Zeitlupe

Zeitlupe Die Zeitlupe ist das Magazin für die besten Jahre, herausgegeben von Medienart AG. Sie richtet sich an Menschen ab 60 Jahren.

Die Zeitlupe wird von Medienart AG herausgegeben und erscheint 10 Mal im Jahr. Auflage: 56323 Exemplare, 129000 Leserinnen und Leser (Mach Basic 2024-1)

Zeitlupe-Titelseite, Ausgabe Februar 2025, mit Filmregisseurin Petra Volpe; Foto: © Medienart / Peter Lüders
20/02/2025

Zeitlupe-Titelseite, Ausgabe Februar 2025, mit Filmregisseurin Petra Volpe; Foto: © Medienart / Peter Lüders

19/02/2025

Am 27. Februar 2025 findet im Volkshaus Zürich das Konzert "The Billy Joel Songbook" von Elio Pace statt. 🎤🎼Wir verlosen 25×2 Tickets Konzerttickets. 🎟️Nehmen Sie an unserem Gewinnspiel teil, indem Sie folgenden Satz vervollständigen: "Selbstbestimmung heisst für mich...". Senden Sie uns Ihre Antwort bis am 19. Februar per E-Mail ein. 📩

Jetzt Antwort einsenden und gewinnen! 🍀
👉[email protected]

Himmelsleiter 📆 Zeitlupe-Kolumnistin Usch Vollenwyder erzählt aus ihrem Alltag im  . Heute: vom Abschied von ihrer ältes...
18/02/2025

Himmelsleiter 📆 Zeitlupe-Kolumnistin Usch Vollenwyder erzählt aus ihrem Alltag im . Heute: vom Abschied von ihrer ältesten Freundin 😪

Ich sitze am Sterbebett meiner Basler Freundin und erzähle von früher. «Weisst du noch, im Frühling 1971? Ich kam frisch vom Seminar, hatte lange blonde Haare, trug Mini-Jupes und sollte die dritte Klasse mit über vierzig Schülerinnen und Schülern übernehmen. Ich erinnere mich jedenfalls genau an unsere erste Begegnung: Du kamst mit deiner Schulklasse von der Turnhalle zurück ins Schulhaus, trugst eine blaue Trainerhose, ein weisses Poloshirt, und dein rotbrauner Haarzopf baumelte über deine Schulter. Um den Hals hing die damals übliche Turnlehrer-Pfeife. Du strahltest mich aus deinen blauen Augen an und begrüsstest mich so herzlich als deine neue Kollegin, dass mir ganz warm ums Herz wurde.»

Das war der Anfang unserer Freundschaft. Die siebzehn Jahre ältere und erfahrene Lehrerin nahm mich unbedarfte Anfängerin unter ihre Fittiche. Sie hielt zu mir und half mir durch die Tücken unseres Berufs, die ich damals noch nicht kannte. Auch die Freizeit verbrachten wir zusammen: «Weisst du noch, die vielen Chilis con Carne, die dein Mann für uns gekocht hat? Und wie wir anschliessend Abende lang Rummy spielten? Während des Sommers splitternackt im nahen See badeten, um Mitternacht, wenn niemand die beiden Lehrgotten überraschen konnte? Wie wir in den jährlichen Skilagern den Beatenberg unsicher machten? Und wie du 1971 als erste Frau im Dorf die 1.-August-Rede halten durftest? Ich war so stolz auf dich!»

Meine Freundin gibt keine Antwort. Entspannt liegt sie da, ihre Augen sind geschlossen, der Mund steht offen, durch das schüttere weisse Haar ist die rosa Kopfhaut zu sehen. Wie klein sie ist, durchsichtig, auf dem Weg in eine andere Welt. Ich schiebe meine Hand unter die ihre und spüre, wie sich ihre Finger leicht um meinen Daumen schliessen. Aus dem CD-Player tönt leise Händels Messias, ihre Lieblingsmusik. Auf dem Nachttisch verströmt ein Vaporisator Feuchtigkeit und Lavendelduft. Ob allem Erzählen spüre ich meine grosse Dankbarkeit dieser ältesten Freundin gegenüber, meiner ehemaligen Mentorin und lebenslangen Vertrauten. Über ein halbes Jahrhundert waren wir verbunden. Jetzt trennen sich unsere Wege.

