16/09/2025
Und hier ist die zweite Rezension - besten Dank an The Anti Archive - mega stark!!!
Vor rund zweieinhalb Jahren flatterte mit „Virulent“ das letzte Album der Hagener Hardcore-Punk-Band Manege Frei auf meinen Tisch – ein wütendes, kompromissloses Brett, das keinen Hehl daraus machte, wo die Band politisch steht. Jetzt melden sich die Jungs mit „War Times“ zurück und setzen noch einen drauf: Sieben Songs, knapp 18 Minuten Spielzeit – und trotzdem ein Statement, das lange nachwirkt. Schon der Opener macht unmissverständlich klar: Hier ist nichts glattgebügelt, nichts weichgespült. Stattdessen: Druckvolle Gitarren, gnadenlose Drums und eine Stimme, die nicht bittet, sondern fordert. Die Vocals sind angepisst, rau, aber gleichzeitig pointiert – kein stumpfes Gebrüll, sondern Ausdruck pur. Manege Frei schreien nicht einfach nur gegen Missstände an – sie benennen sie. Klartext gegen Faschos, Militarismus, Systemversagen und eine Welt, die mehr und mehr aus den Fugen gerät.
Musikalisch hat sich seit dem letzten Release einiges getan. Die Band klingt reifer, fokussierter – ohne an Energie verloren zu haben. Im Gegenteil: Der Sound ist dichter, direkter, ohne überproduziert zu wirken. Man spürt, dass hier Herzblut drin steckt. Wo „Virulent“ noch roh und teilweise ungezähmt wirkte, ist „War Times“ ein durchdachter Tritt in die Magengrube – in bester Hardcore-Punk-Manier. Was besonders auffällt: Die Songs bleiben trotz ihrer Aggressivität abwechslungsreich. Hier wird nicht einfach Schema F durchgeprügelt – vielmehr gelingt es der Band, in kurzen Tracks Spannungsbögen zu erzeugen, Breaks clever zu setzen und auch mal das Tempo zu variieren, ohne den Druck rauszunehmen. Das sorgt dafür, dass die Platte trotz ihrer Kürze wie ein kleines Gesamtkunstwerk wirkt.
Inhaltlich bleibt Manege Frei unbequem – und das ist auch gut so. Statt sich im Belanglosen zu verlieren oder auf Szene-Floskeln zurückzugreifen, liefern sie klare politische Kante. Dabei wird aber nicht mit dem moralischen Zeigefinger gewedelt, sondern mit der Faust auf den Tisch gehauen. Es ist diese Mischung aus Wut, Haltung und musikalischer Präzision, die „War Times“ so stark macht.
Ob im schweißnassen Club oder auf Platte – diese Songs entfalten ihre Wirkung sofort. Das ist Hardcore-Punk, wie er sein muss: laut, ehrlich, unbequem.
Wer auf Bands wie Rawside oder alte Schleim-Keim steht, dürfte sich bei Manege Frei gut aufgehoben fühlen. „War Times“ ist mehr als nur ein musikalisches Lebenszeichen – es ist ein klares Zeichen gegen die Verrohung der Gesellschaft und ein leidenschaftlicher Aufruf, Haltung zu zeigen.
Das Vinyl ist auf 300 Stück limitiert – und das aus gutem Grund. Solche Platten gehören nicht ins Streaming-Nirvana, sondern aufs Regal, in die Sammlung – am besten direkt auf den Plattenteller. Erhältlich ist das gute Stück direkt bei der Band oder über Kloppstock Records.