Hundesalon Hitschie

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RundumFellFit - Hundesalon Hitschie Hundefellpflege mit ❤️ in Essen NRW
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17/07/2025

Ein echter Dauerbrenner. Deswegen hier nochmal den nun gut drei Jahre alten, aber immer noch aktuellen Beitrag zum Thema Ohrenentzündungen:

Ein Satz heiße Ohren! - Ohrenentzündungen bei Hunden

Gerötete Ohrmuscheln, Bekratzen, Kopfschütteln, die vermehrte Produktion von Zerumen (Ohrenschmalz, Ohrwachs), gegebenenfalls ein fieser Geruch aus einem oder beiden Ohren, im schlimmsten Fall sogar eine Kopfschiefhaltung: All diese Symptome können Hinweise auf eine Erkrankung der Ohren, genauer: der Gehörgänge sein. In so einigen Fällen aber stellen wir Ohrenentzündungen bei der jährlichen Impfuntersuchung fest, ohne dass den Halter:innen bis dato eines der oben genannten Symptome aufgefallen ist.

Um den Ausrufen „Sowas kann man doch gar nicht NICHT mitbekommen!“ gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Doch, das kann passieren, denn Sie als Halter:innen können in den allermeisten Fällen nicht den gesamten Gehörgang, geschweige denn das Trommelfell, zu Hause beurteilen und sind somit von eindeutigen Symptomen abhängig.

Bei dem geringsten Verdacht auf eine Entzündung der Ohren sollte eine vollständige Untersuchung beider Ohren stattfinden. Dazu gehören von außen nach innen: Die Pinna, hier in der Region auch liebevoll Ohrwaschel genannt, der Gehörgang und das Trommelfell. Die Pinna besteht aus Knorpel, welcher von beiden Seiten mit Haut überzogen ist. Von der Ohrmuschel ausgehend verläuft der knorpelige Gehörgang erst vertikal und macht dann einen Knick nach horizontal (in einem Winkel von ca 75°). Um diese Knickstelle mittels Otoskop überwinden zu können, haben Sie gegebenenfalls schon beobachtet, dass wir einen sanften Zug auf die Pinna ausüben. Der Gehörgang ist mit zahlreichen Drüsen ausgekleidet, die maßgeblich an der Bildung des Zerumens (Ohrenschmalz) beteiligt sind. Das Zerumen hat eine Art Abwehrfunktion, kann Fremdkörper mobilisieren und hält das Trommelfell feucht und beweglich.

Am Ende des horizontalen Gehörgangteils steht das Trommelfell. Es beschreibt also die Grenze zwischen äußerem Ohr und dem Mittelohr. Es ist eine semitransparente Membran, welche besonders anfällig für Verletzungen durch Fremdkörper ist. Bis hier hin können wir mit dem Otoskop sehen.

Das sich anschließende Mittelohr besteht aus der Paukenhöhle (Cavum tympani), die die Gehörknöchelchen enthält, die maßgeblich zur Schallweiterleitung vom Trommelfell zum Innenohr beitragen. Über die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) besteht eine Verbindung zwischen Paukenhöhle und Rachenraum, von deren Funktion wir vor allem beim Druckausgleich Gebrauch machen (tiefes Schlucken oder Gähnen beim Fliegen).

Das Innenohr liegt bereits im Schädelknochen und ist über zwei kleine Fenster mit dem Mittelohr verbunden. Es ist aus einem komplexen Hohlraumsystem (Cochlea) aufgebaut und enthält eine Flüssigkeit (Perilymphe), die die Umwandlung der weitergeleiteten Schallwellen in nervale Reize ermöglicht. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen: Hier findet das eigentliche Hören statt. Und als ob das noch nicht genug wäre, entsteht hier auch noch der Gleichgewichtssinn (wie steht/bewegt sich mein Körper im Raum).

Betrachtet man diverse unterschiedliche Hunderassen, wird schnell klar, dass es auch bezüglich der Ohren große Unterschiede gibt.
Der offensichtlichste Unterschied ist der zwischen Steh- oder Hängeohren. Hunde mit hängenden Ohren, die gegebenenfalls eine ordentliche Masse an Haaren tragen, haben ganz allgemein schlechter belüftete Ohren. Geht beispielsweise ein Cocker Spaniel gerne und ausgiebig schwimmen, hat er wesentlich größere Probleme, den feucht gewordenen Gehörgang zu trocknen. Solche Umstände können eine Entzündung der Ohren bereits begünstigen.
Ebenso haben kurzköpfige Rassen auch hier wieder einen Nachteil: Teilweise lassen sich ausgeprägte Stenosen (Verengungen) des äußeren Gehörgangs beobachten, welche den Abtransport von Zerumen von innen nach außen deutlich erschweren und somit Potential zur Dauerbaustelle haben.

Und dann gibt es noch das große Thema der behaarten Gehörgänge bei beispielsweise den Pudeln. Teilweise neigen einzelne Rassevertreter zu extremer Behaarung und Verfilzungen in den Ohren. Dies kann zu einem Fremdkörperreiz und einer nachfolgenden Entzündung führen.

Und um die leidige Diskussion „Zupfen oder nicht“ vorweg zu nehmen: Fragen Sie drei Tierärzte, bekommen Sie fünf Antworten... Die individuellen Unterschieden lassen hier keinen allgemeingültigen Rat zu! Durch das Zupfen der Haare entstehen Mikroläsionen, die ein Ansiedeln von Bakterien ermöglichen, da die Hautbarriere gestört ist. Eine nachfolgende Spülung mittels eines sanften Präparates ist deswegen zu empfehlen. Die Schmerzhaftigkeit des Zupfens veranlasst mich jedoch mittlerweile dazu, die vollständige Entfernung aller Haare in tiefer Sedierung oder sogar Vollnarkose mit anschließender Spülung zu favorisieren!