Von Zeit zu Zeit kommt eine Pflegerin ins Zimmer. Man bringt mir Kaffee, ein Sandwich, sagt, ich könne jederzeit klingeln. Auch ich werde begleitet. Als ich auf die Toilette gehe, stehen in der Nasszelle Rollator und Rollstuhl – man hat sie aus dem Zimmer weggeräumt. Im Korb des Rollators liegt ein Blatt, darauf sind Bilder von der Himmelsleiter abgebildet. Die Malereien stammen aus verschiedenen Jahrhunderten. Ob die Kopie von der Pfarrerin stammt, die regelmässig zu Besuch kam? Ich weiss es nicht, aber das Gleichnis muss meiner Freundin etwas bedeutet haben. Ich bin nicht bibelfest, also suche ich im Handy nach der Geschichte. Sie handelt von Jakob, der im Traum eine Leiter sieht, die von der Erde bis in den Himmel reicht. Ich schmücke sie aus, erzähle meiner stillen Freundin von den Engeln, die auf der Leiter hinauf und hinunter tanzen, die locken, schmeicheln und ihr die Hand reichen.

Längst hat der leichte Druck ihrer Finger um meinen Daumen nachgelassen. Die Atmung ist flacher geworden, manchmal setzt sie für einen Moment aus. Immer noch ist meine Freundin ganz entspannt. Von Zeit zu Zeit öffne ich das Fenster und lasse frische Luft herein. Als es finster wird, wird es Zeit für mich, zu gehen. Ich muss zurück ins Gürbetal. Ich drücke ihr einen Kuss auf die Stirn und flüstere: «Alles ist gut. Die Himmelsleiter ist parat.»

Ich trete hinaus in die kalte Nacht, hellwach und getröstet von diesem intensiven Tag. Das Wort «Gnade» kommt mir in den Sinn: ein Geschehen, das über die sichtbare Wirklichkeit hinausweist. Und ein Gedicht von Rose Ausländer:

Vergiss
Deine Grenzen
Wandre aus
Das Niemandsland
Unendlich
Nimmt dich auf.

Am nächsten Vormittag bekomme ich ein Telefon aus dem Alterszentrum. Meine Freundin sei vor einer Stunde gestorben. Still, friedlich und ganz entspannt bis zuletzt.

✍ Text: Usch Vollenwyder

⏳ Die neue Zeitlupe-Ausgabe ist da – mit einem grossen Interview mit der Schweizer Erfolgsfilmregisseruin Petra Volpe, d...
18/02/2025

⏳ Die neue Zeitlupe-Ausgabe ist da – mit einem grossen Interview mit der Schweizer Erfolgsfilmregisseruin Petra Volpe, die über ihren neuen Film «Heldin» spricht. 🎁 Bestellen Sie sich gratis eine Probenummer – per Telefon an 058 510 61 13 oder per Mail an [email protected]

📸 Foto: Peter Lüders

Whatsapp-Tricks: So verlassen Sie eine Gruppe still und heimlich 🫣 Wenn es einem in einer Whatsapp-Gruppe zu bunt wird, ...
11/02/2025

Whatsapp-Tricks: So verlassen Sie eine Gruppe still und heimlich 🫣 Wenn es einem in einer Whatsapp-Gruppe zu bunt wird, kann man sie einfach verlassen, ohne dass es jemand erfährt, und sie löschen. Wie das geht, lesen Sie hier.

✍️ Text: Franz Ermel

Wie kann ich mich aus einem Whatsapp-Chat verabschieden?

