Stimmkontor Hannover

Stimmkontor Hannover Das Stimmkontor Hannover ist der Umschlagsplatz für die Arbeit an der Stimme und Atmung. Barrierefrei

September – ein Monat im WissensgewitterWow – was für ein September. Voller Kurse, voller Themen, voller Gedanken. Ich d...
29/09/2025

September – ein Monat im Wissensgewitter

Wow – was für ein September. Voller Kurse, voller Themen, voller Gedanken. Ich durfte unterrichten, begleiten, hinterfragen – und viele kluge Reaktionen auf meine Beiträge lesen.
Was war dein Highlight?

Für mich war es die Erinnerung daran, wie unterschiedlich Wissen aufgenommen wird. Nicht jede*r steht gerne mitten im Gewitter. Nicht alle lernen linear, schnell oder laut. Und manchmal sind es gerade die stillen, langsamen, unerwarteten Wege, auf denen Inhalte ankommen – und bleiben.

Auch ich darf weiter lernen: flexibler zu denken, noch genauer hinzuhören, neue Zugänge zu schaffen. Denn Wissen ist nichts, das man verteilt. Es will geteilt, verhandelt, entdeckt werden.
Danke an alle, die diesen Monat mitgedacht haben.

Neulich in einem Kurs erzählte eine Teilnehmerin beiläufig, sie habe eine Patientin mit MS, „aber die Stimme sei nicht b...
26/09/2025

Neulich in einem Kurs erzählte eine Teilnehmerin beiläufig, sie habe eine Patientin mit MS, „aber die Stimme sei nicht betroffen“. Ich bat sie, kurz zu beschreiben, wie die Patientin spreche. Nach wenigen Sätzen sagte sie selbst: „Ach so – langsamer, leiser, irgendwie nasal...“
Wir haben das Thema dann vertieft. Und plötzlich wurde sichtbar, was zuvor überhört worden war.

In der Arbeit mit Menschen mit MS zeigt sich: Die Stimme verändert sich oft im Hintergrund. Zuerst keine spektakulären Ausfälle, kein dramatischer Stimmverlust – sondern schleichende Verschiebungen in Tempo, Tonus, Intonation, Resonanz. Rund die Hälfte der Betroffenen entwickelt im Verlauf eine Dysarthrie. Manche sprechen verwaschener, andere verlieren stimmliche Ausdauer, bei einigen bricht die Stimme bei längerer Sprechdauer regelrecht weg.

Solche Symptome entstehen nicht „aus dem Nichts“. MS betrifft zentrale neuronale Verschaltungen – und damit auch die feine Steuerung von Atem, Artikulation und Phonation. Dazu kommen Fatigue, Koordinationsprobleme und psychische Belastungen. All das hinterlässt Spuren im stimmlich-sprecherischen Ausdruck – oft, bevor es klar benannt wird.

Als Lehrender sehe ich es als unsere Aufgabe, genauer hinzuhören. Nicht nur auf das Offensichtliche, sondern auf das Subtile. Nur so wird therapeutisches Handeln differenziert – und die Stimme nicht übersehen, wo sie längst signalisiert, was gebraucht wird.

Ich habe selten ein Krankheitsbild erlebt, bei dem das Leid so groß – und die systemische Ignoranz so zementiert ist.ME/...
24/09/2025

Ich habe selten ein Krankheitsbild erlebt, bei dem das Leid so groß – und die systemische Ignoranz so zementiert ist.

ME/CFS ist keine seltene Krankheit. Und doch ist sie für viele ein Leben im Abseits. Nicht, weil sie unklar wäre – sondern weil die, die handeln könnten, es nicht tun. Ärztinnen, die Symptome abtun. Gutachterinnen, die sich über internationale Diagnosekriterien hinwegsetzen. Verwaltungen, die Anträge systematisch verschleppen.

Ich erlebe Patient*innen, die über Jahre hinweg durch Gutachten diffamiert werden. Die sich rechtfertigen müssen, weil sie nicht mehr sitzen, sprechen, arbeiten oder duschen können. Menschen, die man behandelt, als seien sie psychisch labil – nicht schwer krank.

Diese Form des Wegschauens ist kein Zufall. Sie ist strukturell. Und sie ist politisch.
Wenn Wissenschaft ignoriert wird. Wenn schwer Erkrankte als lästig gelten. Wenn Hilfesysteme zu Hürdensystemen werden – dann ist das keine Schwäche im System. Dann ist das das System.

Als Lehrender und Therapeut sehe ich es als meine Pflicht, nicht nur mit Wissen, sondern mit Klarheit zu reagieren. Wer ME/CFS immer noch nicht ernst nimmt, gefährdet Menschen.
Die Zeit des Bagatellisierens ist vorbei!

