26/01/2021
«Ich habe einen Fehler gemacht!» 21. Januar 2021
Diesen Satz habe ich im Coaching schon oft gehört. Oft kommen solche Aussagen von Menschen,
die dazu neigen die gemachten Fehler hervorzuheben und sich damit unbewusst zu bestrafen. Aber wie definiert man «Fehler», «etwas falsch machen»? Grundsätzlich kann ein Fehler nur auf Regeln aufbauen. Doch wer stellt die Regeln auf? Wer stellt sie für Dich auf? Wenn Du etwas tust und stellst selbst fest, dass es «falsch» war, wer gibt Dir vor, dass es «falsch» war? Ist es der Chef auf Deiner Arbeit, die Mutter oder der Vater zu Hause? Ist es die Gesellschaft, oder bist es gar Du selbst?
Einen Fehler auf der Arbeit begehen ist nicht schwer. Die Kunst ist es, alles richtig zu machen.
Wir sind Menschen – Individuen – und keine Maschinen. Es ist nur allzu menschlich nicht alles richtig zu machen. Die heutige Gesellschaft trimmt uns darauf perfekt zu sein. Wer es nicht ist, wird ausgestossen. Weil er möglicherweise anders ist, fehlerhaft, oder nicht der Norm entspricht. Das alles passiert nicht bewusst, sondern in unserem Unterbewusstsein.
In der heutigen Gesellschaft ist es üblich, sich selbst für den gemachten «Fehler» zu verurteilen. Wir bestrafen uns für Dinge, die wir nicht so erledigen, wie es vorgegeben scheint. Wir beladen uns mit negativen Schuldzuweisungen, weil wir es so gelernt haben. Ein Kind erfährt bis zum 18 Lebensjahr 180.000 und mehr negative Inputs. Wir werden auf Fehler getrimmt, auf Unfähigkeit. Das entspricht aber nicht unserem Sein. Das Sein will schaffen, erreichen, erfolgreich sein, besser sein, besser als man selbst oder als die anderen. «Wenn Du erfolgreich sein willst, musst du immer etwas besser sein als der Durchschnitt.» Das ist Konditionierung. Und das führt zu «Fehlern», die am Ende schwer wiegen.
Wir lernen im Kindergarten, oder in der Kita, jedoch spätestens in der Schule was es bedeutet Fehler zu machen. Wir werden bestraft. Wir erkennen die Missbilligung unseres Umfeldes, erhalten schlecht Zensuren, oder -noch schlimmer- ernten Spott und Häme. Vom Lehrer, den Mitschülern, oder schlimmer noch von den Eltern. Nicht gut genug zu sein für die Gesellschaft. Ist das der richtige Weg für eine Gemeinschaft? Ist der richtige Weg Individuen, jedes davon bestückt mit Einzigartigkeit, in ein Raster zu schieben und zu sagen was «falsch oder richtig» ist? Es liegt daher einzig an uns selbst zu entscheiden, inwieweit wir die Bestrafung zulassen.
Wie kommt man aus diesem Teufelskreis heraus?
Für die Kinder sind es die Eltern, die den Kindern das Gefühl geben müssen, ein nützlicher Teil der Gesellschaft zu sein. Sie müssen die Kinder bestärken in ihrem Sein. In ihren Fähigkeiten, ihren Talenten. So werden aus den Kindern selbstbewusste Menschen, die mit «Fehlern» umgehen können und diese für sich nutzen. Die Eltern müssen den Kindern beibringen, dass «Fehler» zum einen normal sind und dass sie nützlich sind. Etwas von dem man lernen kann.
Das «Richtige» ist die Routine. Das «Falsche» sorgt für Veränderung. Es steht für Wachstum.
Als Erwachsene stehen wir selbst in der Verantwortung die Wichtigkeit der «Fehler» zu erkennen. Wenn du einen «Fehler» bei der Arbeit gemacht hast und dich dafür bestrafst, indem du dir selbst Unfähigkeit zuschreibst und dich als inkompetent darstellst, ist das eine Möglichkeit.
Oder du versuchst diesen Fehler in ein zeitliches Verhältnis zu den Dingen, die du richtig gemacht hast, zu setzen. Wie gross ist das Verhältnis? Ist es das wert sich deswegen zu einem Sünder zu machen?
Mit guten Worten dieses Dilemma auflösen
«Ich habe einen Fehler auf der Arbeit gemacht, den habe ich in einem Zeitraum von 10 Minuten verursacht, aber dafür habe ich in 6 Stunden, also in 360 Minuten alles richtig gemacht. Den Fehler, weil ich ihn erkannt hatte, konnte ich schon korrigieren. Klasse! Und ich habe erkannt auf was ich beim nächsten Mal achten muss. Ich habe aus dem Fehler gelernt!»
Wie steht es mit «Fehlern» im Alltag?
Wir leben in einer Gesellschaft, die uns Regeln vorgibt. Es sind Verhaltensregeln, um mit der Umgebung konform aufzutreten. Wir Menschen neigen gern dazu uns und anderen Regeln aufzulegen. Sie sorgen für Einigkeit, Bequemlichkeit und Routine. Sie nehmen uns aber auch unsere Individualität und unsere Freiheit des selbständigen Denkens und Entscheidens.
Ist es das was du auch willst? Dann fühlst du dich möglicherweise gut, wenn alles nach Regeln abläuft. Grobe gesellschaftliche Regelungen sind sinnvoll. Sie sorgen für ein friedliches Miteinander. Wie steht es aber zum Beispiel mit der berühmten «falsch ausgedrückten blend-a-med»? Wer hat das Recht vorzugeben, ob die Tube nun von hinten oder von vorn ausgedrückt wird? Egal wie man es tut, am Ende wird sie leer sein. Welche Art des Ausdrückens ist nun falsch? Wer hat gewonnen, wenn er auf dieses Recht pocht? Als gäbe es nur diesen einen einzig wahren Weg?
Die Menschen denken unterschiedlich.
Jeder hat seine eigene Herangehensweise an Probleme. Der eine denkt an den Weg, der andere an das Ziel. Am Ende kommen beide an. Und wieder sind es unsere Eltern, die uns die Werte vermitteln. Durch deren Erfahrungen, deren Wissensvermittlung bilden wir unser eigenes, völlig individuelles Weltbild. Es gibt keine Regel in unserer Gedankenwelt.
Mir begegnen immer wieder Menschen, die eingefahren sind in ihrem Regelwerk. Die persönlichen Gesetzbücher sind ellenlang und dick. Und mir begegnen Menschen, die lassen den Moment entscheiden, fliessen dahin, sie sind grösstenteils frei von Regeln. Treffen diese zwei Typen aufeinander, kommt es oft zu Knall. Es liegt nun an Beiden zu entscheiden, wie und ob man sich trifft. Egal wie sie sich einigen. Beiden sollte klar sein, dass es kein «Richtig» oder «Falsch» gibt. Es ist nur die Betrachtungsweise.
Wenn das «Falsche» falsch wäre, würde es dann naturgemäss überhaupt existieren? Oder ist es einfach nur eine Möglichkeit an dasselbe Ziel zu kommen?
Welcher Typ bist du? Egal welcher du bist, es sind beide richtig. Dessen musst du dir bewusst sein.
Lerne die sogenannten «Fehler» nicht allzu ernst zu nehmen. Lerne sie als deine Herausforderung zu sehen. Ein Schritt aus dem Alltag. Etwas bewusst erlebtes, denn das ist es. Und sei dankbar dafür. Wenn du dich positiv den Herausforderungen stellst, kannst du deine Persönlichkeit erweitern.