Ein munterer Vereinsabend steht an? Die nächste Klassenzusammenkunft? Oder ein Nachbarschaftsfest? Klar, als erstes muss eine Whatsapp-Gruppe her, damit man sich über den bevorstehenden Event austauschen und Eckpunkte fixieren kann.

Dummerweise werden solche Chats nicht selten von einzelnen Mitgliedern zweckentfremdet. Plötzlich erhalten wir im Dutzend Ferienbilder von einem einstigen Klassenkameraden, den wir schon damals etwas komisch fanden. Oder die Nachbarin von gegenüber möchte lieber die Lärmemissionen von Kindern nach acht Uhr abends diskutieren als das anstehende Fest. Kurz: Es wird Zeit, sich aus der Whatsapp-Gruppe wieder zu verabschieden.

Es stellen sich dabei immer die gleichen Fragen: Kann ich mich aus einer Gruppe auf französisch verabschieden, also, ohne dass gleich alle Gruppenmitglieder benachrichtigt werden? Kann ich eine Gruppe auch löschen? Auch dann, wenn ich sie selber erstellt habe? Und was passiert dann bei den anderen Mitgliedern?

👇 Hier gehts zur Anleitung:
https://zeitlupe.ch/panorama/ratgeber-digital/whatsapp-tricks-so-verlassen-sie-eine-gruppe-still-und-heimlich/

📸 Foto: Monique Wittwer

ChatGPT & Co.: Chancen und Gefahren 🧠 Künstliche Intelligenz und ihre vielfältigen Anwendungen prägen immer mehr Lebensb...
10/02/2025

ChatGPT & Co.: Chancen und Gefahren 🧠 Künstliche Intelligenz und ihre vielfältigen Anwendungen prägen immer mehr Lebensbereiche. Experte Oliver Hartmann erklärt, wie KI arbeitet, welche Fragen sie aufwirft und welche Antworten noch fehlen.

Sie kann das Wetter vorhersagen, Krebszellen erkennen, Bücher oder ganze Symphonien schreiben: Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist derzeit ein grosses Thema. Dabei gab es sie lange bevor ChatGPT vor gut zwei Jahren Schlagzeilen machte. Bereits 1997 etwa spielte der IBM-Computer Deep Blue besser Schach als der Weltmeister. Viele sind sich auch längst gewohnt, Siri oder Alexa Befehle zu erteilen oder sich aufgrund bisheriger Vorlieben Bücher, Musik und Filme empfehlen zu lassen – alles Anwendungen von KI.

Künstliche Intelligenz reicht von ChatGPT, das Bilder oder Texte generiert, über die erwähnten Sprachassistentinnen bis zu Anwendungen, die Prognosen entwickeln oder medizinische Daten analysieren. Die Technologie, die wir unterdessen via unseren Laptop oder übers Smartphone nutzen, hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Wie sie heute menschliche Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Lernen oder Problemlösen imitiert, ist verblüffend, faszinierend und erschreckend zugleich. Computer haben gelernt, gesprochene Sprache zu verschriftlichen und umgekehrt. Dadurch können sie uns «zuhören», mit uns «reden» und uns sogar «verstehen». Wir unterhalten uns mit ihnen fast wie mit einem lebendigen Gegenüber. Doch auch wenn es diesen Anschein macht: KI basiert nicht auf einem Bewusstsein oder auf Denkprozessen wie sie uns Menschen eigen sind, sondern auf Mathematik und Statistik.

