
31/08/2025
— Oma, ich glaube, Sie sind in der falschen Abteilung“, lächelten die jungen Angestellten und warfen einen spöttischen Blick auf die neue Kollegin. Noch ahnten sie nicht, dass eben diese Frau soeben ihr ganzes Unternehmen gekauft hatte…
„— Zu wem wollen Sie?…“ murmelte ein junger Mann am Empfang, ohne von seinem Handy aufzusehen.
Sein stylisher Haarschnitt und der Marken-Hoodie schrien förmlich nach Aufmerksamkeit – genau so, wie es sich ein „Tech-Girl“ heute vorstellte.
Elisabeth Müller hielt ihre elegante Tasche unauffällig fest. Sie wollte harmlos erscheinen: schlichte Bluse, Rock bis unter das Knie, bequeme Schuhe ohne Absatz.
Direkt neben ihr stand Herr Gruber, der ehemalige Direktor, ein Mann mit grauem Haar und einem müden Lächeln, mit dem sie gerade den Deal abgeschlossen hatte. Er blickte sie an und erklärte leise:
„— Ein trojanisches Pferd, Elisabeth. Sie werden den Köder schlucken, ohne den Haken zu sehen. Sie werden nicht mal merken, wer ich wirklich bin, bis es zu spät ist.“
„— Ich bin die neue Angestellte. Rechtsabteilung, bitte“, antwortete sie ruhig, ihre Stimme ließ keinen Zweifel zu.
Der junge Mann am Empfang sah endlich auf, musterte sie von Kopf bis Fuß — von den abgegriffenen Schuhen bis zu den silbergrauen Haaren — und verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. Eine Innenwette blitzte in seinen Augen:
„— Ja, hab ich gehört. Die Security wird Ihnen Zugang geben. Ihr Büro ist am Ende des Flurs. Wir hier machen echte Projekte.“
Elisabeth nickte, wandte sich ab und schritt zum Open Space – ein endloser Raum voller Tastaturen, Bildschirme, und Menschen, tief versunken in ihre „Projekte“.
Sie war es gewohnt, für Ordnung zu sorgen. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie Stück für Stück seine Firma gerettet, saniert. Klare Investments, Digitalisierung – doch mit 67 wusste sie: Das wahre Spiel begann jetzt erst – der Kauf eines IT-Unternehmens mit vermeintlichem Ruhm… doch innerlich vergiftet.
Man wies ihr einen Schreibtisch am Ende des Raumes zu, neben dem Archiv. Alt und verkratzt, mit quietschendem Stuhl – eine einsame Insel aus der Vergangenheit in einem Meer aus moderner Technik.
„— Eingelebt?“ ertönte die Stimme von Ora, der Marketingleiterin. Perfekt gestylt, ihr cremefarbenes Kostüm und der Duft teuren Parfüms strahlten Autorität aus.
„— Ich versuche zu verstehen, wie hier alles läuft,“ antwortete Elisabeth sanft.
„— Beginnen Sie mit den Verträgen vom »Orion«-Projekt aus dem letzten Jahr, die liegen im Archiv. Klingt doch machbar, oder?“ Ora klang gönnerhaft – eine klare Aufforderung: „Bleib schön auf deinem Platz, Oma.“
„— Danke“, erwiderte Elisabeth ruhig, während sich bitterer Sarkasmus in ihrem Inneren regte.
Stas, einer der Entwickler, blieb in seiner Gruppe stehen und griente sie höhnisch an:
„— Wie ich schon sagte: Omas gehören woanders hin. Unser HR-Chef ist komplett verrückt geworden.“
Das Kichern in der Gruppe war nicht zu unterdrücken. Elisabeth spürte, wie sich eine kalte Wut in ihr aufbaute.
Sie drehte sich um, sah Stas an. Alles, was sie sah – die teure Kleidung, die Gadgets, sogar seine Gucci-Uhr – war mit ihrem Geld gekauft.
„— Danke“, sagte sie ruhig. „Jetzt weiß ich genau, wo ich hin muss.“
Das Archiv war ein kleiner, fensterloser Raum. Elisabeth öffnete zügig den Ordner „Orion“.
Sie blätterte durch Dokumente, Anlagen, Berichte. Auf den ersten Blick alles sauber. Doch ihr geschultes Auge erkannte die ersten Symptome. Die Zahlungen an „CyberTechSystems“ waren auf glatte Tausender gerundet – ein Zeichen von Nachlässigkeit oder bewusstem Verschleiern.
Die Leistungsbeschreibungen blieben vage: „allgemeine Beratung“, „analytische Unterstützung“, „Prozessoptimierung“. Klassiker, wenn man weiß, wonach man suchen muss.
Nach einigen Stunden knarrte die Tür. Lena, die Buchhaltungskollegin, trat scheu ein:
„— Guten Tag… kann ich Ihnen beim elektronischen System helfen? Eine Kollegin meinte, Sie hätten keinen Zugang…“
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