24/10/2025
Er war fünf Jahre alt, als Heilbronn unterging. 13 Klassenkameraden starben zehn Jahre später auf dem Dachstein im Schnee. Er überlebte – und lernte: Man muss miteinander reden.
Manfred Schreiweis, Jahrgang 1939, sitzt in seinem Haus in Lothringen. 13 Seiten hat er vorbereitet. Handschriftlich. Dazu Cremant und selbstgebackene Apfeltarte. So empfängt man Gäste, wenn man Geschichten hat, die man nicht vergisst.
4. Dezember 1944. Fliegeralarm. Heilbronn brennt. Manfred ist fünf Jahre alt. Am nächsten Tag sieht er, wie ein Nachbarsjunge seine toten Eltern in einer Zinkbadewanne durch die Stadt zum Friedhof zieht. Solche Bilder bleiben.
1954, Dammschule. Seine Klasse fährt auf den Dachstein. Manfred will mit. Aber seine Mutter sagt nein und er hört auf sie, obwohl er nicht müsste. 14 Menschen sterben im Schnee. Er lebt, weil sie nein sagte.
Dann ging er weg. Mit 17 nach Belgien. Mit 24 nach Holland und mit 28 Geschäftsführer in Straßburg. Seit 42 Jahren im Ausland. In Lyon traf er Ende der 60er einen Großhändler, der sagte: »Sie sind Deutscher. Ich habe 14 erschossen.« Manfred blieb ruhig. Sie redeten. Stunden. Am Ende eine Einladung zum Essen.
Jeden Sonntag zoomt er mit einem Freund aus Heilbronn. Beobachtet, wie aus Trümmern eine Wissensstadt wurde. TUM Campus, IPAI, Experimenta. »Hätte ich mir nie vorstellen können.«
Folge #85 des Originalteile-Podcasts. Ein Zeitzeuge, der zeigt: Innerhalb von einem Tag kann man die Menschen verändern. Man muss sich nur die Mühe geben.
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Originalteile - Der Leute-Podcast aus Heilbronn & Region · Episode