25/10/2025
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Review: V/H/S/94 – Zurück zum Rauschen
Mit V/H/S/94 meldet sich eine der beliebtesten Horror-Anthologien der letzten Dekade zurück – und zwar mit einem grellen, blutgetränkten Liebesbrief an die 90er, an analoge Bildfehler und an den ganz speziellen Schmutz des VHS-Zeitalters. Das Mediabook von Capelight (bzw. je nach Edition von Shudder/Capelight) unterstreicht diesen Retro-Charme wunderbar: dickes Booklet, kernige Optik, und das Ganze wirkt wie eine archäologische Ausgrabung aus der Hochzeit des Heimvideo-Horrors.
Rahmenhandlung – „Holy Hell“ (Regie: Jennifer Reeder)
Die Klammer rund um die Episoden bildet „Holy Hell“ – eine düster-pulsierende Geschichte um ein SWAT-Team, das ein scheinbar verlassenes Lagerhaus stürmt und dort auf ein makabres Archiv von Fernsehbildschirmen und VHS-Kassetten stößt. Diese Kassetten sind die Brücke zu den einzelnen Segmenten. Der Stil: grobkörnig, übersteuert, mit verstörenden religiösen Untertönen – ein passender Rahmen, der Atmosphäre über Logik stellt und das Gesamtwerk geschickt zusammenhält.
„Storm Drain“ (Regie: Chloe Okuno)
Ein TV-Nachrichtenteam geht in die Kanalisation, um einem urbanen Mythos auf den Grund zu gehen. Chloe Okuno (Watcher) liefert hier klassischen Found-Footage-Horror mit einem Schuss 90s-Lokalfernsehen und einem herrlich schmutzigen Creature-Feature-Finale. Atmosphäre und Sounddesign erinnern an die besten Tage von The Blair Witch Project – nur feuchter und ekliger.
„The Empty Wake“ (Regie: Simon Barrett)
Ein Bestattungsinstitut, eine einsame Angestellte, eine Nacht voller unheimlicher Geräusche. Simon Barrett, bekannt durch You’re Next und The Guest, erzählt eine kleine, dichte Spukgeschichte, die ganz auf Stimmung und Timing setzt. Sie ist das leiseste, aber vielleicht klassischste Segment des Films – mehr Grusel als Splatter, aber effektiv inszeniert.
„The Subject“ (Regie: Timo Tjahjanto)
Indonesiens Splatter-Meister Timo Tjahjanto (The Night Comes for Us, Macabre) zieht alle Register: Body-Horror trifft auf Cyberpunk und Wahnsinn. Was beginnt wie ein Frankenstein-Experiment in einem Labor, verwandelt sich in ein hyperkinetisches Blutbad aus Ego-Perspektive. Brutal, überdreht, visuell überwältigend – der Höhepunkt des Films, wenn man es auf reine Energie bezieht.
„Terror“ (Regie: Ryan Prows)
Ryan Prows (Lowlife) liefert das wohl politisch bissigste Stück der Sammlung: Eine Gruppe militanter Extremisten entdeckt eine übernatürliche Macht und glaubt, sie für ihre Zwecke nutzen zu können. Das Segment wirkt zunächst wie eine groteske Miliz-Doku, bevor es völlig eskaliert – böse Satire trifft auf Splatter-Slapstick.
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Fazit
V/H/S/94 bringt die Reihe nach einem eher schwächeren Vorgänger (V/H/S: Viral) mit Wucht zurück. Die Rückkehr zur analogen Ästhetik tut dem Franchise gut – das Flimmern, die Rauschartefakte, das flirrende Bildrauschen schaffen Authentizität und Nostalgie. Zwar sind nicht alle Episoden gleich stark, aber das Spektrum reicht von klassischem Grusel über handfesten Body-Horror bis hin zu wütender Satire.
Das Mediabook ist ein echtes Highlight für Sammler: Es fängt die 90er-Ästhetik nicht nur optisch, sondern auch haptisch ein. Das Booklet liefert Hintergrundinfos zu Regisseuren und Konzept, das Cover-Artwork ist bewusst im Videothekenstil gehalten – ein stimmiges Gesamtpaket für Retro-Fans.
Bewertung: ★★★★☆ (4/5)
V/H/S/94 ist eine wilde, kreative Horror-Mixtur, die zeigt, dass das Found-Footage-Format noch lange nicht tot ist – es braucht nur ein bisschen Bandrauschen und Mut zum Wahnsinn.
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