KI wird mit riesigen Datenmengen trainiert und lernt daraus, indem sie Muster erkennt. Diese wiederum wendet sie auf neue Situationen an. Nach der aufwändigen Lernphase kann sie Aufträge in Sekundenschnelle erledigen und Ergebnisse liefern, für die Menschen Jahre bräuchten. Gewisse Anwendungen haben das ganze Internet studiert, andere wurden für spezielle Zwecke trainiert. Wenn KI also etwa Sätze formuliert, hat sie gelernt, welches Wort mit höchster Wahrscheinlichkeit auf das vorhergehende folgt. Wenn sie das Wetter voraussagt, hat sie unzählige Wetterlagen verarbeitet. Wenn sie ein bösartiges Muttermal erkennt, hat sie mit Tausenden von Fotos geübt. Sie kann zwar Witze reissen, weil sie sehr viele auf Lager hat. Aber warum etwas witzig ist, «versteht» sie bisher nicht.

KI-Anwendungen erleichtern uns den Alltag auf vielfältige Weise. Mittels Sprachbefehl aktualisieren wir unsere Einkaufsliste, schalten das Licht ein oder lassen uns ans Blumengiessen oder unsere Medikamente erinnern. Mit ChatGPT, Gemini, Copilot oder Perplexity & Co. können wir uns innert Kürze in ein Thema einarbeiten, ohne das Internet oder Bibliotheken zu durchstöbern. Sie erklären uns die Grammatik einer Fremdsprache, fragen uns Vokabeln ab oder erläutern uns Schritt für Schritt, wie wir die kabellosen Kopfhörer mit dem Handy verbinden. Sie formulieren Briefe an Behörden oder gestalten persönliche Geburtstagskarten für die Enkelkinder. Sie lesen aus der Zeitung vor oder übersetzen in den Ferien Gespräche mit Einheimischen.

Durch ihre Effizienz übernehmen KI-Programme Tätigkeiten, die bisher Menschen erledigten – wie dies früher der Taschenrechner oder der Computer tat. Deshalb wird sich die Arbeitswelt verändern: Manche Berufe verschwinden, andere entstehen neu. Kinder und Jugendliche müssen gewisse Fertigkeiten in der Schule vielleicht nicht mehr lernen, dafür kommen neue hinzu.

Neben vieler Chancen bergen die Veränderungen und Möglichkeiten durch KI auch Risiken. In den falschen Händen kann sie demokratische Wahlen beeinflussen, Vorurteile verbreiten oder Menschen verleumden. Datenlecks könnten Höchstpersönliches öffentlich machen. Auch steigt der Energiebedarf grosser IT-Firmen aufgrund der KI-Welle.

Das wirft Fragen auf. Wer kontrolliert, aus welchen Daten KI ihr Wissen erwirbt? Wie werden wir in Zukunft erkennen, ob ein Bild echt oder ein Text seriös ist? Wer sorgt dafür, dass nicht nur reiche Industrieländer Zugang zu KI haben? Was bedeutet die energieintensive Nutzung für unser Klima?Abschliessende Antworten stehen noch aus. Momentan bestimmt der freie Markt. KI fordert uns also nicht nur technisch heraus, sondern auch als ganze Gesellschaft.

ℹ️ Oliver Hartmann ist Grafikdesigner und Fotograf. Für Pro Senectute Graubünden leitet er Kurse zu Themen wie Künstliche Intelligenz, digitale Fotografie oder Internet-Kriminalität.

🎼 Unsere Rubrik «Songs und ihre Geschichten» 🎼 Heute mit «This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us» von Sparks 🇺🇸 🎙🎤 Sp...
05/02/2025

🎼 Unsere Rubrik «Songs und ihre Geschichten» 🎼 Heute mit «This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us» von Sparks 🇺🇸 🎙

🎤 Sparks sind ein musikalisches Phänomen. Seit über 50 Jahren stehen die Brüder Russel und Ron Mael für unangepasste Musik mit brillanten Texten und keinerlei Genregrenzen. Ob Rock, Pop, Disco oder New Wave – sie haben fast alles gemacht.

