08/10/2025
Zum Lesemittwoch empfehlen die Kulturfritzen heute die literarische Collage einer Künstlerinnenliebe.
Hannah Höch (1889–1978) gilt als bekannteste Künstlerin des Dadaismus, berühmt vor allem für ihre Collagen. In den Zwischenkriegsjahren konnte sie sich – nach anfänglichen Schwierigkeiten im männlich dominierten Kunstbetrieb – als eigenständige, experimentierfreudige Künstlerin etablieren: Gemeinsam mit dem österreichischen Künstler und Fotografen Raoul Hausmann, mit dem sie über sieben Jahre eine turbulente Beziehung verband, entwickelte sie die Fotomontage, sie spielte in Dada-Revuen, arbeitete als Grafikerin für Zeitschriften des Ullstein-Verlags und malte. Ende der 1920er-Jahre lernte sie die niederländische Schriftstellerin Til Brugman (1888–1958) kennen, mit der sie neun Jahre lang, erst in Den Haag, später in Berlin, zusammenlebte und -arbeitete.
Miku Sophie Kühmel hat diese wenig bekannte Liebesgeschichte in einem kunstvollen Roman verdichtet. Sie erzählt von wilden Partys, intimen Momenten und den Herausforderungen einer Künstlerinnenbeziehung, in der die eine zunehmend erfolgreicher wird, während die andere mit Absagen zu kämpfen hat. Auch die wachsende Bedrohung durch den Nationalsozialismus, der Höch als „entartete“ Künstlerin einordnet, belastet das Paar, bis die Beziehung 1935 zerbricht. Kühmel hat in den Nachlässen von Höch und Brugman recherchiert und die Geschichte ihrer Liebe mit Bedacht zusammengesetzt – ganz im Sinne Hannah Höchs als Collage … aus Briefauszügen, Gedichten, Zeitleisten, Notizen, Minidramen und erfundenen Sequenzen.
"Hannah" erschien Im Sommer bei den S. Fischer Verlagen.