26/03/2022
Hast du dein Kind schon mal gefragt, was es sich von einer Fee wünschen würde? Soll eine gute Strategie in Stresssituationen sein.
Während ich darüber nachdenke, was ich mir selbst von ihr wünschen würde, stell ich sie mir vor. Sie erinnert mich irgendwie an den Stammgast einer Berliner Eckkneipe. Rauchend, Augenringe. Wir stehen also nebeneinander, der Fee und ich. Beide bisschen erschöpft.
“Mach mal, dass ich das verstehe. Das ganze Eltern-Ding. Mir ist das emotional zu komplex.”, sag ich. Der Fee drückt ‘ne Kippe an der Hauswand aus. “Wünsch dir mal was anderes.” gibt er zurück. “Ne!”, sag ich. “Weil: Ich will für meine Kinder da sein und liebe die Zeit mit ihnen. Gleichzeitig habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mich auflöse in der Care-Arbeit für andere.” Der Fee nickt. “Ich versuch’s grad mit Self-Care“, sagt der Fee und zündet sich ‘ne neue Kippe an. “Self-care stresst mich krass“, sage ich. "Ich will die schönsten Dinge der Welt in freie Nachmittage packen und bin dann enttäuscht, weil ich eigentlich gar keine Kraft dafür hab. Und ich frag’ mich: Wo ist das “Life” in der Lohn-Arbeit/Care-Arbeit/Life-Balance.” Der Fee nickt. “Und es fühlt sich scheiße an, dass ich überhaupt den Unterschied mache zwischen ‘Care-Arbeit’ und ‘Life’. Das sind doch meine Kinder, man. Die sollten doch mitten im Life sein! Ich meine, sind sie ja auch. Aber Familienleben ist auch einfach anstrengend.” Der Fee schaut mich an. “Du musst verstehen: Elternsein ist einfach komplett ambivalent. Du liebst. Gleichzeitig brauchst du Abstand. Du willst jede Sekunde mit deinen Kindern verbringen, auch wenn du gerade keine Zeit mit ihnen verbringen willst. Du musst für dich sorgen, um für andere sorgen zu können. Du musst manchmal kurz gehen, um wiederkommen zu können, sonst hilfst du keinem. Das ist self-care. Also, was wünschst du dir jetzt? Muss weiter, straffer Zeitplan und Kinder zuhause.” Ich denk nach. “Mach doch einfach, dass die Zeit langsamer vergeht.”, sag ich. “Kann ich nich.” Er hebt die Hand zum Abschied. “Dachte ich mir.”, sag ich, während ich ihm dabei zuschaue, wie er leicht schwankend im Nachthimmel verschwindet.
Was wünschst du dir?