Mehr über den Song: https://zeitlupe.ch/panorama/kultur/musik/this-town-aint-big-enough-for-both-of-us-von-sparks/

✍️ Text: Urs Musfeld
📷 Foto: © Tony Gale/ Pictorial Press Ltd / Alamy Stock Foto

Erbgut oder Erblast? ⚖️🇨🇭 Dokumentarfilmer Simon Baumann könnte den Hof seiner Eltern in Frankreich erben. Er will aber ...
03/02/2025

Erbgut oder Erblast? ⚖️🇨🇭 Dokumentarfilmer Simon Baumann könnte den Hof seiner Eltern in Frankreich erben. Er will aber nicht. «Wir Erben» dreht sich um Grundsätzliches und Persönliches – und deckt die Widersprüche von Stephanie und Ruedi Baumann auf.

✍️ Text: Fabian Rottmeier

Irgendwann ist jeder Traum zu Ende. Stephanie und Ruedi Baumann, sie einst SP-Nationalrätin, er Präsident der Grünen, müssen sich eingestehen, dass ihr geliebter Bauernhof im Alter nicht mehr als Wohnsitz taugt. Zu abgelegen das Haus in Südfrankreich, zu gross das Land mit seinen 70 Hektaren. Die Schweiz ist fast 1000 Kilometer entfernt – und damit auch ihre beiden Söhne Simon und Kilian. Letzterer hat 2001 nicht nur ihren Bauernbetrieb in Suberg übernommen, sondern auch ihren politischen Weg. Er ist Nationalrat.

Ruedi Baumann würde den Hof in der Gascogne gerne seinen Söhnen überlassen und in der Familie behalten, weil dieser Freiraum bedeute. Stephanie Baumann ist da offener. Fremd sind ihr der «Bauernstolz» ihres Mannes, der auf Landbesitz (und Traktoren) fixiert ist.

Sohn und Dokumentarfilmer Simon Baumann («Zum Beispiel Suberg» / «Image Problem») weiss eines sicher, als er sich mit seiner Kamera zu seinen Eltern nach Traversères aufmacht: Das bereits geerbte Haus in Suberg – und die damit verbundenen Schulden aus der Renovation – sind genug für ihn. Und während für seine Eltern das Landgut für Artenvielfalt, ökologisch wertvolle Hecken und pestizidfreie Inseln steht, sieht er dort: Ackerland, Einsamkeit, Langeweile.

So entwickelt sich «Wir Erben» bald zu mehr als einem Dokumentarfilm darüber, was mit dem Bauernhof passieren soll. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Erben wird für alle Beteiligten zu einem emotionalen Prozess, bei dem es um sehr Persönliches und Grundsätzliches geht. Um Werte, Haltungen. Und Widersprüche. Immer wieder konfrontiert Simon Baumann seine Eltern damit, dass ihr Umgang mit Besitztum und Erbe so gar nicht dem entspricht, wofür sie in ihrer erfolgreichen Politkarriere standen. Vor allem Vater Ruedi hat keine Antwort darauf – und wendet sich lieber ausweichend den Traubenstöcken zu.

Simon Baumann gelingt ein mutiges Essay über eine unbequeme Reflexion, die alle auf sich selbst zurückwirft. Sein erstes Fazit: Ein Erbgut bringt für die Kinder oft schwierigere Entscheidungen mit sich als für die Eltern. Weil damit auch Erwartungen und Hoffnungen verknüpft sind. «Wir Erben» ist voller kluger Gedanken des Regisseurs aus dem Off: «Wir reden uns ein, wir hätten verdient, was uns gehört. Aber alleine durch Arbeit kommt fast niemand mehr zu einem Haus, zu eigenem Boden. Die Welt gehört denjenigen, die erben.»

