23/08/2025
Hans-Gerd Wernicke vom Stall Salzburg im Alter von 94 Jahren verstorben
In Hamburg holte er beim diesjährigen Meeting zusammen mit der Trainerin Sarah Steinberg und Jockey Rene Piechulek, die er beide sehr gefördert hat, noch seinen letzten Gruppesieger vom Geläuf. Und das war nicht irgendein Pferd, sondern ein ganz besonderes: Quest The Moon nämlich. Der großartige Kämpfer, der im Alter von neun Jahren beim 30. Karrierestart seinen neunten Erfolg feierte. Und das nachdem er wegen eines Sehnenschadens eigentlich schon im Ruhestand war. „Es ist mir eine besondere Freude, hier mein bestes Pferd als Sieger vom Platz zu holen“, sagte sein Besitzer Hans-Gerd Wernicke damals. Quest The Moon steht wie kein anderes Pferd für die Einstellung von Hans-Gerd Wernicke, der als "Spätberufener" erst 2005 zum Galopprennsport fand.
Seine Pferde liefen unter dem Namen Stall Salzburg. „Ich wohne vier Kilometer von Salzburg entfernt, mindestens einmal in der Woche bin ich in München im Stall, denn ich lege großen Wert auf eine harmonische Zusammenarbeit und empfinde große Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern, das ist Teil des Erfolges", erzählte er uns vor vielen Jahren in einem Interview.
Dabei hat, was viele nicht wissen, das Berufsleben des Unternehmers, der sein Geld mit Matratzen und Schlafsystemen der Marke Wenatex verdient hat, mit Pferden begonnen. Er war Gestütswärter im Haupt- und Landgestüt in Neustadt an der Dosse, „das liegt 100 Kilometer vor Berlin in der Mark-Brandenburg“. Aber seit 1952 sei er beruflich total von den Pferden weg gewesen, hobbymäßig habe er sich einige Jahre im Münchner Traberlager engagiert, sogar eine Amateurfahrerprüfung abgelegt, „leider hat es nicht zu einem Sieg gelangt.“ Aber 1978 war auch damit Schluss. Dass nach Warmblutpferden und Trabern auch noch die Galopper zum Zuge kamen, war Zufall. „Das kam über einen Freund, Günter Engelhardt vom Gestüt Breitenfeld. Der hatte ein Pferd bei Wolfgang Figge auf der Galopprennbahn München im Training und habe auch ich anfangen, mich für den Galopprennsport zu interessieren.“
Lange genug hat sich Hans-Gerd Wernicke mit seiner Passion zurückgehalten, „irgendwann muss man schließlich das Geld verdienen, sonst kann man sich Pferde nicht leisten.“
Sein erstes großartiges Rennpferd war Night Magic, mit der er die Diana und den 138. Großen Mercedes-Benz Preis von Baden gewonnen hat. Der Moment, als er die Schimmelstute von Sholokhov aus der Night Woman mit der Lot-Nummer 97 in der Halle der Baden-Badener Auktionsgesellschaft e.V. (BBAG) das erste Mal sah, gehört zu den magischen. „Sie kam in den Ring und hat sich so toll präsentiert, da habe ich sie spontan gekauft“, hat uns Hans-Gerd Wernicke mal erzählt, „die hatten wir vorher völlig außer Acht gelassen.“
Das ist 15 Jahre her. Night Magic wurde damals nach Japan verkauft, weil Wernicke nicht selber züchten wollte. „Das braucht viel Zeit und ich habe ein Alter erreicht, in dem ich mich frage: Lohnt sich das noch?“ Wenn, dann wolle er die Pferde auch sehen und miterleben dürfen, wie sie aufwachsen, „eine Stute einfach so aufstellen und einmal in der Woche zum Streicheln vorbeikommen, das würde mir nicht reichen.“
Ab 2015 hat Sarah Steinberg die Pferde des Stalles Salzburg von Hans-Gerd Wernicke als Angestellte seiner RTC GmbH trainiert. Er gab der ehemaligen Arbeitsreiterin, u.a. für Schlenderhan, die große Chance, sich als Trainerin zu bewähren. 2020 gelang ihr mit Fearless King in den Wernicke-Farben der erste klassische Sieg einer deutschen Trainerin in den German 2000 Guineas. 2022 folgte dann der legendäre Sieg von Mendocino im Großen Preis von Baden mit dem Stalljockey René Piechulek gegen Torquator Tasso, den er noch zum Arc-Sieg geritten hatte. Das war damals ein vieldiskutierte Reiterwahl, weil viele den Jockey gerne auf Torquator Tasso gesehen hätten. Doch Piechulek blieb loyal, auch im anschließenden Prix de l'Arc de Triomphe, den er mit Mendocino auf dem 12. Platz beendete, während Torquator Tasso mit Frankie Dettori als Titelverteidiger hinter Alpinsta und Vadeni Dritter wurde.
Gestern ist Hans-Gerd Wernicke im gesegneten Alter von 94 Jahren im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen. Vor einigen Monaten hat sich Sarah Steinberg, die 2023 mit Fantastic Moon als erste Trainerin das Deutsche Derby gewinnen konnte, mit der Rennstall Sarah Steinberg GmbH in dem von ihm erbauten Trainingsstall selbstständig gemacht. Auch das wird Hans-Gerd Wernicke verantwortungsvoll mit begleitet haben.