07/02/2025
Das Landei ist zurück! (und gegenüber der geduckten Version mit einem Fehler weniger drin)
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Parkplatz mit Nebengeräuschen
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Als Landei mag man das gut Schweizerische. An den Schulen sprechen wir im Idealfall Schweizerdeutsch, wenn es sein muss Züritüütsch, damit uns auch die Zuzüger aus dem Osten verstehen. Hinweisschilder kommen ohne fremdsprachige Abschnitte daher und unser Steuergeld wird nach dem adaptierten Prinzip «Switzerland first» ausgegeben. Oder wie es im aargauischen Slang heisst: «Schwiiz zersch, Mann».
Wenn also am Känzigwegli in Oberentfelden Autos mit polnischen, tschechischen und slowakischen Nummernschildern herumstehen, wie man das vorletzte Woche erstmals beobachten konnte, läuten auch beim Landei zuerst einmal die Alarmglocken und es wird ihm mulmig im Bauch. Was lungern die da herum? Die Polizei wird eingeschaltet, Untersuchungen angestellt, Zeugen befragt, Drahtzieher ausfindig gemacht, auch der wiederauferstandene Philipp Maloney (eigentlich Deutscher, jetzt Berner) wurde herbeigezogen und dieser versteckte sich tagelang mit einem Feldstecher im Gebüsch, ehe er in sein schwarzes Büchlein schrieb:
«Üble Sache, Maloney!»
Nach intensiver Detektivarbeit und einigem Schriftverkehr zwischen Ämtern, Polizeistelle und weiteren Involvierten, änderte sich das Bild von einem Tag auf den anderen: Die Autos mit den polnischen, tschechischen und slowakischen Nummernschildern stehen zwar immer noch am Känzigwegli, verfügen nun aber über eine offiziell anerkannte Parkkarte. Deren Besitzer, so soll es in offiziellen Dokumenten niedergeschrieben worden sein, lungern da nämlich gar nicht herum, sondern bauen nur schnell ein Schulhaus. Dann sind sie wieder weg.
Noch einmal Glück gehabt.
Die Lage beruhigt sich, die Polizei zieht sich zurück, die Ermittlungen werden eingestellt. Offen bleibt allerhöchstens noch die Frage, warum es zu dieser Aufregung kommen musste. Warum wird so etwas gut Schweizerisches wie ein Schulhaus nicht von Schweizer Arbeitnehmern errichtet? Hat man keine gefunden? Hat man es versäumt, beim einheimische Gewerbe anzufragen? Will sich da jemand durch das Engagement billigerer Arbeitskräfte am schnöden Mammon bereichern? Oder musste da jemand einfach nur die Balance zwischen «Switzerland first» und «Wir haben kein Geld» finden? Man weiss es nicht.
Als Landei nahm ich die Gelegenheit wahr und genehmigte mir mit Philipp Maloney einen kleinen Umtrunk im «Engel». Genüsslich zog er an einem Whisky, während ich bei Claudia und Vito pflichtbewusst ein Rivella rot bestellte. «Wahrscheinlich», fasste Maloney nach etwa einer halben Stunde des Philosophierens, die Sache zusammen, «Wahrscheinlich ist ein bisschen ‹mulmiges Gefühl› einfach der Preis, den wir für das gut Schweizerische in Kauf nehmen müssen.»
Herzlichst, Ihr Landei*
*In unregelmässigen Abständen schreibt das Landei mit einem Augenzwinkern über Gehörtes und Gesehenes aus der Region.