11/09/2025
Ottla Kafka: Die Frau, die freiwillig mit einer Gruppe Kindern nach Auschwitz ging :(
Ottilie "Ottla“ Kafka wurde im Jahr 1892 als jüngste Schwester des Schriftstellers Franz Kafka in Prag geboren und wuchs in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf.
1913 heiratete sie den katholischen Ingenieur Josef David. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, Věra und Helene. Die Ehe war jedoch nicht einfach und so trennten sie sich einige Zeit später.
Als Frau in einer sogenannten Mischehe hatte Ottla zu Beginn der deutschen Besatzung eine gewisse Sicherheit, die sie vorerst vor Deportationen bewahrte.
Im Jahr 1942 traf sie jedoch eine Entscheidung, die ihr Leben veränderte. Sie meldete sich freiwillig für einen Arbeitseinsatz im Ghetto Theresienstadt.
Dort lebte sie ohne ihren Mann und ohne ihre Kinder, die bei nichtjüdischen Familien untergebracht waren und den Krieg überlebten.
Ihr Mann blieb in Prag und überstand die Besatzungszeit. Ottla hingegen war im Ghetto auf sich gestellt und fand ihre Aufgabe in der Landwirtschaft, in Küchen und vor allem in der Betreuung von Kindern.
Zeitzeugen beschrieben sie als ruhig, verlässlich und praktisch.
Theresienstadt selbst lag nordwestlich von Prag in einer alten Garnisonsstadt aus dem 18. Jahrhundert. Die Nationalsozialisten nutzten den Ort ab 1941 als Sammel und Durchgangsghetto für Juden aus Böhmen und Mähren.
Von dort gingen Transporte in die Vernichtungslager im Osten. Gleichzeitig wurde Theresienstadt nach außen als "Vorzeigeghetto“ präsentiert. Besuchern sollte ein Bild von geordneten Verhältnissen gezeigt werden, mit kulturellen Veranstaltungen und scheinbar besseren Lebensbedingungen.
Hinter dieser Fassade war der Alltag von Enge, Hunger, Krankheit und permanenter Angst vor der Deportation geprägt, denn nur wenige Menschen blieben länger dort.
Im Herbst 1943 erreichte eine Gruppe von Kindern Theresienstadt, die aus den Räumungen im Osten stammte. Kurze Zeit später sollten sie weitergeleitet werden. Ottla meldete sich freiwillig, um sie zu begleiten.
Es war keine Zuweisung, sondern eine bewusste Entscheidung. Sie wusste, dass dieser Schritt den sicheren Tod bedeutete, und doch tat sie es, um den Kindern nicht die letzte Wegstrecke allein zu überlassen.
Am 7. Oktober 1943 kam der Zug in Auschwitz an. Für die Ankommenden gab es keine Registrierung in den Blöcken und keine Verteilung auf Arbeitskommandos.
Die Gruppe wurde unmittelbar zur Vernichtung geführt. Auch Ottla starb an diesem Tag. Sie war einundfünfzig Jahre alt.
Statement: In einer Umgebung, die das Leben systematisch ausschaltete, entschied sich Ottla, bei Kindern zu bleiben, die keinen Einfluss mehr auf ihr Schicksal hatten....
...sie konnte ihren Weg nicht ändern....sie konnte ihn nur mit ihnen gehen. Danke für soviel Menschlichkeit