03/08/2025
𝐃𝐞𝐫 𝐓𝐡𝐞𝐚𝐭𝐞𝐫- 𝐮𝐧𝐝 𝐎𝐩𝐞𝐫𝐧𝐫𝐞𝐠𝐢𝐬𝐬𝐞𝐮𝐫 𝐑𝐨𝐛𝐞𝐫𝐭 𝐖𝐢𝐥𝐬𝐨𝐧 𝐢𝐬𝐭 𝐠𝐞𝐬𝐭𝐨𝐫𝐛𝐞𝐧
Der amerikanische Regisseur, Bühnenbildner und Lichtkünstler Robert Wilson hat das Musiktheater der Gegenwart geprägt wie kaum ein anderer. Mit seiner radikal entschleunigten, artifiziellen Ästhetik, der bildmächtigen Raumregie und seinem rigorosen Formbewusstsein verschob er die Grenzen dessen, was auf Opernbühnen erzählbar und sichtbar war.
Internationale Aufmerksamkeit erlangte Wilson 1976 mit dem Musiktheaterprojekt „Einstein on the Beach“, das er gemeinsam mit dem Komponisten Philip Glass entwickelte. Die fünfstündige Oper ohne Handlung, mit repetitiven Strukturen und strengem visuellen Konzept, stellte herkömmliche Opernkonventionen infrage – und wurde zu einem Schlüsselwerk der Avantgarde.
Auch in Europa setzte Wilson Maßstäbe. Seine Inszenierung von Glucks „Alceste“ bei den Salzburger Festspielen 1999 verlegte die Handlung in eine von Licht und Symmetrie durchdrungene Sphäre jenseits des Psychologischen. In Debussys „Pelléas et Mélisande“, 2008 an der Bastille-Opéra in Paris, entfaltete er eine fließende Abfolge von Tableaux vivants, in der jede Geste Teil einer choreografierten Lichtpartitur war.
Richard Wagners Werken begegnete er mit Respekt und Distanz. Sein „Lohengrin“ (2005, Festspielhaus Baden-Baden) verzichtete auf Pathos und Dekor, konzentrierte sich auf Linien, Farben und Lichtachsen. Auch Mozarts „Zauberflöte“ (u. a. in Brüssel und Paris) entwarf er als abstraktes Ritual aus Geometrie, Maskenspiel und magischer Statik.
Immer wieder arbeitete Wilson mit Komponisten der zeitgenössischen Musik zusammen – etwa mit Helmut Lachenmann oder dem Ensemble Modern. Für ihn waren Klang und Licht gleichwertige Partner. Die Bühne war bei ihm nie bloße Kulisse, sondern ein Raum konzentrierten Hörens. Robert Wilson ließ Musik sichtbar werden. Seine Theaterbilder blieben streng, asketisch, oft hermetisch – und gerade dadurch offen für neue Erfahrungen des Klangs.
Robert Wilson ist am vergangenen Donnerstag, dem 31. Juli 2025, nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren in New York gestorben.
Foto: The White House