03/06/2025
Für das österreichische Filmmagazin ray hat Andreas Ungerböck »Objektverlust« von Lars Henrik Gass besprochen:
»Lars-Henrik Gass, mehr als 25 Jahre lang Leiter der Kurzfilmtage Oberhausen und bekannt für seine pointierten, gerne auch provokanten Einlassungen zur deutschen Film- und Festivalpolitik, untersucht in diesem schmalen, aber ergiebigen Band nicht mehr und nicht weniger als den Zustand des gegenwärtigen (Autoren-)Films – und seines Publikums. Der Untertitel ›Film in der narzisstischen Gesellschaft‹ lässt kaum Fragen offen. Gass' These lautet, dass die Dominanz von Streaming und Internet und die ständige Verfügbarkeit von Filmen und Serien in den Wohnzimmern dem kritischen Bewusstsein der Zusehenden geschadet habe. Man schaue nur noch, was einem angenehm sei und die eigene Befindlichkeit widerspiegle. Und Gass lässt, für viele wohl schockierend, kein gutes Haar an Publikums-/ Kritikerfavoriten wie Wes Anderson, Ruben Östlund, Greta Gerwig, Joachim Trier und, ja, Yorgos Lanthimos, die genau diese narzisstische Haltung mit ihren Filmen bedienten, weil es darin wieder vor allem um eitle, oft gar infantile Selbstbespiegelung gehe. Das mag konservativ erscheinen, ist es aber gar nicht, im Gegenteil. Man erkennt, wie wohltuend es ist, wenn jemand sich ernsthaft und kompromisslos [...] mit dem Kino beschäftigt. Und dass er konstatiert, was im schnelllebigen Filmkritik-Tagesgeschäft oft übersehen wird – dass der Regie-Kaiser oder auch die Regie-Kaiserin ganz oft, ja, n***t ist.«
Zum Buch:
xs-verlag.de/buch/lars-henrik-gass-objektverlust