In meiner Arbeit als Dozent erlebe ich immer wieder, wie tief der Einfluss tradierten Wissens sitzt. Besonders bei Theme...
22/09/2025

In meiner Arbeit als Dozent erlebe ich immer wieder, wie tief der Einfluss tradierten Wissens sitzt. Besonders bei Themen wie ME/CFS. Trotz wachsender Evidenz und internationaler Forschung bleiben viele Fachpersonen vage, vorsichtig oder verunsichert. Nicht selten höre ich in Fortbildungen Sätze wie: „Das gab es in meiner Ausbildung gar nicht“ oder „Das ist doch alles sehr diffus.“

Aber genau da beginnt unsere Verantwortung: Wer heute lehrt, trägt dazu bei, ob Erkrankungen verstanden oder weiterhin marginalisiert werden. Es reicht nicht, sich auf neue Daten zu berufen – entscheidend ist, wie wir sie im didaktischen Kontext vermitteln. Ob wir Diagnostik mit den Teilnehmenden nachvollziehbar machen. Ob wir Raum geben für Unsicherheit, ohne ins Beliebige abzurutschen. Ob wir Begriffe wie Fatigue, PEM oder Dysautonomie präzise erklären, ohne Patient*innen auf ihre „psychische Belastung“ zu reduzieren.

Lehre ist immer auch Spiegelbild meiner eigenen Position. Wer wissenschaftlich arbeitet, muss den Transfer mitdenken – nicht nur vom Paper in die Praxis, sondern auch von der Kursfolie in die klinische Realität. Für viele Betroffene beginnt Anerkennung dort, wo Fachpersonen gelernt haben, hinzuschauen.

Wenn Reize schmerzen – Small-Fiber-Neuropathie bei ME/CFSIn der Diagnostik von ME/CFS rücken zunehmend Strukturen ins Li...
21/09/2025

Wenn Reize schmerzen – Small-Fiber-Neuropathie bei ME/CFS
In der Diagnostik von ME/CFS rücken zunehmend Strukturen ins Licht, die früher kaum beachtet wurden: die kleinen Nervenfasern. Die sogenannte Small-Fiber-Neuropathie betrifft die dünnen, unmyelinisierten Nervenfasern des peripheren Nervensystems – jene, die für Schmerzempfinden, Temperaturwahrnehmung und autonome Körperfunktionen zuständig sind.

Bei vielen ME/CFS-Betroffenen zeigen sich Hinweise auf eine Schädigung genau dieser Fasern: Brennschmerzen, Kribbeln, Taubheit, Missempfindungen, Temperaturintoleranz – aber auch Symptome der autonomen Dysfunktion wie gestörtes Schwitzen, Magen-Darm-Probleme oder Herzfrequenzstörungen. Diese Beschwerden sind oft diffus und schwer greifbar – was dazu führt, dass sie bagatellisiert oder fehlinterpretiert werden.

Die Diagnose wird bislang fast ausschließlich durch invasive Verfahren gesichert – v. a. über eine Hautbiopsie mit quantitativer Nervenfaseranalyse. Studien (z. B. Oaklander et al., 2013; Novak et al., 2020) zeigen bei einem relevanten Anteil der ME/CFS-Betroffenen eine reduzierte Nervenfaserdichte – ein Hinweis darauf, dass ME/CFS in Teilen mit peripherer Neuroinflammation oder neuroimmunologischer Fehlsteuerung einhergeht.

Therapeutisch ist SFN bislang schwer zu behandeln. Immunsuppressiva oder IVIG-Therapien zeigen bei einzelnen Patient*innen Effekte, sind aber experimentell und nicht etabliert. Umso wichtiger ist es, Symptome ernst zu nehmen, differenzialdiagnostisch sauber zu arbeiten – und Menschen nicht in psychiatrische Erklärungsmodelle zu drängen, wenn ihre Beschwerden eine somatische Grundlage haben.

Small-Fiber-Neuropathien zeigen exemplarisch, wie eng sensorische und autonome Prozesse verwoben sind. Und wie dringend ein medizinisches Verständnis gebraucht wird, das diese Komplexität erkennt – jenseits normativer Erwartung an „normales“ Empfinden.

