09/10/2025
Heute war es endlich soweit: Ich durfte in meiner Vorlesung für die Mediengestalter am BFW Koblenz über den großen Philosophen der Postproduktion, Walter Murch, sprechen – und über seine berühmte Regel der 6 aus seinem wegweisenden Buch „Ein Lidschlag ein Schnitt“.
Das Wichtigste dabei? 👉 Gefühl geht über alles.
Noch vor Rhythmus, Handlungskontinuität oder Blickrichtung entscheidet die Emotion, ob ein Schnitt funktioniert.
💡 Für mich war das ein besonderer Moment: Zu zeigen, dass Postproduktion eben nicht nur Handwerk ist, sondern Kunst.
Gerade jetzt, in einer Welt, die immer stärker von KI geprägt wird, ist das wichtiger denn je. Denn während Maschinen Muster erkennen und Berechnungen anstellen können, fehlt ihnen das Entscheidende: das Gefühl.
Ein Schnitt kann technisch „richtig“ sein – aber nur, wenn er das Herz berührt, wird er tatsächlich "funktionieren". Diese Ebene entsteht aus Intuition, Erfahrung und Empathie. Genau hier liegt die Kraft von uns Editor*innen: Wir erschaffen Verbindungen, die über reine Logik weit hinausgehen.
Und genau das ist es, was mich an Walter Murch immer fasziniert hat: Trotz all seiner Meisterleistungen in den unterschiedlichsten Bereichen hat er nie aus den Augen verloren, worauf es im Kern wirklich ankommt – das Menschliche. Etwas, das keine KI je ersetzen kann. Besonders empfehlenswert sind übrigens seine tiefgründigen Gespräche mit dem Schriftsteller Michael Ondaatje – ein Schatz für alle Kreativen und natürlich vor allem für Filmschaffende.
Murchs philosophischer Blick auf das Filmemachen begleitet meine eigene Arbeit seit vielen Jahren. Ganz gleich, ob es sich um einen schlichten Imagefilm oder eine aufwendige Dokumentation handelt: Am Ende zählt nur eines – das Gefühl muss stimmen. Genau das hat auch meine Teilnehmenden am BFW Koblenz spürbar erreicht – der Moment, in dem sie verstanden haben, dass Schnitt nicht nur Technik ist, sondern Kunst, die Menschen berührt.