Neben den teilweise sehr individuellen Prädispositionen gibt es vielfältige primäre Ursachen für Entzündungen der Ohren, wobei ich mich im Weiteren auf die Otitis externa (die Entzündung des äußeren Gehörgangs) fokussieren werde.
Die Bandbreite reicht von obstruktiven Erkrankungen wie Fremdkörpern (meist kleinen Pflanzenteilchen, Grannen), Tumoren und allgemeinen Stenosen (Verengungen des Gehörgangs) über entzündliche Ursachen (Infektionen mit Viren, allergische Hauterkrankungen, sowie Futtermittelallergien, Parasitosen wie Ohrmilben,...), bis hin zu Verhornungsstörungen der Gehörgangsauskleidung, beispielsweise verursacht durch eine Schilddrüsenunterfunktion.

Auf diese primären Ursachen, die die komplexe und sensible Funktionsweise eines Gehörganges stören, setzen sich meist auch noch Bakterien- und Hefepilzinfektionen. Der Körper zeigt vielfältige Reaktionen auf diese Stimuli, welche bei fehlender Ursachenbeseitigung in eine chronischen Otitis externa münden und sich auch auf das Mittel- und Innenohr ausbreiten können. Zügiges und konsequentes Handeln ist also unbedingt erforderlich, um das Gehör Ihres Tieres nicht aufs Spiel zu setzen.

Nach der oben bereits erläuterten Untersuchung der Ohren mittels Otoskop kann sich je nach Fall und Vorgeschichte einiges an Diagnostik anschließen. Wie immer macht es keinen Sinn, die Ohren als unabhängiges Organ zu betrachten. Vor allem bei immer wiederkehrenden Otitiden bedarf es einer fundierten und allumfassenden Diagnostik, die beispielsweise auch die Konsultation einer auf Dermatologie spezialisierten Praxis notwendig machen kann. Denn gerade zugrundeliegende Allergien werden ein immer größeres Thema.

In mehr Fällen, als man denken würde, ist sogar eine Vollnarkose notwendig, um die Ohren überhaupt korrekt behandeln zu können: Bei einer hochgradigen Verlegung des Gehörganges (durch Zerumen, Haare und Entzündungsprodukte) ist die Unversehrtheit des Trommelfells logischerweise nicht beurteilbar, und ein perforiertes Trommelfell ist eine klare Kontraindikation für die Anwendung einer Vielzahl von Ohrenmedikamenten. Zudem kann jedes Medikament erst die volle Wirkung entfalten, wenn auch etwas von ihm auf der Gehörgangsauskleidung ankommt. Nicht selten sind also vorsichtige und gründliche Ohrspülungen in Narkose nach der Probenentnahme (mikrobiologische Tupfer, Zytologien) unabdingbar, um die richtige Diagnose und Therapie zu ermöglichen.

Ganz schön komplex, das Ganze! Und spätestens an dieser Stelle sollte sonnenklar sein, warum eine „Vorbehandlung“ in Eigenregie immer suboptimal bis gefährlich ist. Es scheint mittlerweile zum guten Ton unter Hunde:halterinnen zu gehören, mindestens ein Pflegeprodukt für jede Angelegenheit im Regal stehen zu haben. Das Angebot an Ohrpflegeprodukten ist riesig und die damit verbundenen Werbeversprechungen noch viel größer. Dabei kann man für das ein oder andere und in der Regel nutzlose oder gar schädliche Super-Allzweck-Produkt ein ganz nettes Sümmchen hinblättern!

In unseren Augen so richtig heikel und gefährlich ist die leider nicht selten vorkommende Eigenbehandlung einer Gehörgangsentzündung mit einem im Haushalt noch vorhandenen und gern auch inzwischen abgelaufenen Ohrmedikament aus tierärztlicher Hand. Einerseits kann die Anwendung vieler Produkte bzw. Medikamente (siehe oben) bei Vorliegen eines unerkannten Defekts (also eines kleines Loches) im Trommelfell schwere und vor allem längerfristige Schäden am Gehör Ihres Tieres verursachen. Auf der anderen Seite behindert eine Vorbehandlung im Zweifelsfall die vollständige und korrekte Diagnostik sowie die optimale medizinische Versorgung. Eine Zytologie mittels Abstrich oder aber eine Tupferprobenentnahme, um verschiedene Bakterien- und Pilzarten zu differenzieren und die passende Therapie zu ermitteln, fällt dann nämlich oft genug flach!

Die eigenmächtige Anwendung tiermedizinischer Gehörgangsmedikamente kann Symptome maskieren, was sich bei einem eventuell vorhandenen Fremdkörper (bestes Beispiel: Mäusegersten-Granne!) im weiteren Verlauf als so richtig verhängnisvoll erweisen kann. Genau aus diesem Grund verweigern wir auch die Abgabe solcher Medikamente ohne Untersuchung des betreffenden Tieres, obwohl wir damit oft genug auf Unverständnis stoßen.

Lassen Sie uns also festhalten: Ein gesundes Ohr braucht keinerlei Pflegeprodukte, die die normale Keimflora des Ohres sogar heftig aus dem Gleichgewicht bringen können. Und ein krankes Ohr, ja, das braucht eben eine vollständige Untersuchung! Abwarten oder gar Selbstbehandlung sind keine Lösung! Allein schon deshalb, weil so eine Ohrenentzündung ziemliche Schmerzen bereiten kann. Wer als Kind mal das „Vergnügen“ hatte, weiß wovon ich rede.

So ein kurzer Artikel kann die Komplexität der Gehörgangserkrankungen nicht mal annähernd darstellen. Dazu müsste man zum Buchformat übergehen. Ich will nur deutlich machen, dass es a) echt kompliziert sein kann, und Sie deshalb b) bitte die Finger weglassen und schnell einen Termin in Ihrer Tierarztpraxis vereinbaren sollten!

