19/11/2025
Als meine 14-jährige Tochter eines Tages aus der Schule zurückkam und einen alten Kinderwagen mit zwei Neugeborenen vor sich herschob, war ich sicher: Das war der schockierendste Moment meines Lebens. Ich irrte mich. Zehn Jahre später stellte ein Anruf eines Anwalts und ein Gespräch über Millionen Euro alles auf den Kopf.
Rückblickend kommt es mir vor, als hätte ich damals spüren müssen, dass uns etwas Unglaubliches bevorstand. Meine Tochter Martina war schon immer anders als alle anderen. Während ihre Altersgenossinnen sich für Boybands und Make-up-Trends begeisterten, schlief sie mit gefalteten Händen ein und flüsterte Gebete in ihr Kissen.
„Gott, bitte schick mir einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester“, hörte ich sie jeden Abend. „Ich schwöre, ich werde die beste große Schwester. Ich helfe bei allem. Hauptsache, es kommt ein Baby, das ich lieben kann.“
Jedes Mal brach es mir das Herz.
Mein Mann Luis und ich hatten jahrelang versucht, Martina ein Geschwisterchen zu schenken. Nach mehreren tragischen Verlusten machten uns die Ärzte behutsam klar: Ein Wunder würde nicht passieren. Wir erklärten ihr alles so gut wir konnten, doch Martina verlor nie die Hoffnung.
Wir waren nicht wohlhabend. Luis arbeitete als Techniker an der örtlichen Schule — reparierte Rohre, strich Wände. Ich unterrichtete Malerei im Kulturzentrum. Das Geld reichte gerade so, ein bisschen extra gab es fast nie. Aber unser kleines Zuhause war immer voller Lachen und Wärme. Und Martina beschwerte sich über nichts.
Im Herbst, als sie 14 wurde, verwandelte sie sich in ein großes, schlankes Mädchen mit wilden Locken — noch jung für Zynismus, aber alt genug, um Schmerz zu verstehen. Ich dachte, ihre Gebete nach einem Baby würden bald verstummen.
Bis zu jenem Abend.
Ich saß in der Küche und korrigierte Kinderzeichnungen, als plötzlich die Haustür zuschlug. Normalerweise hörte ich sofort ihr fröhliches: „Mama, ich bin da!“, gefolgt vom Geräusch, wie sie den Kühlschrank plünderte. Dieses Mal — Stille.
„Martina?“ rief ich. „Ist alles in Ordnung, Liebling?“
Die Antwort war gepresst und zitternd: „Mama, du musst rauskommen. Jetzt. Bitte.“
Etwas in ihrer Stimme ließ mein Herz doppelt so schnell schlagen. Ich stürzte in den Flur, riss die Tür auf…
Und erstarrte.
Auf der Veranda stand Martina, bleich wie Schnee, und klammerte sich an den Griff eines wackeligen Kinderwagens. Unter einer verblassten Decke schliefen zwei winzige Babys.
Eines bewegte sich, ballte leise die kleinen Fäustchen. Das andere schlief friedlich, der Brustkorb hob und senkte sich sanft.
„Marti…“ Meine Stimme gehorchte mir nicht mehr. „Was ist das?“
„Mama, bitte!“ schluchzte sie. „Ich habe sie auf dem Gehweg gefunden. Einfach ausgesetzt. Niemand war da. Ich konnte nicht weggehen.“
Mir knickten die Beine ein.
Martina zog ein gefaltetes Blatt aus ihrer Tasche. Die Schrift hastig, als hätte jemand unter Tränen geschrieben:
Bitte kümmert euch um sie. Sie heißen Javier und Lucía. Ich bin erst 18. Meine Eltern lassen mich sie nicht behalten. Bitte liebt sie, so wie ich es nicht kann. Sie verdienen mehr, als ich ihnen geben kann.
Das Papier zitterte in meinen Händen.
„Mama?“ Ihre Stimme brach. „Was sollen wir tun?“
Bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Luis vor. Er stieg aus dem Auto und erstarrte, beinahe fiel ihm die Werkzeugkiste aus der Hand.
