13/08/2025
Meine Lieben 💜
Ich habe Renate Habets ein paar Fragen zu ihrem Buch "Nur eine Mauer" gestellt 😊
Rena: Hallo liebe Renate, schön, dass du da bist. Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?
Renate: Danke, habe schon Tee.
Rena: Sei doch bitte so lieb und stell dich kurz vor.
Renate: Mein Name ist Renate Habets. Ich bin seit März 2025 80 Jahre alt und seit ca. 20 Jahren im Ruhestand. Nach dem Abitur 1965 habe ich in Köln Deutsch und Geschichte für das Lehramt am Gymnasium studiert, meine Referendarzeit am Studienseminar in Duisburg verbracht und war dann Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Leibniz Gymnasium in Duisburg Hamborn, seit den 80er Jahren am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Duisburg Marxloh. Als Fachleiterin für Deutsch habe ich eine Lange Zeit Referendare betreut und meine letzten Jahre im Dienst als Stellvertretende Schulleiterin verbracht.
Seit der Pensionierung male ich und schreibe. Mittlerweile habe ich 12 Bücher verfasst.
Rena: Wir wollen heute ein bisschen über dein Buch „Nur eine Mauer“ plaudern. Worum geht es?
Renate: Es geht um die Freundschaft zwischen Lina und Ingrud, die von 1905 bis zur Nacht der Wende 1989 beschrieben wird und der Menschen, die mit den beiden in Verbindung stehen. Zugleich geht es aber auch um die Geschichte Berlins an der Bernauer Straße, an der die beiden wohnen. Die eine seit 1945 im Westen, die andere im Osten. Was diese Situation mit den Frauen macht, habe ich dargestellt.
Rena: Wie viel Geschichte steckt in deiner Geschichte?
Renate: Eine ganze Menge. Denn das Leben der Freundinnen ist bestimmt durch das, was in Berlin, was an der Bernauer Straße geschieht. Die Geschichte bestimmt das Leben der beiden Frauen. Ohne sie wäre alles ganz anders verlaufen. Oder besser: Ohne sie wäre das Geschehen, wie es in diesem Buch beschrieben wird., überhaupt nicht möglich gewesen.
Rena: Musstest du viel recherchieren?
Renate: Sehr viel. Zunächst einmal hat es mich, wenn ich in Berlin war, immer wieder an die Mauer und zunehmend auch an die Bernauer Straße gezogen. Immer wieder habe ich mir an den verschiedensten Orten in Berlin die dort aufgezeichneten Erinnerungen der Zeitzeugen angehört, habe alles in mich aufgesogen, was mir zu Berlin und besonders seiner Nachkriegsgeschichte begegnet ist.
Als ich dann begann, das Buch zu schreiben, habe ich sehr häufig zu Büchern oder Internet Dokumenten gegriffen, um mich der Faktizität zu versichern, aber auch, um das Geschehen für mich lebendig werden zu lassen. Dazu benutzte ich nicht nur Dokumente und Berichte, sondern auch literarische Texte.
Gottlob brachte ich als jemand, die Geschichte studiert hat, gute Voraussetzungen für dieses komplexe Geschehen mit.
Die Recherchearbeit war gewaltig, in jeder Beziehung.
Rena: Sind persönliche Erfahrungen mit in dein Buch geflossen?
Renate: Sicherlich ganz viele, ohne das ich benennen könnte, welche wann und wo fruchtbar wurden. Bei einigen kann ich das klar erkennen, andere sind einfach einem langen und bewussten Leben entsprungen.
Rena: Was bedeutet es dir persönlich, dass du dieses Buch geschrieben hast?
Renate: Ganz viel. Als ich das Buch schrieb, hatte ich oft das Gefühl, dass es etwas Besonderes sei um diesen Text. In etwa so, als habe er einen riesigen Stellenwert in meinem Leben und Schreiben, als füge sich alles zusammen, was in mir war und ist. Alles war so selbstverständlich, sowohl das Schreiben selbst, als auch die Geschehnisse, von denen ich, als ich das Buch begann, überhaupt nichts wusste, sondern die mir beim Schreiben zuge“flossen“ sind. Als seinen nur sie und nichts anderes möglich.
Anders kann ich es nicht ausdrücken.
Rena: Wie würdest du deine Protagonisten beschreiben?
Renate: Lina ist die Zupackende, das Leben in seiner Fülle Annehmende, Ingrud dagegen eher die Zurückhaltende, Nachdenkliche.
Rena: Wenn du einen Tag mit deinen Protagonisten verbringen könntest, wie würde dieser aussehen?
Renate: Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, ich würde gerne irgendwo and er Bernauer Straße bei ihnen sitzen – drei ältere Damen im Gespräch – und sie erzählen lassen. Vielleicht würde ich ja noch Dinge von ihnen erfahren, von denen ich nicht wusste, ja, die ich nicht einmal schreibend erahnen konnte. Ansonsten würde ich gerne mit beiden von ihnen aus ihrer Wohnung auf die Bernauer Straße schauen und sehen, ob ich die Perspektive richtig erfasst habe.
Rena: Hast du einen persönlichen Liebling unter deinen Figuren? Wenn ja, warum diese?
Renate: Habe ich eigentlich nicht. Natürlich mag ich die Freundinnen, auch Bruno, Linas Mann ist mir ans Herz gewachsen. Hans, Linas ältesten Sohn, den Psychologen, mag ich sehr. Oder Fritz, der kriegsversehrte Freund von Lina, ist mir sehr lieb.
Irgendwie mg ich alle, die ich ins Leben geschrieben habe, selbst der unerträgliche Ernst ist mir nicht zuwider. Schließlich ist auch der aus mir gekommen.
Rena: Was liegt dir bei „Nur eine Mauer“ besonders am Herzen?
Renate: Mir liegt am Herzen, dass beim Lesen deutlich wird, wie sehr uns Zeit, Umstände, Gegebenheiten, die wir nicht im Griff haben, bestimmen. Und nicht aufzugeben trotz alles Widrigkeiten, das sollte meine Geschichte auch zeigen.
Rena: Gab es während des Schreibprozesses irgendwelche Hindernisse, die du überwinden musstest?
Renate: Ja, ich selbst war mir oft im Weg. Am liebsten hätte ich alles nur positiv darstellen wollen, was bei diesem Thema allerdings überhaupt nicht geht. Aber oft musste ich meinen Schreibfluss unterbrechen, weil die Tränen flossen oder mich der Ekel packte vor dem, was ich schreiben musste.
Rena: Wie lange hast du an der Geschichte geschrieben?
Renate: Ein knappes Jahr. Sie ist entstanden aus einer Kurzgeschichte, die ich für eine Weihnachtsanthologie des Edition Paashaas Verlag geschrieben habe. Mir war plötzlich klar, dass in dieser Geschichte ein Roman verborgen war.
Rena: Irgendwelche Anekdoten?
Renate: Da fällt mir nichts ein, außer dass meine beiden Leserinnen, denen ich jeweils die fertigen Manuskriptteile geschickt habe, mich unheimlich beschleunigt haben, weil sie immer unbedingt wissen wollten, wie es weiter ging. Das war ein wenig anstrengend, weil ich das ja meist selbst nicht wusste!
Rena: Liebe Renate, möchtest du noch etwas los werden?
Renate: Ja, ich wünsche mir, dass ihr Linas und Ingruds Geschichte an der Bernauer Straße mit viel Zuneigung lest.
Rena: Das war es auch schon. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Das freut mich sehr
© Renate Habets, Edition Paashaas Verlag
Info: Das Foto wurde mir zur Verfügung gestellt.