13/08/2025
Bürger zeigt sich über Sondersignal in der Nacht verärgert
In den Einsatzfahrzeugen sitzen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Für die Gesellschaft. Denn wenn es brennt oder Hilfe benötigt wird, sind diese Menschen zur Stelle. Da spielt die Uhrzeit keine Rolle, auch mitten in der Nacht stehen sie freiwillig auf, um zu helfen. Umso unverständlicher ist es, wenn Einsatzkräfte behindert oder angegriffen werden, doch auch die Beschwerden über zu lautes Sondersignal machen einem fassungslos. Das zeigt erst der jüngste Vorfall, als die Feuerwehr Viernheim zu einem Einsatz gerufen wurde. „Danke, dass mitten in der Nacht mit Martinshorn durch die Stadt gefahren wird“, kommentierte ein Nutzer auf Facebook.
Anstatt dankbar zu sein, dass es noch Ehrenamtliche gibt, die sich für die eigene Stadt engagieren und zum Teil ihr eigenes Lebens aufs Spiel setzen, wird sich aufgeregt und ein egoistisches Verhalten an den Tag gelegt. Zunehmend sind auch Diskussionen in den Sozialen Netzwerken erkennbar, ganz egal, ob ein Rettungswagen eine Zufahrt blockiert, die Feuerwehr in den Nachtstunden zu laut ist oder eine Straße aufgrund eines Verkehrsunfall gesperrt ist.
Die Blaulichtfamilie kennt viele Situationen, die für Unmut sorgen. Natürlich ist es nicht schön, wenn Unannehmlichkeiten entstehen – aber vielleicht sollte sich bewusst Gedanken gemacht werden. Es könnten Menschen Hilfe benötigen. Was wäre, wenn die Person, die sich gerade darüber aufregt, selbst in so eine Lage kommen würde? Auch dann wäre sie über eine schnelle Hilfe sehr dankbar. Der Nutzer auf Facebook machte seinem Unmut Luft, nachdem die Einsatzkräfte zu dem ausgelösten Heimrauchmelder um kurz nach 23 Uhr in die Saarlandstraße unterwegs waren. Ein Brand war nicht auszuschließen und hierbei wäre schnelles Handeln erforderlich geworden.
Gesetzeslage eindeutig
Zum konkreten Vorfall in Viernheim: Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Einsatz- und Rettungsfahrzeuge nur die Sonder- und Wegerechte haben, wenn sie das Blaulicht zusammen mit dem Sondersignal verwenden. Dass das Sondersignal auch nachts eingeschaltet wird, hängt zum einen mit diesen Vorgaben zusammen, doch auch zu diesen Zeiten kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Gerade weil kaum Fahrzeuge unterwegs sind, denken Autofahrer möglicherweise, sie hätten „überall“ freie Fahrt und beachten die ein oder andere Verkehrsregel nicht unbedingt. Deshalb rechnen sie häufig auch nicht damit, dass ein Einsatzfahrzeug auftauchen könnte.
Im § 38 der Straßenverkehrsordnung sind Blaues und Gelbes Blinklicht geregelt. Da heißt es im Abschnitt 1: „𝐁𝐥𝐚𝐮𝐞𝐬 𝐁𝐥𝐢𝐧𝐤𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐳𝐮𝐬𝐚𝐦𝐦𝐞𝐧 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐞𝐦 𝐄𝐢𝐧𝐬𝐚𝐭𝐳𝐡𝐨𝐫𝐧 𝐝𝐚𝐫𝐟 𝐧𝐮𝐫 𝐯𝐞𝐫𝐰𝐞𝐧𝐝𝐞𝐭 𝐰𝐞𝐫𝐝𝐞𝐧, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐡ö𝐜𝐡𝐬𝐭𝐞 𝐄𝐢𝐥𝐞 𝐠𝐞𝐛𝐨𝐭𝐞𝐧 𝐢𝐬𝐭, 𝐮𝐦 𝐌𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧𝐥𝐞𝐛𝐞𝐧 𝐳𝐮 𝐫𝐞𝐭𝐭𝐞𝐧 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐬𝐜𝐡𝐰𝐞𝐫𝐞 𝐠𝐞𝐬𝐮𝐧𝐝𝐡𝐞𝐢𝐭𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞 𝐒𝐜𝐡ä𝐝𝐞𝐧 𝐚𝐛𝐳𝐮𝐰𝐞𝐧𝐝𝐞𝐧, 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐆𝐞𝐟𝐚𝐡𝐫 𝐟ü𝐫 𝐝𝐢𝐞 ö𝐟𝐟𝐞𝐧𝐭𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞 𝐒𝐢𝐜𝐡𝐞𝐫𝐡𝐞𝐢𝐭 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐎𝐫𝐝𝐧𝐮𝐧𝐠 𝐚𝐛𝐳𝐮𝐰𝐞𝐧𝐝𝐞𝐧, 𝐟𝐥ü𝐜𝐡𝐭𝐢𝐠𝐞 𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐞𝐧 𝐳𝐮 𝐯𝐞𝐫𝐟𝐨𝐥𝐠𝐞𝐧 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐛𝐞𝐝𝐞𝐮𝐭𝐞𝐧𝐝𝐞 𝐒𝐚𝐜𝐡𝐰𝐞𝐫𝐭𝐞 𝐳𝐮 𝐞𝐫𝐡𝐚𝐥𝐭𝐞𝐧. Es ordnet an: 'Alle übrigen Verkehrsteilnehmer haben sofort freie Bahn zu schaffen'.“ (Quelle: Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz)
Sowohl an Kreuzungen als auch an kritischen Einmündungsbereichen ist es sinnvoll, auch nachts mit Blaulicht und Martinhorn zu fahren. Je nach Meldebild und örtlichen Gegebenheiten, sind manche Feuerwehren nicht immer durchgehend mit dem Sondersignal unterwegs, bei Bedarf wird es aber auch zu jeder Tages- und Nachtzeit eingeschaltet. Grundsätzlich sagt das Gesetz ganz klar, dass die Einsatzkräfte nur Sonder- und Wege haben, wenn Blaulicht und Signal aktiviert sind.
Feuerwehrmann: „Sind für die Bevölkerung da“
Die Reaktionen auf das Kommentar waren eindeutig; ein Mitglied der Gruppe schrieb: „Wenn auf Grund des Notrufs von einem Feuer ausgegangen wurde, sind die Einsatzfahrzeuge ggf. auch mit höherer Geschwindigkeit gefahren und andere Verkehrsteilnehmer wurden so gewarnt. Also alles schon richtig so. Sonst würde sich sicher beschwert werden, dass die Feuerwehr ohne Blaulicht und Martinshorn einfach zu schnell fährt und andere Personen gefährdet. Was wenn es dann einen Unfall geben würde? Oder jemand keinen Platz macht weil die Feuerwehr nicht auf einen Notfall aufmerksam macht? Bei einem Brand Personen zu schaden kommen, nur weil es dir zu laut ist?“ Ebenfalls meldete sich eine aktive Einsatzkraft der Viernheimer Wehr zu Wort und teilte mit, dass auch die Kameraden gerne in ihren Betten geblieben wären – und so niemand „gestört“ worden wäre. „Aber wenn nun mal jemand die 112 ruft sind wir 24/7/365 für unsere Bevölkerung da. Und das alles machen wir ehrenamtlich zu unseren normalen Jobs“, verdeutlichte der Feuerwehrmann. (Bild und Text: FW MRN)