21/03/2025
Millionenauftrag: MFL liefert Hightech-Panzerkomponenten
Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL) positioniert sich als strategischer Zulieferer in der Verteidigungsindustrie: In den kommenden Jahren werden Hightech-Panzerkomponenten für einen europäischen Rüstungskonzern im Ennstal produziert. Das Unternehmen drängt indes darauf, heimische Wertschöpfung bei öffentlichen Aufträgen sicherzustellen.
Die Ausgaben für den Schutz der EU-Mitgliedsstaaten wachsen rasant. Im abgelaufenen Jahr hat Europa insgesamt 326 Milliarden Euro in die Verteidigung investiert. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten soll dieser Betrag laut EU mittelfristig sogar auf 800 Milliarden Euro für Verteidigung anwachsen. Vor diesem Hintergrund positioniert sich die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL) als Schlüsselakteur: Das Unternehmen sichert sich aktuell einen bedeutenden Auftrag vom deutsch-französisch Rüstungskonzern KNDS (Deutschland GmbH & Co. KG) im mittleren zweistelligen Millionenbereich für die Produktion von Hightech-Panzerkomponenten.
Konkret produziert die MFL in den kommenden Jahren Turmgehäuse für den Panzer „Leopard 2“. Diese besonders anspruchsvollen und tonnenschweren Schweißkonstruktionen gewährleisten den Schutz der Besatzung wie auch der hochtechnischen Systeme. „Europa muss in der Lage sein, eigene Hochtechnologie für die Verteidigung herzustellen – insbesondere in Anbetracht der aktuellen sicherheitspolitischen Bedrohungen. Mit unserer jahrzehntelangen Expertise in der Fertigung hochqualitativer und präziser Schweißkomponenten und Gussteile leisten wir einen aktiven Beitrag, um diejenigen zu schützen, die uns schützen“, erklärt Herbert Decker, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL).
Mit Blick auf die seit mittlerweile zwei Jahren im Sinkflug befindende heimische Industrie sei der Auftrag auch wirtschaftlich „essentiell“, heißt es aus der MFL. „Die Verteidigungsindustrie ist ein Markt, in dem wir unsere Kompetenz und Leistungsfähigkeit erfolgreich einbringen können. Gleichzeitig sichert dieser Auftrag Arbeitsplätze in unserer Region und stärkt damit den Wirtschaftsstandort Österreich. Wir sind unternehmerisch – in Folge der massiven kostenmäßigen Mehrbelastungen der letzten Jahre – gezwungen, uns neben unseren angestammten Märkten strategisch breiter aufzustellen, um langfristig überlebensfähig zu bleiben“, betont Decker.
Kompensatorische Handelsabkommen
In diesem Zusammenhang drängt die MFL darauf, österreichische Wertschöpfung bei öffentlichen Aufträgen sicherzustellen. MFL-Eigentümervertreter Reinhard Haider betont: „Große militärische Beschaffungsvorgänge des Bundesheers müssen vertraglich einen verpflichtenden Fertigungsanteil für den Wirtschaftsstandort Österreich sichern – so wie es im Regierungsprogramm auch endlich angesprochen wird. Während andere Staaten kompromisslos jeden Rüstungskonzern zur Fertigung im eigenen Land zwingen, verzichtet Österreich darauf. Das ist untragbar!“
Unser Nachbarland habe vorgemacht, wie es geht, betont Haider: „Deutschland hat bei der Bestellung von Panzern des finnischen Rüstungsunternehmens Patria ausverhandelt, dass 90 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland bleiben müssen.“ Diesem Beispiel müsse Österreich folgen, sagt der MFL-Eigentümervertreter: „Es muss hier endlich entschlossen gehandelt werden! Österreich verliert Milliarden, die unsere angeschlagene Wirtschaft dringend benötigt und stattdessen ins Ausland abfließen – das hat massive Auswirkungen auf die Beschäftigung hierzulande. Mit dieser Haltung, die den Standort schwächt und die Chance vergibt, durch gezielte Technologie- und Industriekooperationen Wertschöpfung nachhaltig im Land zu halten, muss endlich Schluss sein!“
Haider und Decker betonen unisono, dass die Stärkung der heimischen Rüstungsindustrie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sicherheitspolitisch von großer Bedeutung sei: „Auch Österreich muss sich der Realität stellen – Landesverteidigung benötigt moderne Ausrüstung. Die geopolitischen Bedrohungen zeigen klar, dass Investitionen in die eigene Verteidigungsfähigkeit nicht länger aufgeschoben werden dürfen.“ Dabei gehe es ihnen nicht nur um Landesverteidigung, sondern auch um den strategischen Ausbau einer leistungsfähigen und innovationsgetriebenen Verteidigungsindustrie in Österreich. „Wir haben das Know-how, wir haben die Betriebe – jetzt müssen wir dafür sorgen, dass diese auch am heimischen Markt zum Zug kommen und langfristig wettbewerbsfähig bleiben“, so Haider.
„All-in-One“-Fertigungskompetenz
Mit dem Auftrag legt die MFL indes den strategischen Grundstein für weiteres Wachstum in der Branche. Erklärtes Ziel der Liezener ist es, „ein verlässlicher Fertigungspartner für Hersteller von gepanzerten Fahrzeugen und anderem schweren Equipment in Europa und den NATO-Staaten zu werden“, betont MFL-Geschäftsführer Decker. Das angebotene MFL-Portfolio umfasst dabei vor allem sicherheitsrelevante und personenschützende Komponenten und Baugruppen in Serie, „die sich nahtlos in den Produktionsablauf unserer Partner einfügen“, so Decker. Darunter fallen etwa Gehäuse für Geschütztürme, Panzerwannen und andere Baugruppen sowie Gussteile.
Entscheidender Vorteil der MFL sei – neben den innerhalb weniger Monate erlangten Zertifizierungen und Zulassungen für Verteidigungsgüter – vor allem der ganzheitliche Ansatz, betont der MFL-Geschäftsführer: „Wir sind in der Lage, All-in-One-Fertigungskompetenz mit flexibler Produktentwicklung und effizientem Vorrichtungsbau zu kombinieren. Dank flexibel einsetzbaren Großbearbeitungsmaschinen und einer der größten Schweißroboteranlagen Mitteleuropas liefern wir Prototypen ebenso schnell wie Serienprodukte“, beschreibt Decker.