In diesem Sinne, halten Sie die Ohren steif!

Johanne Bernick

10/07/2025

Jetzt innn.it-Petition unterschreiben & Gewerkschaft der Polizei Berlin unterstützen!

10/07/2025
„Fresh & Floofy – Aussie Baley im Frühlingslook!“Baley war bei uns zum Frühlingscheckup. Wir haben sie gebadet, die lose...
30/04/2025

„Fresh & Floofy – Aussie Baley im Frühlingslook!“

Baley war bei uns zum Frühlingscheckup.

Wir haben sie gebadet, die lose Untewolle beim blowern entfernt, die Fell ausgiebig gebürstet und ihre Konturen etwas geglättet.

Jetzt kann der Sommer kommen – mit Baley, deren Haut auch bei nahender Hitze luftig frei atmen kann und durch das Deckhaar trotzdem vor der Sonne geschützt ist.

Doppelfellhunde wie Baley sollten niemals geschoren werden, da sonst die wichtige Wetterschutzfunktion des Fells zerstört wird.

Hundesalon Hitschie – für die professionelle und individuelle Fellpflege jeder Fellart.

Vom Zottelchen zur Zuckerschnute mit großen Kulleraugen – Maxi strahlt wieder!“Manchmal braucht’s einfach einen Friseurb...
28/04/2025

Vom Zottelchen zur Zuckerschnute mit großen Kulleraugen – Maxi strahlt wieder!“
Manchmal braucht’s einfach einen Friseurbesuch mit Herz, damit die Welt (und der Blick!) wieder klar wird.
Der kleine Maltimix Maxi hat das Verwöhnprogramm genossen – mit Bad, Schnitt und ganz viel Liebe.
Das Ergebnis - Ein frischer Look, freie Sicht und dieser unwiderstehliche Dackel äh Maltimixblick ❤️

Hundesalon Hitschie – weil gepflegt einfach glücklicher macht.

„Klein, schwarz, wunderbar – das ist Holly!“Unsere kleine Pudelprinzessin Holly hatte vor 6 Wochen ihren 1. großen Beaut...
24/04/2025

„Klein, schwarz, wunderbar – das ist Holly!“
Unsere kleine Pudelprinzessin Holly hatte vor 6 Wochen ihren 1. großen Beauty-Day im Salon und ist heute das zweite Mal bei uns..
Was vorher noch wuschelig-lieb war, ist jetzt frisch gestylt und herrlich flauschig.
Mit ihren glänzenden Knopfaugen und der zuckersüßen Schnute hat sie uns sofort um die Pfötchen gewickelt.
Und das Beste? Sie hat den Termin wie eine ganz Große gemeistert – neugierig, brav und zum Anbeißen süß!

Hundesalon Hitschie – für einen Start ins Leben mit optimaler Fellpflege-Routine und Wohlfühlfaktor.

- Aktualisierung -Wow, wir sind mehr als überwältigt von der tollen Resonanz auf unser Gesuch! ❤️Wir haben in kurzer Zei...
21/04/2025

- Aktualisierung -

Wow, wir sind mehr als überwältigt von der tollen Resonanz auf unser Gesuch! ❤️
Wir haben in kurzer Zeit so viele tolle Bewerbungen erhalten dass wir jetzt unsere Suche erst mal stoppen um uns zeitnah und in Ruhe bei allen Bewerbern melden zu können.

Wir hoffen sehr das unter den wunderbaren Bewerbungen die perfekten Teammitglieder für unseren Salon bereits dabei sind! 😊

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"📩 'Was kostet ein Termin für meinen Hund?' 🐶Das ist die häufigste Frage von Neukunden – und ich verstehe, warum! Doch o...
08/01/2025

"📩 'Was kostet ein Termin für meinen Hund?' 🐶
Das ist die häufigste Frage von Neukunden – und ich verstehe, warum! Doch ohne euren Hund gesehen zu haben, kann ich das leider nicht genau beantworten. 🧐

Warum?
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„Ich habe Bello extra 2 Wochen nicht gekämmt, weil er ja heute eh zu Ihnen kommt.“ 😅Oh, wie oft hören wir diesen Satz im...
19/12/2024

„Ich habe Bello extra 2 Wochen nicht gekämmt, weil er ja heute eh zu Ihnen kommt.“ 😅

Oh, wie oft hören wir diesen Satz im Hundesalon! 🐾 Aber wusstet ihr, dass regelmäßiges Bürsten zwischen den Terminen im Salon super wichtig ist?
Warum? Weil verfilztes Fell nicht nur unangenehm für euren Hund ist, sondern auch viel mehr Zeit und Arbeit bei der Pflege erfordert – für euch und uns! 🛁✂️

💡 Tipp: Ein paar Minuten Bürsten pro Tag machen einen riesigen Unterschied – Bello wird es euch danken! 💕

💬 Habt ihr Fragen zur Fellpflege? Schreibt sie gerne in die Kommentare!

Silvesterpanik? Ja, der Artikel ist sehr lang...aber extrem lohnenswert inkl der Verlinkungen. Ich rate zu nix, da meine...
11/12/2024

Silvesterpanik?
Ja, der Artikel ist sehr lang...aber extrem lohnenswert inkl der Verlinkungen. Ich rate zu nix, da meine Hunde keine Angst haben.
Jeder Knall heißt bei uns "Jippi, Leckerlis fliegen".
Das habe ich von Klein auf konditioniert und gleichzeitig passe ich jedes Jahr extrem auf dass kein Knaller zu dicht neben uns hoch geht. Ich vermeide jegliche gefährliche Situation.
ABER sollte Dein Hund bereits Panik haben...lies bitte alles in dem geteilten Beitrag wirklich gut durch und entscheide dann ob es genau wie von Dr. Rückert beschrieben, eine Option für euch sein könnte. Wenn ja, bitte UNBEDINGT die genaue Dosierung beachten. Nur dann hilft es und ist nicht schädlich!

