
24/07/2025
Julie bleibt still (OT: Julie zwijgt)
Tennis ist Julies (Tessa Van den Broeck) Leben. Training, Schule, Match – viel Zeit bleibt da nicht mehr. Als aufstrebendes Talent steht die Jugendliche kurz davor, in das Förderprogramm des belgischen Tennisverbands aufgenommen zu werden, als ihr Trainer Jeremy aufgrund fragwürdiger Trainingsmethoden suspendiert wird. Auslöser ist der Selbstmord von Aline, einer Nachwuchsprofispielerin und ehemaligen Schülerin Jeremys. Die Vereinspräsidentin leitet eine Untersuchung ein, alle Spielerinnen werden befragt, doch Julie bleibt still.
Leonardo Van Dijl legt sein Regiedebüt formal ruhig an. Die beobachtende Kamera bleibt auf Distanz, lauscht immer wieder Gesprächen, die sich allmählich zu einem Gesamtbild fügen. Zunächst telefoniert Julie noch heimlich mit Jeremy, willigt sogar zu einem Treffen ein. Einiges wird angedeutet, vieles bleibt im Verborgenen, gerade genug, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Julie behält ihre Meinung für sich, doch in einem selbst gewählten Reifeprozess findet sie zu ihrer eigenen Stärke und Haltung und löst sich aus der Umklammerung der Fremdbestimmung. Ein nachdenklicher Film mit der Newcomerin Tessa Van den Broeck als nuancenreiche Julie, der zeigt, wie schwer es ist, das Schweigen im abhängigkeitsgeprägten Spitzensport zu brechen. (Martin Nguyen)
Regie: Leonardo Van Dijl
B/SWE 2024, 100 Minuten