19/09/2024
Ein letztes Mal mit dem Autozug: Drehschluss im Alpenrheintal
Jetzt ist es also soweit: ein Projekt, das mich seit Jänner 2023 begleitet hat, neigt sich dem Ende zu. Ein letztes Mal nehme ich den Autozug nach Vorarlberg, um die noch fehlenden Aufnahmen für die Dokumentation über das Alpenrheintal zu drehen. Für mich ist diese Fahrt zugleich die perfekte Gelegenheit, um die bisherige Produktion noch einmal R***e passieren zu lassen.
Auf den ersten Blick ist das Projekt vielleicht weniger spektakulär als etwa Dreharbeiten in Guatemala, aber es hat sich sehr schnell gezeigt, dass auch - oder gerade - hinter weniger exotischen Schauplätzen extrem Spannendes zu entdecken ist. Im Fall vom Alpenrheintal geht es um die Herausforderung in einem extrem dicht besiedelten Gebiet die Interessen von Naturschutz und Wirtschaft gleichermaßen wahrzunehmen. Als Naturfilmer habe ich mich mit meinem Kollegen, dem Ornithologen Leander Khil in über 100 Drehtagen mit der Thematik befasst, wie Renaturierung und Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Biodiversität funktionieren können und zahlreiche positive Beispiele festhalten können.
Im Kleinen das Große entdecken und von der Natur mit unerwarteten Bildern überrascht werden – das sind die Momente, die den Naturfilm für mich so einzigartig und spannend machen.
Im Alpenrheintal war beispielsweise der Streit zwischen zwei Wachtelkönigen ein solcher Moment. Für diese stark gefährdete Vogelart, von der es in Österreich nur noch ca. 50 Brutpaare gibt, wurden mittlerweile zahlreiche Schutzmaßnahmen umgesetzt und doch bekommt man diese Vögel extrem selten zu sehen. Nach vielen Stunden, die wir am Rand einer Streuwiese verbracht und schon an einen Abbruch der Dreharbeiten gedacht hatten, tauchten aus dem Nichts gleich zwei Wachtelkönige auf einem kleinen Schotterweg auf. Dieser Weg war ganz offensichtlich die Reviergrenze und wir wurden Zeugen eines Konfliktes. Einerseits war dieser Moment, den ich mit der Kamera einfangen konnte, ein tolles Beispiel dafür, wie Schutzmaßnahmen wirken, andererseits wurde mir wieder einmal bewusst, wie sehr der Mensch schon in die Natur eingegriffen hat und welchen dramatischen Auswirkungen unser Handeln oft hat.
Als Naturfilmer will ich genau diese Zusammenhänge zeigen und wieder das Bewusstsein wecken, dass auch wir Teil der Natur sind und nicht losgelöst von ihr existieren können. Dass man als Mensch von der Tierwelt aber nicht immer nur als Störfaktor wahrgenommen wird, durfte ich während der Dreharbeiten auf besondere Weise erleben. Ich hatte auf dem linken Rheindamm meinen Posten bezogen, um überwinternde Brachvögel im Rheindelta zu filmen. Eine ruhige Szenerie, in der ich über einen längeren Zeitraum viele ähnliche Bilder einfangen konnte. Bis ich plötzlich das Gefühl hatte, selbst beobachtet zu werden. Als ich mich langsam umwandte, saß neben mir tatsächlich ein Fuchs, der ohne Scheu noch eine Weile bei mir blieb und mir einen der großartigsten Momente während der Dreharbeiten bescherte.
Selbst versuche ich natürlich auch meinen Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz leisten. Aus diesem Grund habe ich auch die Anreise mit dem Autozug gewählt. Die 28 Fahrten von Kärnten nach Vorarlberg, die mir schon fast zum Ritual geworden sind, haben ca. 30 000 Autokilometer eingespart. Auch wenn es nicht immer die schnellste und günstigste Variante war, würde ich es immer wieder so machen. Nun findet dieses Ritual aber fürs Erste ein Ende und es gilt nur noch die letzten Bilder einzufangen. Diesmal leider ohne meine Kollegen Leander Khil, der sich nach Dreharbeiten in Guatemala im August noch von einer schweren Erkrankung erholen muss.
Es stimmt mich durchaus etwas wehmütig, dass der Drehschluss für dieses tolle Projekt bereits erreicht ist, auch wenn mich die Landschaft des Alpenrheintals in der Postproduktion noch eine Weile begleiten wird.
Im Winter 2024/25 ist übrigens die Ausstrahlung geplant – ihr dürft euch auf spannende Aufnahmen von einem besonderen Stück Österreich freuen!
Ein Filmprojekt in Kooperation mit ORF Universum und SRF, gefördert vom Land Vorarlberg und der Kärntner Filmförderung.