Orthostase bei ME/CFSIn der Arbeit mit Betroffenen von ME/CFS taucht ein Phänomen immer wieder auf: das Unvermögen, läng...
19/09/2025

Orthostase bei ME/CFS
In der Arbeit mit Betroffenen von ME/CFS taucht ein Phänomen immer wieder auf: das Unvermögen, länger aufrecht zu stehen oder zu sitzen – ohne sichtbare Ursache. Was auf Außenstehende wie Kreislaufschwäche wirkt, ist in Wirklichkeit ein neurologisch-kardiovaskuläres Regulationsproblem: eine Form der Orthostaseintoleranz.

Orthostase meint die Fähigkeit des Körpers, Blutdruck und Kreislauf im aufrechten Stand zu regulieren. Bei vielen Menschen mit ME/CFS ist genau diese Fähigkeit gestört. Die Folge: Blut versackt in den unteren Extremitäten, die Hirnperfusion sinkt, es kommt zu Benommenheit, Schwindel, Herzrasen, Sehstörungen oder Kollapsgefühl. Nicht selten verschlechtert sich der gesamte Zustand durch längeres Sitzen oder Stehen – ein Phänomen, das oft verkannt wird.

Diagnostisch lassen sich verschiedene Formen der orthostatischen Intoleranz unterscheiden, darunter POTS (posturales Tachykardiesyndrom), orthostatische Hypotonie oder die zerebrale Hypoperfusion ohne Herzfrequenzveränderung. Diese Symptome sind bei ME/CFS keine Nebensache – sie prägen den Alltag und schränken Mobilität, soziale Teilhabe und Therapie erheblich ein.

Unbeachtet bleibt dabei oft: Das Sitzen in Wartezimmern, der aufrechte Gang zur Untersuchung oder das Stehen bei einer Blutabnahme können bereits eine massive Überforderung darstellen. Nicht selten wird dies psychologisiert – obwohl valide Messverfahren wie Kipptischuntersuchung, aktive Standtests oder 24h-Herzfrequenzanalysen klare Hinweise liefern können.

Orthostaseintoleranz ist ein physiologisches Problem – nicht mangelnde Fitness, nicht Angst, nicht fehlender Wille. Wer mit ME/CFS lebt, braucht nicht nur Liegepausen, sondern auch ein Gesundheitssystem, das erkennt, wie fundamental diese Form der Dysautonomie den Alltag bestimmt.

wenn Denken nicht mehr einfach istBrain Fog ist mehr als ein umgangssprachlicher Begriff. Inzwischen taucht er auch in d...
18/09/2025

wenn Denken nicht mehr einfach ist
Brain Fog ist mehr als ein umgangssprachlicher Begriff. Inzwischen taucht er auch in der wissenschaftlichen Literatur auf – insbesondere im Zusammenhang mit ME/CFS, Long COVID und anderen neuroimmunologischen Erkrankungen. Gemeint ist eine anhaltende kognitive Beeinträchtigung, die z.B. nicht durch Depression erklärbar ist, sondern Ausdruck messbarer neurophysiologischer Veränderungen.

Bei ME/CFS gehört Brain Fog zu den belastendsten Symptomen. Betroffene berichten von verlangsamtem Denken, eingeschränkter Konzentration, Wortfindungsstörungen und einem Gefühl „wie Watte im Kopf“. Entscheidungsfindung, Planen und das Halten von Aufmerksamkeit werden zur Herausforderung – besonders nach körperlicher oder geistiger Anstrengung.

Was ist der Grund? Studien deuten auf eine gestörte neurovaskuläre und metabolische Regulation hin. Es zeigen sich Veränderungen im zerebralen Blutfluss, mitochondrialer Dysfunktion sowie Hinweise auf neuroinflammatorische Prozesse. Die neuronale Energieversorgung scheint gestört – insbesondere bei Belastung. Eine funktionelle Hypoperfusion des Gehirns könnte erklären, warum selbst einfache Aufgaben plötzlich überfordern.

Bei ME/CFS ist Brain Fog häufig mit der post-exertionellen Symptomverschlechterung (PEM) verknüpft. Das bedeutet: Schon geringe Reize können eine kognitive Crash-Situation auslösen – mit teils stunden- bis tagelang anhaltender Verschlechterung.

Brain Fog ist damit kein diffuses Phänomen, sondern ein ernstzunehmender Marker für neuroimmunologische Erkrankungen – und ein Appell an das medizinische System, Aufmerksamkeit, Forschung und Versorgung deutlich zu verbessern.

PEM?In der Auseinandersetzung mit ME/CFS oder Long COVID tauchen immer wieder Begriffe auf, die in der Praxis kaum verst...
16/09/2025

PEM?

In der Auseinandersetzung mit ME/CFS oder Long COVID tauchen immer wieder Begriffe auf, die in der Praxis kaum verstanden, oft falsch verwendet oder bagatellisiert werden. Besonders relevant – auch für die therapeutische Planung – sind die Phänomene PEM, PENE und PENES.