Silvester 2024: Der Eierlikör-Eklat!* Der Eierlikör-Krieg!**

Von Ralph Rückert, Tierarzt

*Eierlikör-Eklat: Episode #75 des Podcasts „4 Pfoten, 2 Beine & 1000 Fragen“

Link: https://www.podcast.de/episode/650215039/75-eierlikor-eklat

Alle Jahre wieder veröffentliche ich einen Artikel, der Hunden helfen soll, die an Silvester nicht nur ein bisschen Angst, sondern wirklich ernsthafte und behandlungsbedürftige Panik haben. In diesem Artikel bemühe ich mich sehr, alle zur Verfügung stehenden Interventionsmöglichkeiten darzustellen, inklusive der jeweils aktuellen arzneimittelrechtlichen Situation und eventueller Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten. Meines Wissens war und ist mein Text die umfassendste und (bis auf die enorme Länge) für Laien am besten lesbare Erläuterung des Themas im deutschsprachigen Raum. Das ist eigentlich überraschend, da ich Haustierarzt bin und kein Verhaltensspezialist. Man würde ja eher erwarten, dass so eine gründliche Darstellung der Silvester-Problematik eher der Job der auf Verhaltenstherapie spezialisierten Kolleginnen und Kollegen wäre, aber aus der Ecke kam und kommt da eigentlich nichts wirklich Brauchbares.

Was da aber kommt, ist verbissene und erbitterte Kritik (**in Kollegenkreisen eben inzwischen als „Eierlikör-Krieg“ bezeichnet) an einem einzigen Abschnitt meines Artikels, der ziemlich weit unten und erst NACH der Darstellung aller kunstgerechten Interventionsmöglichkeiten für Besitzer:innen und Tierärzt:innen zu finden ist. Natürlich ist die Rede vom „Hausmittelchen“ Eierlikör. Speziell eine verhaltenstherapeutisch tätige Kollegin scheint es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, die Hunde Deutschlands vor meinem verderblichen und lasterhaften Einfluss zu retten. Zu diesem Zweck führt sie aktuell eine juristische Stellungnahme einer Rechtsanwältin ins Feld, die Mitglied des Vereins „Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e.V.“ ist. In dieser Stellungnahme wird erläutert, dass die Gabe von Alkohol an Hunde sowohl gegen das Tierschutzgesetz als auch gegen das Tierarzneimittelrecht verstoßen könnte. Lesen Sie diese Stellungnahme bitte, bevor Sie Ihrem Hund eventuell Likör verabreichen.

Link:https://djgt.de/wp-content/uploads/2024/11/24_11_26_DJGT_Simon_Tierschutzrechtliche_Einordnung_Alkoholgabe_Hunde.pdf

Meine persönliche Meinung:

1. Die ganze Argumentation der Stellungnahme bricht – zumindest in Bezug auf meinen Artikel – gleich in der Einleitung wieder in sich zusammen. Da steht: „Das Risiko, eine zu hohe Dosierung zu geben, ist groß und die negativen Auswirkungen daher einigermaßen wahrscheinlich.“ Ich halte dagegen, dass genau das überhaupt nicht stimmt, so lange man die von mir genannten Dosierungen peinlich genau einhält. Ich habe in den letzten Jahren sehr, sehr viele Nachrichten bekommen, die die positiven Auswirkungen der Alkoholgabe zum Inhalt hatten, aber nicht eine (nicht eine!), die von irgendwelchen Schäden für das Tier berichtet hätte. Es ist also beileibe nicht „einigermaßen wahrscheinlich“, sondern höchst unwahrscheinlich, dass der Hund durch die einmalig an Silvester erfolgende Gabe von ein bisschen Likör irgendwie zu Schaden kommt.

2. Viele Leute werden schlicht davon überrascht, wenn ein Hund, der in den ersten zwei, drei Jahren seines Lebens an Silvester keine Probleme hat erkennen lassen, beim dritten oder vierten Mal plötzlich völlig abdreht. Dieses Phänomen ist absolut keine Seltenheit, sondern sogar eher die Regel! Nun, was soll man als Tierbesitzer:in in so einer Situation machen? Man hat das nicht kommen sehen, es ist 17 Uhr an Silvester, und der Hund sitzt hechelnd und panisch in der Ecke, weigert sich, nochmal rauszugehen, und man kann sich ausrechnen, wie gruslig das Ganze um Mitternacht werden wird. An die im Artikel erläuterten und natürlich fachlich korrekten Arzneimittel wie Sileo, Pexion oder Alprazolam inklusive sachkundiger, tiermedizinischer Beratung kommt man zu diesem Zeitpunkt sicher nicht mehr ran. Der Likör im Schrank ist aber entsprechend dieser Stellungnahme höchst illegal. Meiner Meinung nach steht man in dieser Situation vor einer Art Güterabwägung, denn den Hund ohne Gegenmaßnahmen stundenlang weiter so leiden zu lassen, kann man ja durchaus auch als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz (und – davon abgesehen – gegen die Menschlichkeit!) interpretieren. Muss also jede und jeder für sich selbst entscheiden, was da das kleinere Übel darstellt. Für mich persönlich wäre die Sache klar, schon allein deswegen, weil ich mir absolut nicht vorstellen kann, für eine einmalige, sehr vorsichtig dosierte und in bester Absicht erfolgende Likörgabe an meinen Hund von irgendeiner Richterin oder irgendeinem Richter verurteilt zu werden. So viel Vertrauen in das Augenmaß unseres Rechtssystems habe ich dann doch noch. Das im Text der Stellungnahme angeführte Urteil des Oberverwaltungsgerichts des Saarlands betraf übrigens die böswillige, aus Rohheit und im Sinne einer Misshandlung erfolgte, wiederholte und über längere Zeiträume andauernde Alkoholgabe an einen Hund. Sich in diesem Kontext (extrem zurückhaltend dosierte Alkoholgabe einmalig an Silvester als Hausmittel gegen akutes Leiden) auf dieses Urteil zu berufen, halte ich für verblüffend unseriös und tendenziös!