„Das… das sind echte Babys?“
„Die echtesten überhaupt“, flüsterte ich. „Und offenbar jetzt unsere.“
Zumindest für eine Weile, dachte ich. Doch Martinas Blick, voller unbeugsamer Entschlossenheit, sprach eine andere Sprache.
Der Rest war wie im Nebel — die Polizei kam, dann die Sozialarbeiterin, Señora Gutiérrez. Sie untersuchte die Babys mit liebevoller Sorgfalt.
„Sie sind gesund“, sagte sie sanft. „Kaum drei Tage alt. Jemand hat sich offensichtlich gut um sie gekümmert… bevor das hier geschah.“
„Und was passiert jetzt?“ fragte Luis.
„Für heute — vorläufige Inobhutnahme.“
Martina sackte zusammen und brach in Tränen aus:
„Nein! Bitte nehmt sie nicht mit! Ich habe jede Nacht für sie gebetet. Gott hat sie mir geschickt. Mama, wir dürfen sie ihnen nicht wegnehmen lassen!“
Ihre Tränen schnitten durch meine Seele.
„Wir können uns um sie kümmern“, platzte es aus mir heraus. „Lass sie wenigstens heute Nacht bei uns bleiben, bis entschieden wird, wie es weitergeht.“
Etwas in unseren Gesichtern — oder Martinas Verzweiflung — erweichte das Herz von Señora Gutiérrez. Sie stimmte zu.
In dieser Nacht fuhr Luis los, um Babynahrung und Windeln zu kaufen, und ich lieh mir von meiner Schwester ein Kinderbett. Martina wich den Babys nicht von der Seite. Sie flüsterte: „Jetzt ist das euer Zuhause. Ich bin eure große Schwester. Ich bringe euch alles bei.“
Eine Nacht wurde zu einer Woche. Niemand suchte die Kinder. Die Schreiberin des Briefes blieb unauffindbar.
Señora Gutiérrez besuchte uns immer häufiger, bis sie schließlich sagte:
„Die vorläufige Betreuung kann in eine dauerhafte umgewandelt werden… wenn Sie nichts dagegen haben.“
Ein halbes Jahr später waren Javier und Lucía offiziell unsere Kinder.
Unser Leben wurde zu einem wunderbar chaotischen Wirbel. Doppelte Windelkosten, Luis nahm Zusatzschichten an, und ich begann, auch an Wochenenden zu unterrichten. Aber wir schafften es.
Und dann begannen… die Wunder. Umschläge ohne Absender — mit Geld oder Gutscheinkarten. Tüten mit Kleidung, sorgfältig vor der Tür abgestellt. Immer in perfekter Größe, immer rechtzeitig.
Wir scherzten über einen Schutzengel, doch tief in mir suchte ich nach Antworten.
Die Jahre vergingen. Javier und Lucía wurden energiegeladene, unzertrennliche Kinder. Martina, inzwischen Studentin, blieb ihre größte Beschützerin — raste zu jedem Fußballspiel, jeder Aufführung nach Hause, egal wie weit.
Und dann… letzten Monat.
Beim Sonntagsessen klingelte das Festnetztelefon. Luis nahm genervt ab — und erstarrte.
„Ein Anwalt“, flüsterte er bleich.
Am anderen Ende stellte sich ein Mann als Anwalt Méndez vor.
„Meine Mandantin Sofía bat mich, Sie bezüglich Javier und Lucía zu kontaktieren. Es geht um ein beträchtliches Erbe.“
Ich lachte ungläubig: „Das klingt wie ein Betrug. Wir kennen keine Sofía.“
„Sie ist sehr real“, versicherte er. „Sie hat Javier und Lucía — und Ihrer Familie — ein Vermögen von 4,5 Millionen Euro hinterlassen. Sofía ist ihre leibliche Mutter.“
Der Hörer glitt mir fast aus der Hand.
Zwei Tage später saßen wir im Büro von Méndez und starrten auf einen Brief, geschrieben von…
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