Gleichzeitig gelingt dem 44-Jährigen ein schonungsloses und gleichzeitig liebevolles Porträt seiner Eltern, angereichert mit Archivaufnahmen ihrer politischen Fernsehdebatten. Vielleicht gelingt es gerade deshalb, weil er sie nicht vor unangenehmen Fragen verschont. Er formuliert es in seinem für den Schweizer Filmpreis nominierten Werk so: «Mit einer Kamera in der Hand bin ich meinen Eltern nahe – und doch frei.» Frei von einem Bauernhof, den er nicht möchte, und einem (französischen) Erbe, das mehr Belastung statt Geschenk scheint. Eigentlich sei das Ganze ja eine «Luxusdiskussion», hält am Ende auch Stephanie Baumann am Familientisch fest. Weniger belastend macht dies den Ablösungsprozess aber trotzdem nicht.

🍿 «Wir Erben», 96 Minuten, jetzt im Kino

Entenhausen ade 📆 Zeitlupe-Kolumnistin Usch Vollenwyder erzählt aus ihrem Alltag im  . Heute: von Comics und grossmütter...
03/02/2025

Entenhausen ade 📆 Zeitlupe-Kolumnistin Usch Vollenwyder erzählt aus ihrem Alltag im . Heute: von Comics und grossmütterlichen Segenswünschen. 🏠

Wenn die grosse Kleine mit ihren Eltern in die Ferien fährt, bekommt sie von uns jeweils ein Comic geschenkt. «Neues aus Entenhausen» zum Beispiel, «Entenhausen-Stars», etwas von Donald Duck oder Daisy Duck, eine Enten- oder Maus-Edition. Jetzt stehen die Skiferien an, und ich bin ziemlich ratlos. Sie ist definitiv aus dem Alter von Goofy, Tick, Trick und Track und Onkel Dagobert rausgewachsen. Ein Wendy-Comics? Aber sie interessiert sich überhaupt nicht für Pferde. Ich stehe unschlüssig in der Buchhandlung vor den entsprechenden Regalen. Was schenkt man einer Zwölfjährigen?

Erst noch kuschelte sie sich auf meinen Schoss und liess sich in die Welt von Jorinde und Joringel oder Hans im Glück entführen. Wenn sie jetzt für einen kurzen Besuch zu uns hochkommt, setzt sie sich höchstens noch neben mich auf die Lehne des Sessels, und ich kann ihr den Arm umlegen. Meist ist jetzt sie es, die etwas zu erzählen hat: vom Sport, den Wettkämpfen, von den Tests, Projekten und Vorträgen in der Schule und von den Jungs. Diese Jungs! Sie rollt die Augen. «Die sind immer noch sooo laut und doof wie früher.» Trotzdem seien in ihrer Klasse jetzt immer mehr Jungs und Mädchen zusammen.

Der Weg zur Teeny-Zweisamkeit scheint einfach: «Man fragt einander, ob man zusammen sein will», klärt sie uns auf. Manchmal schenke ein Mädchen seinem Auserwählten ein Haargummi. Nehme er es an, bedeute das ein Ja. Genauso schnell kann man einander aber auch wieder loswerden. Da genügt scheinbar ein «Ich will nicht mehr». Die grosse Kleine erzählt: «Als der Adrian die Astrid nicht mehr wollte, hat diese sich heulend im WC eingeschlossen.» Und der Lehrer sei vor der Tür gestanden und habe eine halbe Lektion lang vergebens versucht, sie wieder herauszulocken.

Ja, und dann dieser Pubertäts-Workshop, meint sie und rollt wieder die Augen. Der Lehrer habe eine Menge Bücher gebracht, zum Beispiel «Das Begleitbuch vom Mädchen zur Frau». Das würden aber vor allem die Jungs anschauen und dabei immer nur grinsen. Ausser Linus. «Der interessiert sich nur für Traktoren. Immer nur für Traktoren! Für ihr Reifenprofil, die Radkappen, für ihre PS und wieviel sie kosten.» Für diesen Pubertäts-Workshop übrigens würden Leute von aussen kommen, eine Frau für die Mädchen und ein Mann für die Knaben. «Stell dir vor, die Lehrer können das nicht einmal selber machen!» Sie ist ganz aufgebracht, und wieder folgt ein Augenrollen.

