07/12/2021
WAFFENLÄUFER. Die Waffenläufer, Männer die in Militärschuhen und aufgeschnalltem Karabiner lange Wege gingen, laufend. Es waren in den Augen der Öffentlichkeit eher Käuze, aber im Dorf kannte man sie und man zollte ihnen den nötigen, den erlaufenen Respekt, wie man ihn auch anderen Langstreckenläufern darbot. Der Langstreckenlauf war in der Gesellschaft verankert, das hatte viel mit dem „Kilometer“ zu tun. „Der Kilometer“ gehörte zur Turnstunde und im Alter von 10 Jahren kamen einem diese 1000 Meter endlos vor. Ein Waffenläufer musste unermesslich mehr leiden und auch bei diesem einzigen Kilometer um das Schulhaus herum ging es ja in erster Linie nur um das Leiden, heute würde man sagen Durchsetzungsvermögen, Selbstverantwortung.
Es gab als Waffenlauf den Hans Roth-Lauf , auch „der Wiedlisbacher“ genannt. Dieser hat historisch einen ähnlichen Hintergrund wie der Marathon aus der griechischen Mythologie, nur dass er kürzer ist. Die Waffenläufe waren bei den Medien nicht unbeliebt und hatten ihren Platz auf den Sportseiten, jeder kannte die Namen der Besten, mir kommt nur gerade der Dösegger in den Sinn. Es gibt keinen besseren Namen als Dösegger um die innere Wahrheit des Waffenlaufes auszudrücken. Dass die meisten guten Waffenläufer Aargauer waren. Kurz, historisch gesehen waren Läufer langer Strecken mit oder ohne Waffe bekannt und respektiert. Vielleicht auch im Zusammenhang damit, dass sie ja bewaffnet waren, in den Magazinen soll es aber nur Platzpatronen, Pfupf genannt, gehabt haben. Bekannt und geachtet ja, aber doch nicht in dem Masse, dass sich Politiker zwecks Stimmengewinn an Waffenläufen beteiligten. Gerne liessen sich Oberstdivisionäre und Territorialkommandanten neben den Siegern ablichten. In der Zwischenzeit wechselte die Laufszene von Murten, Frauenfeld, Wiedlisbach nach New York und in andere Weltmetropolen, wohl auch darum, weil man da beim Laufen auch noch ein wenig lädelen kann.
Vom Militärschuh zum Turnschuh. Als die Popularität des Waffenlaufs zurückging versuchte das EMD das Leiden dadurch zu mildern indem es den Turnschuhe anstelle des Militärschuhs erlaubte, zudem war auch das neue Sturmgewehr gegenüber dem Karabiner handlicher und leichter. Trotzdem, irgendwie war es zu spät. Das Tschoggen –immer wieder tauchten in Hollywood-Filmen attraktive Schauspielerinnen in lockeren und farbigen Tenüs einem Fluss (im Hintergrund Wolkenkratzer) entlang tschoggend, auf. Später sah man diese attraktiven Frauen im gleichen Film fas ganz n***t in Liebesszenen – solcherlei ebnete den Weg zum Marathon laufen. Nebenbei zu erwähnen ist die Feminisierung des Laufens oder die Emanzipation der Frau von der kauernden Sammlerin zur laufenden Jägerin .
Die verhaltensbiologisch absolute Steigerung ist-nicht nur mehr vorläufig-der Gigathlon. Es wird gelaufen, gebikt, geschwommen, geinlineskatet, velogefahren und neuerdings kommt noch das Paragliding dazu. Fliegen, laufen, schwimmen und als Erhöhung oder um den ganzen Darwinismus in der Sache zu mildern, Bewegung auf dem Rad, auf Rollen. Politiker/innen mischen sich. Warum Politiker so viel über längere Strecken scheinbar ohne Sinn und Gewinn, denn es gewinnt immer nur einer und das ist meist ein Afrikaner, unterwegs sind, darüber kann man rätseln. Bei den ebenfalls mitmachenden Journalisten ist es klar, sie tun es um der Macht nahe zu sein, auf gleicher Höhe für einmal.
Ansonsten geht es den Politiker/innen wohl mehr um Leistungsbetonung als um Führungsqualität. Aktiv starke Markierungen setzen. Einzelsportler im Rudel sind denkende Menschen die das gemeinschaftliche Leben bewusst mitgestalten wollen. Durchsetzungsvermögen gepaart mit einem starken Selbstbewusstsein. Das ist die Message. Oder dass die ganze Lauferei eine Gegenbewegung zum Läufig sein sein könnte.
Es stimmt rein wissenschaftlich gesehen nicht, dass Biken oder Laufen den Körper zu einer erhöhten Testosteronproduktion- eine vor allem in Banker, IT und- Kreativberufen verbreitete Mär- veranlassen. Irgendeinmal kommt man an den Punkt, wo sich die Leistung auch mit noch soviel mehr Trainingseinheiten nicht mehr steigern lässt. Dann können Hilfsmittel eingesetzt werden. Zu beachten ist dabei aber, dass bei künstlicher Zuführung von Testosteron folgenden Nebenwirkung eintreten (oder einlaufen): Dämpfung des Schmerzempfindens, die Steigerung von sexuellem Verlangen und generell Antrieb, Ausdauer und „Lebenslust“, sowie dominante und aggressive Verhaltensweisen. Bei Frauen Vermännlichung (Stimme, Muskulatur, Gesichtszüge, Behaarung) und Vergrößerung der Klitoris.
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