
10/05/2025
HABEMUS...
Vor kaum zwei Tagen haben die Massen den Schornstein beobachtet, und schließlich erschien der lange ersehnte weiße Rauch. Die berühmte Aussage Habemus papam! ertönte, die ausreichte, um Tausende in einen vermeintlich heiligen Wahnsinn zu stürzen. Auf dem Petersplatz wogte das Volk, ekstatisch verfolgte jeder das Wort des neuen Papstes, XIV. Leo.
Es wäre eine zu einfache und vereinfachende Aussage, zu sagen, dass wir heute Zeugen eines historischen Ereignisses waren. Vielleicht realisiert die Mehrheit der christlichen Welt nicht, wie weit wir an diesem Meilenstein gekommen sind. Der Führer der politischen Großmacht und des religiösen Machtzentrums stammt zum ersten Mal in der Geschichte aus demselben Land. Die Fäden beginnen sich zu verbinden. Wer Augen und Ohren hat, lese, höre und verstehe. Denn es gibt viel zu verstehen.
Christen und christliche Brüder, es sollte nicht der Grund für unseren Jubel sein, dass es wieder einen Papst gibt. Vor kaum einem Monat feierten wir das Osterfest, aber nirgends konnte man sehen, dass jemand sich so freute über das Opfer und die Auferstehung von Jesus Christus für uns, die Erlösung von der Sünde, wie über einen sterblichen Menschen, der für eine Weile das weiße Gewand trägt. Niemand tanzte vor Freude auf den Straßen, niemand schwenkte eine Fahne und rief Halleluja, weil wir einen lebendigen, wahren und heiligen Fürsprecher im Himmel haben. Oh, dass wir doch erkennen könnten, was oder wer das Zentrum unseres Lebens ist!
Nach der Papstwahl berührten mich besonders zwei Dinge. Lassen Sie mich nun nur das zweite erwähnen.
Nachdem sich die Menge auflöste und nur noch ein paar Hundert auf dem Platz blieben, erklang ein Gesang. Zunächst nur verschwommen, da das Hintergrundrauschen der feiernden Menschen ihn übertönte, dann jedoch immer stärker, fast verzweifelt, in den römischen Wind gesungen, das Bild beschwörend, das einst auf der Titanic spielte: „Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir! / Drückt mich auch Ku**er hier, drohet man mir,
soll doch trotz Kreuz und Pein dies meine Losung sein:/ Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!"
Es war bewegend zu hören... Näher, mein Gott, zu dir... Damals war das Schiff beinahe vom Wasser bedeckt, und die Musiker spielten unermüdlich weiter, so lange es noch möglich war. Bald zog ein gewaltiger Strudel das Schiff in die Tiefe...
Warum einige heute auf dem Petersplatz dieses Lied sangen, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Vielleicht wollten sie auf etwas aufmerksam machen? Versuchten sie, die Gedanken woanders, auf etwas anderes zu lenken? Oder läuteten sie eine unsichtbare Notglocke?
Meine Herren, würde der damalige Musiker sagen, das Schiff sinkt. Noch nicht auffällig, noch nicht für jeden sichtbar. Aber das Schiff sinkt. Wissen wir, auf was wir reisen und wohin wir steuern?
Habemus Deum. Wir haben Gott. Unveränderlich, ewig und zuverlässig. Er hatte nur eine Arche und heute nur ein Rettungsboot. Aber an seiner Seite droht kein Strudel.