3. und satirisch überspitzt: Ich warte auf den Tag, an dem wir eine juristische Stellungnahme mit der Aussage zu lesen bekommen, dass die Gabe von reifen Bananen an Kleinkinder strafrechtlich relevant ist, weil Bananen schließlich einen Alkoholgehalt von bis zu 1,6 Prozent aufweisen können.

Und nun, nach dieser extrem langen, aber hoffentlich nicht langweiligen Einleitung, der eigentliche Artikel:

Das Wichtigste wie immer und gebetsmühlenartig zuerst: Geben Sie Ihrem silvesterpanischen Hund auf gar keinen Fall Acepromazin! Dieses Phenothiazin-Derivat ist ein Neuroleptikum und Sedativum und wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben. Acepromazin wurde früher weit verbreitet an Silvester eingesetzt und hat dabei von außen betrachtet eine gute Wirksamkeit gezeigt, sprich die Hunde waren richtig platt. Seit geraumer Zeit wissen wir aber, dass das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Patienten durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt werden. Der Hund hat also keinen Deut weniger Angst als sonst, er ist nur körperlich unfähig zu erkennbaren Reaktionen. Das ist natürlich eine ganz fiese Sache, also Finger weg! Darüber hinaus hat der Wirkstoff ein recht hohes Potential für gravierende und gefährliche Nebenwirkungen.

Lassen Sie mich erst mal definieren, um was es geht, wenn wir über die pharmakologische Dämpfung schwerer Geräusch- bzw. Silvesterangst reden: Es geht in erster Linie um Hunde, die an Silvester unter panischen, nicht kontrollierbaren Angstzuständen leiden, also um Tiere, die völlig erstarren, die mit geweiteten Pupillen nur noch hecheln und zittern, die Harn und Kot unter sich lassen oder erbrechen und die auch durch ein offenes Fenster im dritten Stock springen würden, um der Situation zu entgehen.

Die wissenschaftliche Verhaltensmedizin ist sich sicher, dass Angstzustände von solcher Intensität nicht zuletzt aus tierschutzrelevanten Gründen pharmakologisch gedämpft werden sollten, weil sonst ein Teufelskreis in Gang kommt, der sich jedes Jahr weiter verstärkt. Zur eigentlichen Angst vor der für den Hund nicht korrekt zuzuordnenden Knallerei, den optischen Effekten und dem Geruch tritt nämlich in zunehmendem Maß die Angst vor der Angst, und genau dieser Effekt wird erfahrungsgemäß immer schlimmer.

Nun, damit sollte eigentlich klar sein, um was es eigentlich geht. Widmen wir uns doch zuerst mal den Hunden, um die es im Kern eigentlich NICHT geht, nämlich die, die zwar erkennbar Schiss vor der Knallerei haben, ihre Angst aber noch ganz gut kontrollieren bzw. bewältigen können.

In solchen Fällen können Präparate versucht werden, die nicht als Medikamente, sondern als Nahrungsergänzungsmittel deklariert sind, wie zum Beispiel Zylkene, Sedarom und Adaptil-Tabletten. Bezüglich Zylkene zeichnet sich ab, dass es – wenn überhaupt – nur in drei- bis vierfacher Dosis gegen Knallangst wirksam sein kann. Unter dem Namen Adaptil werden auch ein Pheromonverdampfer für die Steckdose und ein Pheromon-Halsband vertrieben, die sich (bei eher milden Angstzuständen) ebenfalls als hilfreich erweisen könnten.

Es spricht natürlich auch nichts gegen die Verabreichung von irgendwelchem Humbug wie Bachblüten-Tröpfchen oder Globuli Ihrer Wahl. Sie haben zwar unbestreitbar keinerlei pharmakologischen Effekt auf das Tier, aber wenn dadurch Sie als Besitzer:in über den sogenannten „Placebo-by-proxy-Effekt“ beruhigt werden, wird sich das auch Ihrem Hund positiv mitteilen, was durchaus hilfreich sein könnte.

Nachdem silvesterpanische Hunde, die altersbedingt langsam schwerhörig werden, erfahrungsgemäß immer weniger ängstlich reagieren, liegt der Gedanke nahe, auch beim noch jüngeren Hund eine mechanische Geräuschabschirmung zu versuchen. Man könnte also zum Beispiel im Sinne von Oropax Watte in die Ohren packen, unter die Watte vielleicht noch Vaseline, und dann über alles einen Kopfverband anlegen.
Wer nicht auf Do-It-Yourself steht, kann natürlich auch die leider ziemlich teuren „Mutt Muffs“ oder „Rex Specs Ear Pro“ verwenden.

Zuletzt seien noch die sogenannten Thunder-Shirts erwähnt, eng anliegende und elastische Bodys, die durch die auf den Hundekörper ausgeübte sanfte Kompression ebenfalls einen beruhigenden Effekt erzielen sollen. Ich habe damit keine eigenen Erfahrungen, und irgendeine Evidenz für die Wirksamkeit scheint es auch nicht zu geben.

