13/07/2025
In Hammers kleinen Bray Studios am Ufer der Themse wimmelte es wie in einem Bienenkorb. Im Jahr 1960, in dem unsere kleine Geschichte sich abspielt, plante das bienenfleißige Hammer-Team nicht weniger als neun Filme, darunter drei quasi gleichzeitig in Bray, Elstree und den irischen Ardmore Studios. Nur zwei der Filme waren gotische Grusler, und beide entstanden für Universal: THE BRIDES OF DRACULA (dt. DRACULA UND SEINE BRÄUTE) und THE CURSE OF THE WEREWOLF (dt. DER FLUCH VON SINIESTRO), beide unter der Regie von Terence Fisher. Columbia sollte vier Abenteuerfilme, zwei Psychothriller und eine Komödie abbekommen. Man war gut ausgelastet, das Studio war „dicht“, und die Herren Baxt, Hatton und Penington rannten mit ihrem kleinen, etwas altmodischen Konzept keineswegs offene Türen ein. Man schlug sie ihnen eher vor der Nase zu, wie sich Baxt erinnerte:
„Wir brachten die Idee im Herbst 1960 zu Hammer, erhielten aber aus irgendwelchen Gründen eine Abfuhr“ . Nun, wie gesagt, die Abfuhr war gut begründet – man hatte einfach keine Kapazitäten frei. „Dann, Ende November, meldete man sich wieder bei uns. Ein Film, für den sie bereits Sets gebaut hatten, konnte nicht gedreht werden, und sie glaubten, dass die Sets und Kostüme sich perfekt für THE SHADOW OF THE CAT eignen würden.“
Der Terminplanung war nicht ganz so, wie sich Baxt erinnert. Das mit den Kostümen und Sets ist auch nicht wirklich akkurat. Richtig ist jedoch, dass gänzlich ungeplant die Bray Studios plötzlich Gefahr liefen, wochenlang leer zu stehen. Am 12. August hatte Anthony Hinds beim British Board of Film Censors (BBFC) die Drehbücher für THE CURSE OF THE WEREWOLF und einen Film über das Wüten der
Spanischen Inquisition, THE R**E OF SABENA (auch: THE INQUISITOR) vorgelegt. Schon bevor die Skripts zur Begutachtung kamen machte sich Widerstand und Protest Seitens der katholischen Kirche bemerkbar; und nun, kurz vor Drehbeginn, nur Tage nach der Einreichung bei BBFC, verloren Columbia und auch Colonel James Carreras die Nerven. Columbia stieg aus dem Projekt aus, Carreras stoppte die Vorbereitungen. Drehbeginn wäre der 29. August 1960 gewesen. Produzent und Hammer-Mitinhaber Anthony Hinds ließ so schnell wie irgend möglich THE CURSE OF THE WEREWOLF nachrücken, der ohnehin in den gleichen Kulissen wie THE R**E OF SABENA gedreht werden sollte. Der darauffolgende
Drehtermin, der ursprünglich für THE CURSE OF THE WEREWOLF vorgesehen war, wurde frei und musste, um die Mitarbeiter in Bray in Lohn und Brot zu halten, nachbelegt werden. Hammers ärgerliches Problem wurde zur Chance für Penington, Baxt und Hatton. Es spricht übrigens für Hammers Professionalität und Flexibilität, dass man nach dem Ausfall von THE R**E OF SABENA sofort mit BHP in Kontakt trat und gleichzeitig Universal THE SHADOW OF THE CAT als vergleichsweise preisgünstigen Support für THE CURSE OF THE WEREWOLF schmackhaft machte. Bisher hatte Hammer noch nie ein Doppelprogramm vermarktet. Nun schloss Hammer laut Wayne Kinsey bereits am 17. August den Vertrag mit Universal über THE SHADOW OF THE CAT ab – nur fünf Tage vorher hatte man noch recht optimistisch THE R**E OF SABENA auf der Pfanne.
Zitat aus dem Booklettext von Uwe Sommerlad zu SCHATTEN EINER KATZE.