28/11/2025
Der Tod von Emily (†13) auf Klassenfahrt – und ein Vater, der nicht aufgibt: Warum der Fall sechs Jahre später wieder vor Gericht landet
Eine Klassenfahrt nach London – und ein Tag, der alles verändert
Sommer 2019.
Die 13-jährige Emily aus Mönchengladbach fährt voller Vorfreude mit ihrer Schulklasse nach London. Doch aus der Reise wird ein Albtraum: Das an Typ-1-Diabetes erkrankte Mädchen verschlechtert sich zunehmend – und niemand reagiert rechtzeitig.
Nach einem Restaurantbesuch übergibt sich Emily mehrfach, wird schwächer, kann irgendwann kaum noch wachgehalten werden. Mitschüler alarmieren die Lehrerinnen. Doch erst zwei Tage nach Beginn der Symptome wird ein Krankenwagen gerufen.
Als Emilys Vater, Kay Schierwagen, nach London fliegt, lebt seine Tochter nur noch wenige Stunden.
Sie stirbt an einer massiven Überzuckerung (Ketonazidose) und anschließendem Herzinfarkt – einen Monat vor ihrem 14. Geburtstag.
Fahrlässige Tötung – Lehrerinnen verurteilt
Das Gericht urteilt später klar:
Die zwei verantwortlichen Lehrerinnen (34 und 60 Jahre alt) haben gegen ihre Sorgfaltspflicht verstoßen.
Der Fehler:
Sie hatten vor der Fahrt nicht schriftlich nach Vorerkrankungen der Schüler gefragt – obwohl sie dazu verpflichtet waren.
Hätten sie das getan:
hätten sie von Emilys Diabetes wissen müssen,
hätten Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Schwäche sofort als Warnzeichen erkannt werden können,
hätte ein Notarzt frühzeitig gerufen werden müssen.
Der Richter sagt fassungslos:
„Wenn 13-jährige Mitschüler bemerken, dass es ihr schlecht geht – warum nicht die Lehrerinnen?“
Ein Vater kämpft – vier Jahre lang
Kay Schierwagen besucht bis heute regelmäßig das Grab seiner Tochter.
Er sagt:
„Es gibt keine Minute, keine Sekunde, in der ich nicht an Emily denke.“
Er beschreibt, wie die Leichtsinnigkeit der Lehrkräfte sein ganzes Leben zerstört habe.
Trotz Trauer und Belastung setzt er den juristischen Kampf fort – für seine Tochter, für Gerechtigkeit.
Er erwirkt:
die Wiederaufnahme der Ermittlungen,
die Anklage der Lehrerinnen,
und nun die nächste Stufe: eine Schmerzensgeldklage gegen das Land NRW.
125.000 Euro Schmerzensgeld – und ein neuer Prozess
Weil eine außergerichtliche Einigung scheitert, verklagt der Vater das Land Nordrhein-Westfalen auf 125.000 Euro.
Sein Anwalt, Manuel Reiger, erklärt:
Gespräche seien „abgeblockt“ worden.
Das Land bestreite alle Ansprüche.
Man ziehe sogar in Zweifel, dass der Vater durch Emilys Tod gesundheitlich erkrankt sei.
Die Bezirksregierung Düsseldorf äußert sich nicht öffentlich.
Die Position des Landes:
Alles wird ausschließlich vor Gericht erklärt.
Die Verhandlung soll am 11. Februar vor dem Landgericht Düsseldorf stattfinden.
Ein Fall, der die Justiz seit Jahren beschäftigt
22 Zeugen – darunter Schüler, Eltern, Lehrer und Sachverständige – sollen erneut aussagen.
An 14 Verhandlungstagen wird rekonstruiert:
Wie es Emily wirklich ging,
wann die Lehrerinnen hätten handeln müssen,
warum niemand früher medizinische Hilfe holte,
ob organisatorische Fehler der Schule zum Tod beigetragen haben.
Wenn die Lehrerinnen erneut verantwortlich gemacht werden, drohen:
empfindliche Geldstrafen,
im schlimmsten Fall sogar Freiheitsstrafen.
Ein Vater, ein Grab – und ein langer Weg zur Gerechtigkeit
Sechs Jahre nach dem Tod seiner Tochter kämpft Kay Schierwagen weiter – gegen das Vergessen, gegen Behörden, gegen eine Bürokratie, die ihn immer wieder zurückgeworfen hat.
„Man hat durch Dummheit und Ignoranz das Leben meiner Tochter zerstört – und mein eigenes gleich mit.“
Der Schmerz bleibt, doch sein Ziel ist klar:
Gerechtigkeit für Emily.
Damit kein anderes Kind auf einer Klassenfahrt sterben muss.