Oft wurde und wird dazu geraten, die Angst des Hundes einfach zu ignorieren, um das Problem nicht auch noch durch Bestätigung zu verstärken. Das sieht man inzwischen anders. Ich folge da einfach meinem Bauchgefühl. Unser vor vier Jahren verstorbener Nogger, sonst ganz der furchtlose Terrier, konnte mit Feuerwerk gar nicht umgehen. Er suchte in seiner Angst die körperliche Nähe zu seinen Menschen, und die bekam er auch. Wenn Ihr Hund in dieser Situation Körperkontakt, Berührung oder gar eine beruhigende Massage haben möchte, dann lassen Sie sich um Gottes Willen nicht durch zweifelhafte und durch nichts belegbare Ratschläge davon abhalten.

Auf allgemeine und vom gesunden Menschenverstand diktierte Maßnahmen wie das Aufsuchen ruhiger Räume, Ablenkung durch Musik und Fernseher und das Herunterlassen der Rollläden muss ich wohl nicht extra eingehen.

So, widmen wir uns nun aber den extremen Fällen, die wir weiter oben schon eingegrenzt und definiert haben. Alle Besitzer:innen von Tieren, die ihre Angst noch kontrollieren können bzw. durch die angeführten Maßnahmen der milderen Art halbwegs klar kommen, können an dieser Stelle eigentlich aussteigen.

Jetzt geht es um Hunde, bei denen es so schlimm ist, dass man mit ihnen an Silvester stundenlang über die Autobahn gondelt oder gleich einen Kurzurlaub in einem völlig einsam oder am Flughafen gelegenen Hotel oder auf einer Insel mit Feuerwerksverbot bucht.

Früher habe ich für diese Extremfälle die zeitlich eng begrenzte Anwendung von Benzodiazepinen wie Diazepam oder Alprazolam (mein Favorit) empfohlen. Benzodiazepine sind im Gegensatz zum oben erwähnten Acepromazin tatsächlich anxiolytisch, also angstlösend, und werden vom Patienten als entsprechend wohltuend und stressmindernd wahrgenommen. Diese Medikamentengruppe gilt auch als sehr anwendungssicher. Wieder im Gegensatz zu Acepromazin kann es bei Benzodiazepinen eigentlich nicht zu bedrohlichen Kreislaufdepressionen kommen. Das zweifellos vorhandene Suchtpotential der Benzodiazepine spielt bei einer so kurzen Anwendungsdauer und bei Patienten, die im Gegensatz zum Menschen nicht selbst über die fortgesetzte Einnahme entscheiden können, nicht die geringste Rolle.

Seit 2016 haben wir nun ein arzneimittelrechtliches Problem bei der Anwendung bzw. Verschreibung von Benzodiazepinen: Die sogenannte und im EU-Arzneimittelrecht verankerte Kaskadenregel verpflichtet uns Tierärzte, bei der Behandlung bestimmter Krankheitsbilder immer zuerst auf Medikamente zuzugreifen, die genau für diesen Zweck zugelassen sind. Bis 2016 gab es keine ausdrücklich für (extreme) Silvesterangst zugelassenen Präparate auf dem Markt. Das hat sich seit der Einführung des Präparats „Sileo“ mit dem Wirkstoff Dexmedetomidin geändert. Bei enger Sicht der arzneimittelrechtlichen Vorschriften (und eine andere als die enge Sicht gibt es nach Meinung der Überwachungsbehörden nicht!) kann eine medikamentöse Linderung schwerer und akuter Geräuschangst eigentlich nicht mehr mit Benzodiazepinen durchgeführt werden. Die Abgabe bzw. Verschreibung von Wirkstoffen wie Alprazolam aus dem humanmedizinischen Bereich als First-Line-Medikament ist mit der Zulassung von Sileo für den Tierarzt zu einem Rechtsverstoß geworden, den er im Zweifelsfall vor den Kontrollorganen rechtfertigen muss.

Die Wirksamkeit des First-Line-Medikaments Sileo wird von den Kunden ausgesprochen uneinheitlich bewertet. Gefühlt 75 Prozent der Anwender sind mit dem Effekt zufrieden, ein Viertel aber nicht so recht. Die korrekte Anwendung des Präparates ist zudem erklärungsbedürftig und auch potenziell recht fehlerbehaftet. Es liegt in Form eines Gels vor, das über die Backenschleimhaut aufgenommen und nicht etwa abgeschluckt werden soll. Käufer des Medikaments sollten in den abgebenden Tierarztpraxen entsprechend unterrichtet werden. Der Hersteller hat auch ein ausführliches Tutorial-Video online zur Verfügung gestellt. Ob das noch zu finden ist, habe ich dieses Jahr nicht nachgeprüft.

Jetzt wird es ein bisschen peinlich, denn hier muss ich nachträglich editieren. Ich habe - wohl unbewusst - die Neuzulassung Tessie (Wirkstoff Tasipimidin) unterschlagen. Tessie gehört zur gleichen Wirkstoffgruppe wie Sileo, hat aber ein noch eindrucksvolleres Nebenwirkungsprofil. Als Mediziner lasse ich mich natürlich von Beipackzetteln eher selten beeindrucken, aber in diesem Fall muss ich zugeben, dass ich dieses Präparat meinem eigenen Hund nicht eingeben würde. Ich zitiere: "Lethargie und Erbrechen waren sehr häufige Nebenwirkungen in klinischen Studien. Sedierung, Verhaltensstörungen (Bellen, Meidereaktionen, Desorientierung, erhöhte Reaktivität), blasse Schleimhäute, Ataxie, Durchfall, Harninkontinenz, Übelkeit, Gastroenteritis, Polydipsie,
Leukopenie, Überempfindlichkeitsreaktionen, Somnolenz und Anorexie waren häufige Nebenwirkungen in klinischen Studien.
Zusätzlich wurde in präklinischen Studien an nicht ängstlichen Tieren eine Abnahme der Herzfrequenz, des Blutdrucks und der Körpertemperatur beobachtet." Dazu kommt - wie auch bei Sileo - noch ein gefühlter halber Meter Warnhinweise für den Anwender, also den Menschen, der das Medikament dem Hund eingibt. Sorry, aber das ist selbst mir als Profi angesichts der Indikation einfach zu heftig.

