22/09/2025
Es gibt sie, die Momente, da möchte ich weinen, und zwar so bitterlich weinen, dass meine Tränen waagrecht wegspritzen und das halbe Land ertränken.
Wir bilden an den WIFIs in 8 Österreichischen Bundesländern Fremdenführer:innen aus. Die absolvieren im Zuge ihrer Ausbildung auch einen wirtschaftlichen Teil, nämlich die Unternehmerprüfung. Wenn sie die und die fachspezifische Prüfung geschafft haben, melden sie bei Magistrat oder Bezirkshauptmannschaft ein GEWERBE an, damit sind sie UNTERNEHMER. Dann zahlen sie
- Sozialversicherungsbeiträge,
- Einkommensteuer,
- Kammerumlage,
- Tourismusbeitrag,
- ...
und sie brauchen eine gute Haftpflicht- und Rechtschutzversicherung, tunlichst auch ein Ansparmodell für eine Zusatzpension.
Das alles verursacht KOSTEN, Fixkosten sogar, die fallen auch dann an, wenn man nichts verdient.
Wie man dann auf die Idee kommt, ein "Zahle, was es dir wert ist"-Produkt zu bewerben, wird sich mir nie erschließen.
• Ist es Verzweiflung, weil zu wenig Aufträge hereinkommen?
• Passt der Preis nicht, um den man arbeitet? Sprich: Aufträge sind in ausreichender Zahl da, aber das Einkommen reicht trotzdem nicht?
• Oder appelliert man damit an das Gewissen der Teilnehmer ("Jetzt habe ich dich solang bespaßt und war klug und sogar nett, mach' auf den Geldbeutel und zeig', dass du den Anstand hast, mich ordentlich zu bezahlen").
• Ist man sich der Qualität und des Wertes der eigenen Leistung so wenig bewusst, dass man sich nicht traut, einen entsprechenden Preis zu verlangen?
• Hofft man, der Einkommensteuer zu entkommen, weil man ja offiziell nichts verlangt hat?
● Und vor allem: ist sich der/die Kolleg:in darüber im klaren, was solche Aktionen für den Rest der Branche bedeuten??? (Disclaimer: sowas ruiniert die Preise, weil: "wenn der/die gratis arbeiten kann, warum dann du nicht?!")
Es ist alter Spruch, der sich immer wieder bewahrheitet: "Was nichts kostet, ist nichts wert" oder - etwas härter in der Aussage: "Wer bei den Preisen die Hose runterlässt, kriegt sie nie wieder hoch!"
Wie will man denn morgen rechtfertigen, dass ein Produkt, das gestern noch ein Zahle-was-es-dir-wert-ist war, plötzlich (wieder) einen fixen Preis hat? Oder für eine andere Kundengruppe (Gruppenreise) einen vorgegebenen Preis hat?
Ich sage jetzt explizit nicht: "Tue nichts Gutes" - ganz im Gegenteil! Es gibt Gruppen, die sich aus Gründen mit meinen Preisen schwer tun - und die trotzdem Anfragen, ohne einen Preisnachlass zu erbitten. Für die habe ich im Jahr eine bestimmte Anzahl an Gratisführungen - weil ich weiß, dass es mir gut geht und ich so der Gesellschaft quasi etwas zurückgeben will. Das ist meine persönliche Angelegenheit, da red' ich sonst nicht drüber - aber mich von der Großzügigkeit von Hinz und Kunz abhängig zu machen, das fiele mir nicht ein.