
16/06/2025
Aladin El-Mafaalani in der Blattkritik: Eine andere Deutung der linken Identitätskrise
Der ganze Text über den Link: https://taz.de/Aladin-El-Mafaalani-in-der-Blattkritik/!vn6094134/
Der Wechsel von einer ziemlich verträumten „Die Bundeswehr ist scheiße“-Kultur zu einer irrationalen Befürwortung von Rüstung ist eine Überreaktion. Woher kommt sie?
Ich möchte die These vertreten, dass es auf einer abstrakten Ebene einen einfachen Hauptgrund gibt: Die Dinge funktionieren nicht! Wohnungsbau, Deutsche Bahn, Kitas und Schulen, Wirtschaft – es fällt einem kaum ein Bereich der Infrastruktur ein, der in einem akzeptablen Zustand ist. Das Notwendige kommt zu langsam oder gar nicht voran.
Der Staat wird als überlastet, zum Teil als handlungsunfähig wahrgenommen. Und, ja, das gilt auch für die Bundeswehr.
Zwei historisch günstige Phasen sind jetzt vorbei: Die demografische Dividende ist aufgebraucht, die durch die Situation begründet ist, dass relativ viele Personen im erwerbsfähigen Alter (also potenzielle Leistungsträger) relativ wenige Rentner und Kinder finanzieren müssen.
Gleiches gilt für die Friedensdividende, dass also aufgrund einer langen Phase des Friedens weniger für Rüstung ausgeben werden musste. Dass nach einigen historisch günstigen Jahrzehnten mit doppelten Dividenden die Infrastruktur brach liegt, ist eine Katastrophe. Rechtfertigt diese Katastrophe eine politische Identitätsdiffusion? Nein.
Zumindest dann nicht, wenn das bedeutet, dass man von der ziemlich verträumten Vorstellung, „die Bundeswehr ist scheiße, die kann weg“, hin zu einer irrationalen Befürwortung von Rüstung wechselt. Das Ergebnis dieser Überreaktion führt dazu, dass die Bundeswehr von nun an unbegrenzt über Schulden finanziert werden kann. Nach oben gibt es auf unbestimmte Zeit keinerlei Begrenzung.
Text: Aladin El-Mafaalani
Der Wechsel von einer ziemlich verträumten „Die Bundeswehr ist scheiße“-Kultur zu einer irrationalen Befürwortung von Rüstung ist eine Überreaktion. Woher kommt sie?