Eine interessante Alternative stellt das ebenfalls für Geräuschangst zugelassene Antiepileptikum Imepitoin (Handelsname „Pexion“) dar. Die Eingabe muss allerdings bereits zwei Tage vor Silvester begonnen und bis zum Ende des Geräuschereignisses weitergeführt werden. Durch diese sowieso notwendige längerfristige Anwendung ist Pexion wohl die beste Möglichkeit für Hunde, die nicht nur am Silvesterabend selbst, sondern schon ab dem Feuerwerks-Verkaufsstart panisch reagieren. Auch bei Pexion wird die Wirksamkeit von den Besitzer:innen hochgradig geräuschempfindlicher Hunde recht unterschiedlich beurteilt. Wissenschaftlich gesehen ist sie auf jeden Fall nachweisbar besser als die eines Placebos. Zu beachten ist beim Anwendungszweck „Geräuschangst“ die Dosis, die dreimal höher ist als die Einstiegsdosis für die Indikation „Epilepsie“. Über eventuell notwendige und individuelle Dosierungsschemata (zum Beispiel sogenanntes „Ein- und Ausschleichen“) müssen Sie sich mit der Ihnen das Präparat verschreibenden Praxis unterhalten.

Also, um es nochmal zu betonen: Arzneimittelrechtlich sind Sileo, Tessie und Pexion die für Silvesterpaniker zugelassenen First-Line-Medikamente, die erst mal zur Anwendung kommen müssen, bevor man (zum Beispiel bei mangelndem Erfolg) an die Verschreibung von Benzodiazepinen wie Alprazolam denken darf. Machen Sie bitte nicht Ihre Tierärztin / Ihren Tierarzt für die Gesetzeslage verantwortlich!

Zu guter Letzt komme ich noch auf die in der Einleitung angesprochene Alternative zur Beruhigung sehr ängstlicher Hunde zu sprechen, die regelmäßig für Wallung sorgt, nämlich Alkohol. Alkohol, von Hunden speziell in Form von Eierlikör (oder von mir aus auch Bier, für die eher herben Typen) sehr gern aufgenommen, ist natürlich – wie wir fast alle aus eigener Erfahrung wissen – in der korrekten Dosierung ein recht potentes Sedativum mit durchaus angstlösender Wirkung. Wie schon ausgeführt, verlassen Sie mit der Gabe von Alkohol aber den festen Boden der zugelassenen und verschreibungspflichtigen Präparate und begeben sich auf eigene Verantwortung in den üblichen Graubereich eines Hausmittelchen.

Ich kann es inzwischen gar nicht mehr ab, wenn dieser Artikel nur auf die Erwähnung von Eierlikör reduziert wird, stelle ich doch weiter oben umfassend alle mit dem Stand der Wissenschaft und dem Arzneimittelrecht konformen Möglichkeiten dar, mit denen silvesterpanischen Hunden über die schlimmen Tage geholfen werden kann. Andererseits habe ich dafür auch ein gewisses Verständnis, denn aus den unzähligen Rückmeldungen, die ich über die Jahre bekommen habe, lässt sich tatsächlich der Schluss ziehen, dass eine penibel und zurückhaltend dosierte Menge Alkohol tatsächlich eine Möglichkeit darstellt, die Panik der betroffenen Hunde auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Unser Terrier Nogger (knapp 10 kg schwer) bekam an Silvester um 20 und um 23 Uhr jeweils einen knappen Esslöffel Eierlikör, und es hat ihm immer sowohl sehr gut geschmeckt als auch nach unserem Dafürhalten beträchtlich geholfen.

Natürlich werden jetzt wieder diejenigen, die alles glauben, was im Internet steht (Alkohol wird ja da immer gern unter den zehn für den Hund giftigsten Substanzen aufgeführt), mit den üblichen Anwürfen kommen: Wie kann man nur, als Tierarzt!!! Völlig verantwortungslos!!! Inkompetenter Idiot!!! Suchen Sie sich einfach was aus, geht mir glatt irgendwo weit südlich vorbei.

Fakt ist: Hunde fallen von einer sehr kleinen Menge Alkohol keineswegs tot um, sondern werden – wie wir Menschen – einfach etwas angesäuselt, was in diesem Fall genau der gewünschte Effekt ist. Wir zielen mit der weiter unten erläuterten Dosierung so ungefähr auf einen Blutalkoholspiegel von maximal 0,5 Promille!

Hunde werden, wenn sie einmal im Jahr eine minimale Menge Alkohol bekommen, sicher auch nicht zu Alkoholikern. Ich bin Pragmatiker. Ich weiß demzufolge, dass das auch ohne meine Erwähnung immer schon und häufiger gemacht wurde und wird als man denken würde. Also lenke ich es mit der untenstehenden Dosierungsempfehlung lieber in geregelte Bahnen. Damit wir uns aber richtig verstehen: Es soll absolut niemand dazu überredet werden, seinem Hund Likör zu reichen. Wer das aus welchen Gründen auch immer ablehnt, der soll es einfach lassen. Als Tierarzt ist es mir natürlich sowieso lieber, wenn Sie sich (rechtzeitig!) in Ihrer Tierarztpraxis beraten und eines der oben erwähnten, für dieses Problem zugelassenen Medikamente verschreiben lassen, denn das ist ganz klar der eigentlich korrekte Weg.

