22/07/2025
Der DDV schreibt an… Abendzeitung München (22.07.2025)
Guten Tag Frau Herzog,
ich darf mich kurz vorstellen: Ich heiße Daniel Wolf und bin Drehbuchautor. Ich schreibe diese mail im Auftrag des Deutschen Drehbuchverbandes und beziehe mich auf Ihre Besprechung der zweiten Episode aus der Krimireihe „Schwarzwaldkrimi“ im ZDF in der Münchner Abendzeitung vom 22.7.2025.
In Absatz zwei schreiben Sie, dass der von mir sehr geschätzte Regisseur Marcus O. Rosenmüller in “… seinem zweiteiligen Mystery-Krimi-Mix den Schwarzwald erneut als düsteren Ort inszeniert… und die regionalen Legenden dieser Region in den Fokus rückt“.
Leider stimmen die Aussagen so nicht bzw. beinhalten Halbwahrheiten.
Konkret: Gewiss inszenierte Herr Rosenmüller als Regisseur den Film, jedoch geschah dies auf Grundlage eines Drehbuches von Anna Tebbe. Demnach war es Frau Tebbe, welche die regionalen Legenden dieser Region zum Thema machte und somit in den Fokus rückte. Marcus O. Rosenmüller setzte dies sicherlich nach allen Regeln der Kunst bestens um, sowie jedes andere Gewerk an dem Film großartige Arbeit geleistet hat, aber in den Fokus hat es alleine Frau Tebbe gerückt, wie auch die Geschichte, die Figuren und die Dialoge, die sie in harter Arbeit entwickelt hat. Ohne sie als Autorin würde es diesen Film nicht geben, weil kein Regisseur etwas zu inszenieren gehabt hätte und weder Jessica Schwarz noch Max von Thun noch die anderen Darstellerinnen und Darsteller etwas zum Spielen gehabt hätten. Auch die von Ihnen offenbar sehr gemochte Figur Dr. Stefan Zabel ist dem Erfindungsgeist Anna Tebbes entsprungen, die in Wirklichkeit Annette Reeker heißt.
Sie zeichnet im konkreten Fall übrigens auch als Produzentin verantwortlich, was ihren Beitrag als Autorin jedoch keineswegs schmälert, im Gegenteil.
Liebe Frau Herzog, wir Autoren und Autorinnen kämpfen seit jeher gegen Windmühlen um Wahrnehmung, nicht so sehr in der Öffentlichkeit (das ist eh hoffnungslos), sondern leider und besonders innerhalb der Branche. Dabei gehts nicht um Eitelkeiten - ok, ein wenig vielleicht auch ;-) - aber vor allem um unsere Existenz, denn von der Wertschätzung unserer Arbeit hängt maßgeblich unsere Vergütung ab. In anderen Ländern werden wir nicht selten als sog. Showrunner geführt, jedenfalls bei Serien. In Deutschland kämpfen wir darum überhaupt erwähnt zu werden.
Der Slogan „Kein Drehbuch - kein Film“ mag wie ein gelungener Marketingsspruch daherkommen, ist aber absolute Wahrheit . Von daher darf ich Sie im Namen von uns allen darum bitten, in Zukunft auch Autor/Autorin zu erwähnen, gerne auch nur in einem Nebensatz, der hier etwa hätte lauten können: „Marcus O Rosenmüller inszeniert nach einem Drehbuch von Anna Tebbe…“ und schon wäre die Welt für uns völlig in Ordnung.
Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen und uns noch viele gute Filme.
D. Wolf