31/07/2025
VW-Chef hofft auf individuelle Zollvergünstigungen im Austausch gegen Investitionen
Europas größter Autohersteller Volkswagen setzt darauf, dass Investitionszusagen in den USA dazu beitragen können, günstigere Zollbedingungen zu erzielen, sobald ein umfassendes Handelsabkommen zwischen Washington und Brüssel erreicht ist. Das erklärte Vorstandschef Oliver Blume gegenüber Investoren.
Während die Verhandlungen zwischen der EU und den USA – mit Frist bis zum 1. August – andauern, prüfen europäische Automobilhersteller Möglichkeiten für Investitionen oder Produktionsverlagerungen in die USA. Ziel ist es, Präsident Donald Trump entgegenzukommen und die Zölle zu senken.
„Wir hoffen auf ein ausgewogenes Abkommen zwischen den USA und der EU, das fairen Handel zwischen den Regionen ermöglicht“, sagte Blume und verwies auf die spürbaren Belastungen durch Zölle im zweiten Quartal.
Er rechnet mit einem 15-prozentigen Zollsatz für EU-Fahrzeuge, ähnlich der kürzlich mit Japan vereinbarten Regelung. Darüber hinaus sei ein separates Abkommen speziell mit Volkswagen denkbar, sobald der Handelskonflikt beigelegt ist.
„Wir haben ein sehr attraktives Investitionspaket, das wir dort umsetzen wollen“, erklärte Blume und ergänzte, dass das Unternehmen sich bereits in „guten Gesprächen“ mit der US-Regierung befinde.
Führende Vertreter europäischer Konzerne haben sich in Washington für Entlastungen ihrer Branchen eingesetzt und Investitionen in den USA zugesagt – auch, um Trumps Ziel einer Stärkung der US-Industrie zu unterstützen.
Gleichzeitig wäre es ungewöhnlich, wenn ein einzelnes Unternehmen ein eigenes Zollabkommen aushandeln könnte – dies könnte gegen WTO-Regeln verstoßen. Ein Vertreter eines konkurrierenden Herstellers äußerte Skepsis: Sollte VW tatsächlich Sonderkonditionen erreichen, würde dies „Chaos“ auslösen, da andere Firmen ähnliche Ausnahmen fordern könnten.
Im Jahr 2024 exportierte Europa rund 758.000 Fahrzeuge im Wert von etwa 39 Milliarden Euro in die USA – mehr als das Vierfache der Fahrzeugimporte aus den Vereinigten Staaten.
Auf Nachfrage zu konkreten Investitionsplänen in den USA sprach Blume lediglich von einem „skalierbaren Programm“ mit klar wirtschaftlicher Grundlage. Außerdem sei die Eröffnung eines Audi-Werks in den USA im Gespräch – bislang produziert die Premiummarke dort nicht.
Bereits im Februar hatte Audi angekündigt, die Produktion auszubauen. Seit 2023 erwägt das Unternehmen eine stärkere Präsenz in Nordamerika – angetrieben durch Steueranreize des Inflation Reduction Acts unter Ex-Präsident Joe Biden. Die neuen Zölle verstärken diesen Impuls zusätzlich.
Anfang Juli verhandelte die EU-Kommission mit den USA über Maßnahmen zum Schutz der europäischen Autoindustrie – darunter Importquoten und Ausgleichsregelungen für EU-Exporteure.
Auch wenn ein 15-prozentiger Zollsatz als wahrscheinlich gilt (und damit eine drohende Erhöhung auf 30 % zum 1. August verhindert werden könnte), sehen Branchenbeobachter das Ergebnis kritisch. Vertreter wie Laurent Favre, CEO des französischen Zulieferers OpMobility, sehen die EU in einer schwachen Verhandlungsposition:
„Kurzfristig lässt sich sagen, dass wir das Schlimmste wohl abgewendet haben – aber das macht den Deal noch lange nicht gut. Letztlich zeigt sich ein klares Ungleichgewicht in den Beziehungen.“