Wie soll nun der Eierlikör bzw. der Alkohol dosiert werden? Ich gebe hier (ohne Gewähr, Anwendung auf eigene Verantwortung!) mal eine leicht verständliche Anleitung, nicht zuletzt, um einer dann vielleicht doch gefährlichen Pi-mal-Daumen-Dosierung im Sinne von „Pinneken“ entgegen zu wirken:

Gewicht des Hundes bis 25 kg:

Körpergewicht in kg x 0,4 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Gewicht des Hundes von 26 kg bis 50 kg:

Körpergewicht in kg x 0,3 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Gewicht des Hundes ab 50 kg:

Körpergewicht in kg x 0,2 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Die errechnete Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks bitte immer auf 2-3 Portionen im Abstand von ca. 2 Stunden aufteilen, so dass die letzte Gabe vor dem Höhepunkt der Knallerei um ca. 23.30 Uhr erfolgt.

Beispiel: Ein 15 kg schwerer Hund bekommt einen 20%igen Eierlikör nach folgender Empfehlung: 15 (Körpergewicht) x 0,4 x 100 / 20 (Alkoholanteil des Eierlikörs) = 30 ml Eierlikör. Davon 15 ml um 21.30 Uhr und nochmal 15 ml um 23.30 Uhr.

Diese Anleitung bzw. Empfehlung beruht auf Erfahrungswerten und stellt keine tiermedizinische Dosierungsanleitung dar. Mit maximal 0,4 g Alkohol pro kg Körpergewicht bleiben wir aber meilenweit von dem Bereich entfernt, in dem Gesundheitsgefahren vorstellbar wären. Auf mich mit meinen knapp 80 kg umgerechnet würde das etwa einem Viertele Roten, verteilt auf drei Stunden, entsprechen.

Daraus, dass für die Berechnung der individuellen Dosis der genaue Alkoholgehalt des Getränks bekannt sein muss, ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit, ausschließlich handelsübliche Produkte mit ausgewiesenem Alkoholanteil zu verwenden. Hausgemachter Likör mit allenfalls zu schätzendem Alkoholgehalt ist nicht geeignet! Der Hund sollte natürlich körperlich gesund sein, was aber für die Anwendung aller anderen psychoaktiven Medikamente genau so gilt. Es empfiehlt sich dringend ein in den Wochen vor Silvester durchgeführter Alkohol-Probelauf, um die Reaktion des Hundes besser einschätzen zu können.

An dieser Stelle ein völlig ernst gemeinter Hinweis: Sollten Sie die Berechnung der empfohlenen Alkoholmenge anhand der oben genannten Formeln als unüberwindbare Hürde empfinden, können Sie offenbar nicht mit dem Dreisatz umgehen. Dann lassen Sie besser die Finger weg von Alkohol für den Hund! Und sehen Sie bitte von Mails und Nachrichten ab, in denen Sie mich dazu auffordern, die Dosis für Ihren Hund auszurechnen!

Abschließend noch ein Wort zu den so sicher wie das Amen in der Kirche wieder auftauchenden Kommentaren, in denen auf die Wichtigkeit einer langfristigen Verhaltenstherapie der Geräuschpanik hingewiesen wird: Es wird immer so dargestellt, als ob eine langfristige verhaltenstherapeutische Intervention in irgendeinem Widerspruch zu den von mir für den akuten Fall genannten Optionen stehen würde. Das ist natürlich absolut nicht der Fall. Meinen Patienten mit gravierenden verhaltensmedizinischen Problemen wird selbstredend dazu geraten, sich entsprechenden Spezialist:innen anzuvertrauen. Aber bitte schauen Sie alle mal aufs Datum! In den verbleibenden zwei, drei Wochen wird das ganz sicher nix mehr. Für mich als Tierarzt ist es eine nachgeordnete Frage, ob sich die jeweiligen Besitzer:innen früher um das Problem hätten kümmern sollen. Ich bin dazu verpflichtet, das Leiden von Tieren im Rahmen meiner Möglichkeiten so effektiv wie möglich zu lindern. Der silvesterpanische Hund hat rein gar nichts davon, wenn ich rechthaberisch darauf bestehe, dass er im vergangenen Jahr hätte einer langfristigen Therapie unterzogen werden sollen. Dem muss ich schon aktuell, also im Hier und Jetzt helfen, und da können bei extremen Fällen psychoaktive Substanzen die beste Möglichkeit darstellen.

Darüber hinaus bin ich bezüglich der Möglichkeiten, die echte panische Angst vor einer Situation wie Silvester, die in ihrer Kombination von Stimmung, Geräuschen und Geruch nun mal nur einmal pro Jahr auftritt, verhaltenstherapeutisch effektiv behandeln zu können, aus langjähriger Erfahrung heraus mehr als skeptisch. Durchgreifende Erfolge werden von den an diesem Geschäft interessierten Parteien – also von Trainer:innen und Verhaltenstherapeut:innen – zwar gerne berichtet bzw. behauptet. Mir ist aber noch nie ein echter Silvester-Paniker begegnet, der durch Verhaltenstherapie bzw. Training so weit gebessert wurde, dass er nicht mehr behandlungsbedürftig war.

Und als letzter Punkt: Was ist mit Katzen? Bei Katzen würde ich zum Verzicht auf echte psychoaktive Medikamente (und damit natürlich auch auf Alkohol!) raten. Katzen neigen viel mehr als Hunde zu paradoxen Reaktionen auf Psychopharmaka. Sie sollten Gelegenheit zum Rückzug an einen ihnen sicher vorkommenden Ort haben und dort unter möglichst effektiver Abschirmung in Ruhe gelassen werden. Pheromon-Verdampfer für die Steckdose wie Feliway könnten sich eventuell als hilfreich erweisen.

So, damit bleibt mir nur, uns allen die Daumen zu drücken, dass wir diesen für unsere Tiere so stressigen Tag wieder mal halbwegs gut hinter uns bringen und geschmeidig in das neue Jahr reinrutschen.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Ralph Rückert
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