PEM – Post-Exertional Malaise
Die post-exertional malaise ist das Leitsymptom von ME/CFS und beschreibt eine krankhafte Zustandsverschlechterung nach minimaler Belastung. Diese kann körperlich, kognitiv, emotional oder sensorisch sein. Die Verschlechterung tritt oft zeitverzögert (6–72 Stunden nach Belastung) auf und betrifft das gesamte funktionelle System – mit Symptomverstärkung, starker Schwäche, neurologischen Beeinträchtigungen und oft tagelanger bis wochenlanger Verschlimmerung. PEM ist nicht mit „Müdigkeit nach Anstrengung“ vergleichbar.

PENE – Post-Exertional Neuroimmune Exhaustion
Im Rahmen der International Consensus Criteria (Carruthers et al., 2011) wird statt PEM der Begriff PENE verwendet – Post-Exertional Neuroimmune Exhaustion. Dieser Begriff betont den neuroimmunologischen Charakter der Belastungsintoleranz. PENE ist kein subjektives Erschöpfungsgefühl, sondern zeigt sich in objektivierbaren Veränderungen z. B. in der zellulären Energiebereitstellung, Entzündungsparametern, zerebralen Durchblutungsmustern oder autonomen Regulationsprozessen.

In meiner Arbeit als Dozent erlebe ich oft, dass Therapien scheitern, weil PEM/PENE nicht erkannt oder nicht ernst genommen werden. Ein Mensch, der unter Belastung schwer kränker wird, braucht keine Aktivierung, sondern vorausschauende Energieökonomie, präzise Reizsteuerung und Sicherheit in der Begegnung.

Heute ist Tag der Demokratie. 🗳️ Und wir müssen reden.Ich schaue mit Sorge auf eine Welt, in der Fakten verhandelbar gew...
15/09/2025

Heute ist Tag der Demokratie. 🗳️ Und wir müssen reden.
Ich schaue mit Sorge auf eine Welt, in der Fakten verhandelbar geworden sind.
In den USA sehen wir, was passiert, wenn Wahrheit nur noch eine Meinung ist. Wenn Wissenschaft, Pressefreiheit und Rechtsstaat plötzlich zur Debatte stehen.

Ich schaue auf unser Land:
🏥 eine Gesundheitspolitik, die seit Jahren versagt
👩‍⚕️ Menschen am Limit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen
💬 Betroffene, die für ihre Rechte kämpfen müssen, weil die Strukturen sie im Stich lassen.

Ich schaue auf das Feld, in dem ich arbeite – Wissenschaft, Bildung, Gesundheit. Bereiche, die eigentlich Stabilität brauchen, aber ideologischen Grabenkämpfen ausgesetzt sind.

Und ich schaue auf den Rechtsruck. Auf Kräfte, die Demokratie abbauen wollen, während sie gleichzeitig behaupten, sie zu verteidigen.

Demokratie ist kein Selbstläufer.
Sie lebt davon, dass wir sie verteidigen.
Dass wir laut sind, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden.
Dass wir nicht schweigen, wenn Lügen lauter werden als Fakten.

Demokratie heißt Verantwortung übernehmen – für unser Handeln, unsere Sprache, unsere Zukunft.
Lasst uns laut sein. Lasst uns demokratisch sein – gerade jetzt. ✊

Fatigue, ME oder CFS? „Fatigue“ bezeichnet in der Medizin eine chronische, nicht durch Ruhe bessernde Erschöpfung, wie s...
12/09/2025

Fatigue, ME oder CFS?
„Fatigue“ bezeichnet in der Medizin eine chronische, nicht durch Ruhe bessernde Erschöpfung, wie sie bei vielen Erkrankungen auftreten kann – z. B. bei Krebs, Multipler Sklerose, Parkinson oder nach Infekten. Sie ist unspezifisch und kann körperlich, kognitiv oder emotional erlebt werden. Fatigue ist ein Symptom, keine Diagnose.

In vielen Kontexten wird „Fatigue“ jedoch unscharf verwendet: für Erschöpfung, Depression, Motivationsverlust, Burnout oder auch für Belastungsintoleranz. Hinter dem Begriff kann alles stecken – und oft wird eine schwerwiegende neuroimmunologische Erkrankung auf ein subjektives Erschöpfungserleben reduziert.

