
19/09/2025
Jean Cocteau: Brief an die Amerikaner
»Dieser Text ist äußerst modern. Jean Cocteau mag ihn vor mehr als 75 Jahren geschrieben haben, aber die Aktualität bestätigt ihn. Leider möchte ich sagen.«
Ulrich Wickert
In der Nacht vom 12. auf den 13. Januar verfasst der französische Autor, Filmemacher und Maler Jean Cocteau unter dem Eindruck seines dreiwöchigen Aufenthalts in New York auf dem Rückflug einen Brief an die Amerikaner. Was er selbst einen »Angst- und Liebesschrei« nennt, ist ein zeitloses europäisches Dokument – mahnend, beschwörend: »Das Schicksal Frankreichs ist mit dem Euren verbunden, und wenn die Worte, die Euch bedrohen, triumphieren, sind wir genauso verloren wie Ihr.«
Cocteau schreibt »Frankreich«, er hätte auch »Europa« schreiben können. Aber es ist das Jahr 1949, und der Gedanke eines geeinten Europas ist noch Zukunftsmusik. Dabei ist seine leidenschaftliche Aufforderung von unverminderter Aktualität. Er richtet sich an die Menschen auf beiden Kontinenten, ein Aufruf, die Freiheit zu verteidigen und sich weder der Macht des Geldes zu ergeben noch sich von Zoll- und Devisenschranken aufhalten zu lassen.
»Es lebe die Freiheit! Was Cocteau, der in Europa schon einmal das Wesen des Totalitarismus ansehen musste, über die Freiheit spricht, geht jeden an, dem aktive Politik und Kultur noch etwas bedeuten und der sich nicht einen Massenstil vorschreiben lassen will.«
Stuttgarter Nachrichten, 1949
Jean Cocteaus Essay von 1949 richtet sich an die Menschen auf beiden Kontinenten, und ist ein Aufruf, die Freiheit zu verteidigen und sich weder der Macht des Geldes zu ergeben noch sich von Zoll- und Devisenschranken aufhalten zu lassen. An Dringlichkeit hat der Text auch nach mehr als einem halben Jahrhundert nichts verloren.
Brief an die Amerikaner
von Jean Cocteau
Übersetzt von Paul Celan
Mit einem Vorort von Ulrich Wickert
Klappenbroschur, 64 Seiten, 12 x 20 cm