28/01/2025
Neulich, ein paar Wochen vor Weihnachten, hatte ich ein Vorgespräch. Andreas, 47, hatte genug von der Qualmerei. Er hatte mir erzählt, dass er vor ein paar Monaten für ein Nichtraucherforum einen Text verfasst hatte, in dem der seinen Frust über seine Sucht festgehalten hat. Zum Termin hatte er den Text dabei und hat mir erlaubt, diesen hier zu veröffentlichen. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen.
Titel: "Wie lange willst du noch dein eigener Gefangener sein?"
Manchmal stehe ich draußen, die Zigarette zwischen den Fingern, der Rauch steigt auf in die kalte Luft, und ich frage mich: Was mache ich hier eigentlich? Ich friere, meine Hände riechen widerlich, und ich fühle mich wie ein Hund, der zum Gassigehen vor die Tür muss.
Aber das ist nicht das Schlimmste.
Das Schlimmste ist dieses kleine, nagende Gefühl tief in mir – die Angst. Die Angst davor, dass irgendwann die Quittung kommt: der Husten, der nie ganz weggeht, der Schatten auf dem Röntgenbild, der Moment, in dem der Arzt den Blick senkt, während ich ihm gegenübersitze und auf die Diagnose warte.
Es klingt dramatisch, aber genau so ist es. Ich rede mir oft ein, dass ich es unter Kontrolle habe. Aber mal ehrlich: Wer kontrolliert hier wen? Es sind nicht meine Hände, die nach der Zigarette greifen, die die Zigarette kontrollieren – es ist der kleine Tyrann in meinem Kopf. Der, der mich antreibt, auch wenn ich längst keine Lust mehr habe.
Rauchen kostet nicht nur Geld, es kostet so viel mehr. Es kostet Zeit. Denk mal darüber nach, wie oft du irgendwo stehst und rauchst. Zehn Minuten hier, fünf Minuten da – aufs Jahr gerechnet sind das Tage. Ganze Tage, in denen ich hätte etwas tun können, das mich wirklich weiterbringt. Stattdessen habe ich mich Zug um Zug vergiftet.
Und dann ist da noch die Freiheit, die man verliert. Ich plane meinen Tag um die Zi******enpausen herum. Flüge, Termine, selbst Besuche bei Freunden – immer der Gedanke: Wo kann ich rauchen? Wann kann ich rauchen? Will ich wirklich für 2 Stunden in einem Kino sitzen?
Und dieser Gestank! Ich merke es manchmal, wenn ich nach Hause komme und die Jacke ausziehe. Es stinkt. Es stinkt nach etwas, das ich nicht mehr haben und nicht mehr sein will!
Aber noch schlimmer ist es, wenn ich merke, wie genervt die Menschen um mich herum sind. Meine Frau, die sagt: "Du schmeckst nach Aschenbecher." Die Kollegen, die die Augen verdrehen, wenn ich mich schon wieder für eine Pause verdrücke. Nein, ich bin nicht faul. Aber ich bin - SÜCHTIG!
Manchmal träume ich davon, aufzuhören. Ich stelle mir vor, wie ich morgens aufwache und tief durchatme – wirklich tief. Keine Enge in der Brust. Kein Husten, der mich weckt. Kein schlechtes Gewissen, weil ich wieder mal nicht stark genug war. Und weißt du was? Ich glaube, das wäre es wert. Ich glaube, dieses Gefühl der Freiheit könnte besser sein als jeder Zug an einer Zigarette.
Ich schreibe das hier, weil ich mir wünsche, dass jemand anderes das liest und sich denkt: "Verdammt, ich fühle genauso. Es reicht!" Es reicht, sich weiter selbst zu belügen. Es reicht, die eigene Zeit, Gesundheit und Lebensqualität für etwas aufzugeben, das uns nur schadet.
Ich weiß, es ist schwer. Aber ich weiß auch, dass man das schaffen kann. Ich habe noch keinen Schlussstrich gezogen – noch nicht. Aber ich denke jeden Tag darüber nach. Und vielleicht ist heute der Tag, an dem ich endlich den Mut habe.
Wenn du auch darüber nachdenkst, hör nicht auf, daran zu glauben. Stell dir vor, wie viel besser dein Leben sein könnte. Es wird nicht leicht, denke ich, aber es wird sich lohnen.
Also: Wie lange willst du noch dein eigener Gefangener sein?