Warum ist der Begriff „Fatigue“ problematisch?
Fatigue klingt harmlos – wie ein Zustand, der mit etwas Schlaf oder Sport zu beheben ist. Das verkennt die schwere systemische Erkrankung, die sich dahinter verbergen kann.
Wer Fatigue wie Müdigkeit behandelt, riskiert bei ME/CFS-Patient*innen Verschlechterungen durch falsche Aktivierung.
Der Begriff wird oft mit psychischer Labilität oder Willensschwäche assoziiert – besonders, wenn er nicht durch objektive Marker unterfüttert wird.
Warum sagen viele: „Ich habe ME“ – und nicht CFS?
Der Begriff CFS („Chronic Fatigue Syndrome“) stammt aus den 1980er Jahren und war ein Versuch, die Krankheit als eigenständige Diagnose zu etablieren. Doch das Etikett ist irreführend: Es fokussiert auf Fatigue – das jedoch nicht das zentrale Merkmal ist. Die Kernsymptomatik ist die Belastungsintoleranz (PEM/PENE) mit neuroimmunologischer Beteiligung. Viele Betroffene erleben „CFS“ daher als entwertend.
ME steht für Myalgische Enzephalomyelitis – eine medizinische Bezeichnung, die zwar auch umstritten ist, aber auf eine entzündliche und neurologische Erkrankung hinweist. Sie wird besonders im angelsächsischen Raum und zunehmend in internationalen Leitlinien verwendet.
Die aktuelle Fachliteratur spricht meist von ME/CFS – mit dem Ziel, die Anerkennung der Erkrankung zu sichern, ihre Differenzierung zu erhalten und die Kontroverse nicht auf dem Rücken der Patient*innen auszutragen.

MECFS? ME?In vielen Fortbildungen, Coachings und auch in therapeutischen Gesprächen fällt mir auf, wie wenig bekannt ist...
11/09/2025

MECFS? ME?

In vielen Fortbildungen, Coachings und auch in therapeutischen Gesprächen fällt mir auf, wie wenig bekannt ist, was ME/CFS bedeutet – und wie oft das Bild verzerrt ist.

ME/CFS steht für Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom. Es ist keine Modekrankheit und kein Erschöpfungszustand. Sondern eine schwere, neuroimmunologische Erkrankung mit oft dramatischen Folgen für Lebensqualität, Teilhabe und Selbstständigkeit.
Typisch ist nicht Müdigkeit, sondern die sogenannte Belastungsintoleranz – eine krankhafte Verschlechterung nach minimaler Anstrengung. Viele Betroffene reagieren mit starken Symptomverschärfungen auf Tätigkeiten, die anderen banal erscheinen. Schlaf erholt nicht. Bewegung verschlechtert. Reize werden zur Qual. Oft sind kognitive Funktionen massiv eingeschränkt.

ME/CFS ist nicht psychogen, auch wenn es lange so gedeutet wurde. Aktuelle Forschung zeigt strukturelle, immunologische und zelluläre Veränderungen. Die WHO führt ME/CFS seit 1969 als neurologische Erkrankung.

Dass diese Fakten so wenig bekannt sind, ist kein Zufall – sondern Ausdruck eines strukturellen Desinteresses an Krankheiten, die nicht ins gängige Bild von Produktivität, Leistung und Rehabilitierbarkeit passen.

Wer entscheidet eigentlich, was stimmgesund ist?In meiner Arbeit als Dozent und Supervisor erlebe ich immer wieder, wie ...
08/09/2025

Wer entscheidet eigentlich, was stimmgesund ist?
In meiner Arbeit als Dozent und Supervisor erlebe ich immer wieder, wie schnell der Begriff „Stimmgesundheit“ verwendet wird – als Qualitätsmerkmal, als Ziel, als Norm. Doch wer legt eigentlich fest, was „gesund“ klingt? Und auf wessen Ohren berufen wir uns dabei?

In Kursen zeigt sich, wie tief internalisierte Vorstellungen von Klarheit, Durchsetzung, Resonanz oder Klangfarbe greifen – und wie oft sie auf ästhetischen, kulturellen oder sozialen Idealen beruhen, nicht auf differenzierter Diagnostik. Eine Stimme, die nicht den Erwartungen entspricht, wird oft als auffällig, unsicher oder gar pathologisch gedeutet – obwohl sie funktional sein kann.

Das hat Folgen: Für Patient*innen, deren Stimmen nicht normkonform sind. Für Therapierende, die mit vagen Kriterien arbeiten. Und für Fachdiskurse, in denen Evidenz oft durch Geschmack ersetzt wird.

Was fehlt, ist eine kritische Reflexion darüber, wer eigentlich definiert, was stimmlich „richtig“ ist – und mit welchen impliziten Maßstäben wir in Therapie, Pädagogik und Ausbildung arbeiten.

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