17/12/2025
Rosa von Praunheim war einer der einflussreichsten Filmemacher und Aktivisten der deutschen Film- und LGBTQIA+-Szene. Er verstarb in der Nacht zum 17. Dezember 2025, im Alter von 83 Jahren in Berlin.
Von Praunheim – geboren als Holger Radtke – prägte über mehr als fünf Jahrzehnte die Filmkultur mit über 150 Kurz- und Langfilmen, in denen er unter anderem Themen wie Homosexualität, Transidentität, AIDS-Prävention und Biografisches aufgriff und künstlerisch herausforderte. Besonders bekannt wurde er durch den Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ aus dem Jahr 1971. Dieser Film trug maßgeblich dazu bei, die Themen Homosexualität und Selbstbestimmung in die öffentliche Debatte zu bringen und gilt als ein Ausgangspunkt der modernen politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland.
Sein Stil war unkonventionell und provokativ: Er arbeitete oft an der Schnittstelle zwischen Dokumentation, Essay und Performance, stellte gesellschaftliche Normen bewusst in Frage und brachte damit vielschichtige Reaktionen hervor. Einige seiner Arbeiten wurden als radikal oder konfrontativ wahrgenommen, zugleich eröffneten sie Räume für die Sichtbarkeit marginalisierter Lebensrealitäten. Seine wohl umstrittenste Aktion: In einer RTL-Talkshow outete er 1991 prominente Personen ohne deren Zustimmung als homosexuell. Er wollte damit die Sichtbarkeit der Diskriminierung von homosexuellen Menschen erhöhen. Später nannte er diese Aktion selbst einen „Verzweiflungsschrei“.
Neben seinem filmischen Werk engagierte sich von Praunheim als Autor, Künstler und Aktivist – etwa in der Auseinandersetzung mit der AIDS-Krise oder mit queeren Lebensweisen in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kontexten. 2015 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Sein Tod hinterlässt eine Lücke in der deutschen Filmszene und im Kulturkampf um Sichtbarkeit, Vielfalt und künstlerische Freiheit.