14/08/2024
Fast 2000 Jahre lang war Mousseline ein internationaler Verkaufsschlager und kostete überall ein Mehrfaches von Seide.
Der Kolonialismus setzte dieser Kunst ein jähes Ende: «Die Briten hielten das Getreide zurück für ihre Truppen, mehr als ein Drittel der indigenen Bevölkerung verhungerte», erklärt Islam: «Die Weber verliessen ihre Webstühle, um dringend notwendige Lebensmittel anzubauen.»
Ab 1780 wurde eine Nachbildung des wertvollen Gewebes unter industriellen Bedingungen von billigen Arbeitskräften im Nordwesten Englands hergestellt und als «Imperial Muslin» vermarktet.
Eine Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, an das historische Erbe in Bangladesch anzuknüpfen – keine leichte Aufgabe: Mousseline wurde nicht nur in einem komplexen, 16-stufigen Verfahren hergestellt, sondern bestand auch aus einer besonderen Baumwollsorte Phuti Karpas, die aber wird seit den 1860er-Jahren nicht mehr kultiviert.
Anhand des Beispiels Mousseline sollte die Kolonialgeschichte Bangladeschs aufgearbeitet werden – und die koloniale Vergangenheit war bei den
Vorbereitungen des Projektleiters Seiful Islam allgegenwärtig: So sind aus der Blütezeit erhaltene Kleidungsstücke ausschliesslich in europäischen Museen zu finden, keine in Asien.
Ein halbes Jahr arbeitete das Team am ersten Sari – der traditionelle Wickelrock aus einem bis zu sechs Meter langen gewebten Tuch, der von Frauen auf dem ganzen indischen Subkontinent getragen wird – aus «New Muslin», der «neuen Mousseline»: «Es fühlte sich an, als hätten wir ein verschüttetes Geheimnis gehoben», erinnert sich Saiful Islam an den Moment, als er das fertige Produkt erstmals in Händen hielt.