmen von Projekt Stargate investiert OpenAI gerade 400 Milliarden US-Dollar in den Bau von Rechenzentren, deren kombinierte Leistungsaufnahme bei 7 Gigawatt liegen wird. 7 GW. Das ist so viel, wie 7 Kernkraftwerke liefern.
Bis Ende 2025 soll das Investitionsvolumen auf 500 Milliarden steigen und die prognostizierte Leistungsaufnahme auf 10 GW.
Meta wird voraussichtlich den weltweit ersten Rechenzentrums‑Supercluster der 1‑GW‑Klasse ans Netz bringen. Das Projekt heißt Prometheus und die Fertigstellung ist für kommendes Jahr geplant. Außerdem hat Meta mit dem Bau von Hyperion begonnen, das in den kommenden Jahren bis 5 GW hochskalieren soll. Hyperion soll so groß wie ganz Manhattan werden.
Seit einigen Monaten wirbt Meta aggressiv KI‑Forscher und ‑Entwickler bei Mitbewerbern ab. Vergütungspakete für Top-Entwickler erreichen 8-stellige Summen. Einen Top-Ingenieur von Apple warb Meta kürzlich mit einem Angebot über 200 Millionen USD für 7 Jahre ab.
Mark Zuckerberg: „Wir werden aggressiv investieren. Wenn wir ein paar Hundert Milliarden in den Sand setzen, wäre das natürlich Mist, aber lange nicht so schlimm wie im Wettlauf zur Erschaffung von Superintelligenz zurückzufallen.“
Sam Altman über OpenAIs jüngsten Deal mit nVidia: „100 Milliarden Dollar sind nicht viel. Dafür kriegt man 1 Million GPUs. Wir brauchen Milliarden von GPUs. Wir sind 3 Größenordnungen davon entfernt, wo wir sein wollen. … Ultimativ besteht unser Ziel darin, eine Fabrik zu bauen, die jede Woche KI-Infrastruktur mit einer Kapazität von 1 GW herstellt. … Es klingt ambitioniert, aber wir wollen unsere heutige Kapazität in den kommenden 8 Jahren um den Faktor 125 steigern und im Jahr 2033 Rechenzentren mit insgesamt 250 GW betreiben.“
Elon Musk über xAI: „Es ist egal, wie viel die anderen investieren. Wir werden die Ersten sein, die Rechenzentren der 1-GW-Klasse bauen und wir werden auch die ersten sein, die Rechenzentren der 10-GW-Klasse, der 100-GW-Klasse und der 1-TW-Klasse bauen.“
Rechenzentren brauchen übrigens rund um die Uhr stabile Bandenergie, die Solar und Wind nicht liefern. Laut den Grünen soll es Grundlast in Zukunft ja gar nicht mehr geben. Grundlastfähigkeit sei von gestern. Die Industrie der Zukunft werde flexibel zu‑ und abgeschaltet – je nachdem, ob gerade Wind weht oder die Sonne scheint. In Wahrheit passiert das Gegenteil: Aufgrund der Digitalisierung und der KI-Revolution sinkt die Grundlast nicht, sondern vervielfacht sich.
Die 109 KI-Aktien im Goldman Sachs TMT AI Basket haben inzwischen eine Marktkapitalisierung von 29,2 Billionen USD erreicht. Das ist fast so viel wie das gesamte BIP der USA – und 12 Mal mehr als die kombinierte Marktkapitalisierung aller DAX-Unternehmen.
Man muss verstehen: Diese KI-Propheten sind tatsächlich davon überzeugt, dass sie dabei sind, Gott zu erschaffen. Mit „Gott“ ist eine Superintelligenz gemeint, die dazu in der Lage ist, ganze Galaxien zu beherrschen und nach ihrem Willen umzugestalten. Deren Fähigkeiten also – dem dritten Clarkeschen Gesetz folgend – von Magie nicht mehr zu unterscheiden sind. Deus ex machina.
Wie sonst sollte man Aussagen wie die von Altman und Zuckerberg erklären. Dass ihnen ein paar Hundert Milliarden völlig wurst sind. Klassische betriebswirtschaftliche Überlegungen können derart beispiellose Investitionsvolumina kaum rechtfertigen. Mit kapitalistischem Profitdenken hat das alles nicht mehr viel zu tun. Doch wenn sie recht haben und wirklich eine Superintelligenz aus der Taufe heben, ist das natürlich egal.
Sind all diese Leute und ihre Teams dem Größenwahn anheimgefallen? Dann wäre die KI‑Bubble größer als die Dotcom‑Bubble. Oder haben sie recht? Sie selbst glauben jedenfalls an die Prophezeiung und haben ihre Entscheidung getroffen. Eher riskieren sie den Bankrott als eine Niederlage in diesem Wettlauf.
Wie auch immer: Wenn KI auch nur ein Hundertstel der von diesen Visionären erwarteten Fähigkeiten entwickelt, dann wird die Zukunft der Menschheit in den USA und in China entschieden. Wir haben jahrzehntelang alles dafür getan, dass Zukunftstechnologien in Europa keine Chance haben.