14/07/2025
Neuer XTRA-Beitrag auf lucys-magazin.com:
«Text: Christian Rätsch
»Ich sah mexikanische Szenerien.
Obwohl ich versuchte, die Dinge auf
normale Art zu sehen, ging das nicht
mehr, alles war einfach mexikanisch.
Vom Arzt, der diesen Versuch überwachte,
hatte ich das Gefühl, er sei ein
mexikanischer Priester, der gekommen
war, um mir das Herz heraus zu nehmen.
Ich dachte mir, daß ich mir alles nur
einbilde, weil ich um die Herkunft dieser
Pilze aus Mexiko wußte.«
Albert Hofmann über ein Selbstexperiment
Die Blüten der Erde
In Mexiko kommen über 70 % aller bekannten entheogenen Psilocybe-Arten vor. Die meisten sind Dungbewohner; nur wenige, z. B. Psilocybe aztecorum, sind Waldbewohner. Im Mayatiefland kommen nur wenige Psilocybe-Arten vor (Guzmán 1983). Die visionsschenkenden Psilocybe-Pilze werden von den yucatekischen Maya lòl lú’um, „Blüten der Erde“, genannt. Dass psychoaktive Pflanzen ungeachtet ihrer biologischen Struktur als „Blüten“ bezeichnet werden, war schon in der aztekischen Poesie und Ritualsprache gebräuchlich.
Auch die im Hochland von Mexiko lebenden Huichol nennen die meskalinhaltigen Peyotekakteen (Lophophora williamsii) metaphorisch „Blüten“ (Wasson 1973). Unter den modernen Maya, die den Hauptteil der Bevölkerung der Halbinsel Yucatán (Campeche, Yucatán, Quintana Roo) ausmachen, kennen nur sehr wenige die Kräfte der entheogenen Pilze. Bei meinen Forschungsaufenthalten konnte ich nur von wenigen Männern einige kümmerliche Informationen erhalten. Ich habe nur ein paar Männer getroffen, die Psilocybe-Pilze gegessen hatten.
Der durch die Pilze hervorgerufene psychedelische Zustand wurde als eine Art Traum (wayak’) betrachtet. Bisher habe ich keinen Schamanen (Maya h-mèn, „der Macher“) getroffen, der die Pilze rituell oder für diagnostische Zwecke verspeist. Die meisten Maya-Schamanen benutzen zur Induktion einer hellseherischen Trance Stechapfelsamen (Datura innoxia, in Maya xtohk’uh, „Wesen in Richtung der Götter“), Ololiuquisamen (Turbina corymbosa oder Ipomoea violacea, in Maya xtabentum, „Edelsteinkordel“), Tabak (Nicotiana tabacum, in Maya k’uts); der Tabak wird mit Stechapfelblättern zu Zigarren gedreht, die vom Schamanen bei Heilritualen geraucht werden (Rätsch 1992).
All diese Pflanzen der Götter wurden vermutlich schon in präkolumbianischer Zeit (...) »
Text: Christian Rätsch»Ich sah mexikanische Szenerien.Obwohl ich versuchte, die Dinge aufnormale Art zu sehen, ging das nichtmehr, alles war einfach mexikanisch.Vom Arzt, der diesen Versuch überwachte, hatte ich das Gefühl, er sei einmexikanischer Priester, der gekommenwar, um mi