Ob all der Geschichten muss ich laut lachen. Wie sehr hat sich der Alltag unserer grossen Kleinen verändert! Schule und Leichtathletik bestimmen den Rhythmus. Wenn sie frei hat, bleibt sie lange im Bett liegen. Die Dinosaurier-Bücher sind Abenteuer- und Fantasy-Geschichten gewichen. Ihre Finger huschen so schnell über die Handy-Tastatur, dass ich beim Zuschauen nicht mehr nachkomme. Wenn ihre Eltern über Mittag weg sind, kocht sie für sich selber. An die Fasnacht geht sie als Elb-Kriegerin aus «Herr der Ringe» verkleidet. Sie malt und zeichnet und will Illustratorin werden. Aus der Kleinen ist ein junges Mädchen geworden, fast so gross wie ich, mit langen Beinen und einem ungebändigten Krauskopf.

Ich stehe in der Buchhandlung und weiss definitiv, dass die Zeiten von Micky und Minnie Maus vorbei sein. Schliesslich werde ich mit «Das gläserne Schwert» doch noch fündig: Micky und Goofy sind im Fantasie-Reich namens Asgardland gelandet, das unter der Schreckensherrschaft des Fürsten von Niflheim leidet. Mit Hilfe des gläsernen Schwerts gelingt es den beiden Freunden aus Entenhausen, Asgardland von der Tyrannei zu befreien.

Wie so oft schicke ich grossmütterliche Segenswünsche zum Himmel: Dass dieses junge Menschenkind behütet bleiben und dereinst das gläserne Schwert für das Gute in der Welt einsetzen möge.

✍ Text: Usch Vollenwyder

🤔 Kann man ein Kinderbuch über den Tod machen, das auch lustig ist? Für die Norwegerin Anna Fiske ist klar: und ob! Die ...
02/02/2025

🤔 Kann man ein Kinderbuch über den Tod machen, das auch lustig ist?

Für die Norwegerin Anna Fiske ist klar: und ob! Die 60-jährige Autorin und Illustratorin hat sich mit Werken einen Namen gemacht, die etwas gewagter und frecher daherkommen als andere Kinderbücher. Zwei ihrer früheren Veröffentlichungen hiessen etwa «Alle haben einen Po» oder «Wie macht man eigentlich ein Baby?». Im neusten widmet sie sich dem Tod. Es heisst: «Wie spricht man eigentlich über den Tod?» Es ist eine wilde, temporeiche Fahrt mit unzähligen Illustrationen, Fakten und Einordnungen zum Tod.

Das ist einerseits ein wenig ermüdend beim Lesen, andererseits aber auch ein unterhaltsames Vergnügen, dem jedoch die leisen, feinen Töne nicht abgehen. Die Zeichnungen sind manchmal sehr lustig, dann aber auf der nächsten Seite auch ernst und berührend. Fiske mag es unkonventionell, lässt auch zu, dass jemand von einem herabfallenden Pflanzentopf erschlagen wird, oder stellt dem erstaunten Menschen, der sagt, dass er in sich Organe habe, einen Kaktus gegenüber, der entgegnet: «Ich habe keine Organe!» Ein liebevolles, erfrischendes Buch.

ℹ Anna Fiske: «Wie spricht man eigentlich über den Tod?», Hanser Verlag, CHF ca. 27.–.

✍ Text: Fabian Rottmeier

Adresse

Aurorastrasse 27
Aarau
5000

Webseite

https://zeitlupe.ch/abobestellung/

Benachrichtigungen

Lassen Sie sich von uns eine E-Mail senden und seien Sie der erste der Neuigkeiten und Aktionen von Zeitlupe erfährt. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht für andere Zwecke verwendet und Sie können sich jederzeit abmelden.

Service Kontaktieren

Nachricht an Zeitlupe senden:

Teilen

Kategorie