30/10/2025
Morgenpost! Kommentar von Ute Baumhackl, Chefreporterin:
Es ist ein bisschen verwirrend mit diesem Gedenk- und Aktionstag:
Es gibt ihn doppelt. Im Februar und demnächst schon wieder.
Kurzer Rückblick: Am 13. Februar, dem 44. Tag des Jahres 2025, haben wir heuer den ersten „Equal Pay Day“ begangen. Angeregt hat ihn die Plattform Business & Professional Women. Die Ziffer 44 steht ihrer Rechnung zufolge für die Anzahl jener Tage, die Österreichs Frauen im Jahr praktisch gratis arbeiten, weil sie für gleiche Arbeit weniger bezahlt bekommen als ihre männlichen Kollegen.
Berechnet wird dieser Equal Pay Day auf Basis des Bruttojahreseinkommens von vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern 2023: Laut diesem Einkommensbericht der Statistik Austria liegt die Einkommensdifferenz (der nämliche „Pay Gap“) zwischen Frauen und Männern bei durchschnittlich 12,18 Prozent (oder 44 von 365 Tagen).
Im Vorjahr waren es noch 45 von 365 Tagen. Wird eh alles besser, könnte man also sagen. Bis zur Einkommensgleichheit dauert es bei diesem Tempo aber noch bis 2080. Hieße also: Unsere heute 10 Jahre alten Töchter, Nichten, Enkelinnen würden die Schließung des Pay Gaps in 55 Jahren erleben, gerade noch rechtzeitig zu ihrem Pensionsantritt. (Falls der dann noch immer mit 65 erfolgt).
Jetzt ist am 2. November schon wieder Equal Pay Day – diesmal initiiert von der Europäischen Kommission, vorgestellt am Mittwoch in Wien. Equal Pay Day Nummer zwei wird am 2. November begangen, weil nach Berechnung der Arbeiterkammer Oberösterreich Männer an diesem Tag im Durchschnitt bereits das Jahresgehalt von Frauen erreicht haben: 60 Tage vor Jahresende, dank einer Lohnschere von 16,3 Prozent.
Also wie jetzt: Frauen arbeiten 44 Tage lang gratis, wie im Februar veranschlagt? Oder 60 Tage lang, wie aktuell berechnet? Der Pay Gap liegt bei 12,18 Prozent oder bei 16,3 Prozent ?Es liegt wohl am Berechnungsmodus. Hüben nahm man das Bruttojahreseinkommen, drüben die Lohnsteuerstatistik des Jahres 2023. Letzterer zufolge haben vollzeitbeschäftigte Männer ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 63.451 Euro brutto, vollzeitbeschäftigte Frauen 53.128 Euro brutto – demnach arbeiten Frauen im Vergleich zum Männergehalt 305 Tage bezahlt und 60 Tage umsonst.
Kleiner Trost: Im Vorjahr lag der herbstliche Equal Pay Day noch am 1. November; vor zehn Jahren, anno 2015, gar am 11. Oktober. Bei gleichbleibendem Tempo wäre der Pay Gap nach dieser Rechnung 2055 geschlossen. Vielleicht geht es aber sogar schneller: Lohntransparenz gilt als Beschleunigungsfaktor; und im kommenden Jahr muss Österreich eine entsprechende EU-Richtlinie umsetzen.