
15/07/2025
Bündelwahnsinn im Westen – Oberägeri plant humanitäre Hilfe
Was tun, wenn die Container voll, die Nerven blank und der Samstagvormittag plötzlich Hochrisikozeit ist? Willkommen in Oberägeri, wo der Mülltourismus aus Unterägeri inzwischen offiziell zur Herausforderung der Woche erklärt wurde.
Denn jeden Samstag dasselbe Schauspiel: Ein Strom von Pape-uges, Flüchtbündlingen und Pappjöggeln schiebt sich am Seeufer entlang nach Osten – lose Blätter in der Hand, Sorgen im Blick, Schnur im Herzen. Ziel: der einzige Ort, an dem Papier nicht vor dem Container gefesselt werden muss.
Ursache dieser Völkerwanderung ist kein Krieg, kein Klima, sondern:
Schnürpflicht.
In Unterägeri, dem westlichen Königreich der Papierordnung, herrscht König Thomas Zemp – ein Monarch mit besonderer Leidenschaft für Bindfaden. Sein Motto: „Ordnung beginnt beim Bündel!“
Lose Blätter? In seinem Reich ein moralischer Verfall. Man munkelt, wer dort ohne Schnur zum Ökihof kommt, wird direkt zur Nachschulung an den Vereinsabend zitiert.
In Oberägeri hingegen: Freiheit, Gleichheit, lose Zeitung. Doch auch Freiheit hat ihre Grenzen. Die Container platzen, das Personal ist traumatisiert, und in Mittenägeri denkt man über eine Maut nach.
Ein Umbau des Ökihofs wäre möglich. Eine Verlegung auch.
Aber das wäre teuer. Und in Oberägeri spart man lieber mit Stil.
Deshalb schmiedet man nun einen Plan, der gleichzeitig pragmatisch und herrlich passiv-aggressiv ist:
Man schenkt Unterägeri eine Papierpresse.
Nicht irgendeine – eine grosse. Lautlose. Bündelfreie.
Verpackt wie ein Symbol des Fortschritts.
Und übergeben – ganz feierlich – am Geburtstag von Gemeindepräsident Fridolin Bossard. Mit Schleife. Und einer Urkunde, handbeschriftet in schönster Gemeindehand:
„Zur Befreiung vom Bündelwahn – in Wertschatzung, euer Ostnachbar.“
So spart Oberägeri Geld, Zeit und Nerven. Und Unterägeri?
Vielleicht erkennt man dort eines Tages:
Nicht alles, was gebunden ist, ist geordnet.
Unterägeri Oberägeri