09/08/2025
𝗖𝗵𝗮𝗻𝗰𝗲𝗻𝗴𝗹𝗲𝗶𝗰𝗵𝗵𝗲𝗶𝘁: 𝗪𝗮𝗿𝘂𝗺 𝗨𝗻𝗴𝗹𝗲𝗶𝗰𝗵𝗵𝗲𝗶𝘁 𝗱𝗲𝗿 𝗪𝗶𝗿𝘁𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝘁 𝘀𝗰𝗵𝗮𝗱𝗲𝘁
Große Unterschiede zwischen Arm und Reich sind nicht nur ein soziales, sondern auch ein ökonomisches Problem. Das zeigen sowohl das Buch „Toxisch reich“ als auch Petra Pinzler in ihrer aktuellen ZEIT-Kolumne „Hört endlich auf, die Armen zu schröpfen!“.
Der Kern der Argumentation:
• Vermögen ist extrem ungleich verteilt. Das reichste 1 % besitzt rund ein Drittel des Vermögens, während die ärmere Hälfte der Bevölkerung sich 1 % teilt.
• Aufstiegschancen sind historisch niedrig. Wer arm geboren wird, bleibt meist arm – so wie schon vor 100 Jahren. Nur rund 6 % schaffen den Sprung nach ganz oben.
• Reichtum entsteht selten durch Leistung. Die Mehrheit der Vermögenden wird reich durch Erbschaften – „Glück in der Spermalotterie“, wie es die Ungleichheitsforscherin Martyna Linartas formuliert. Männer profitieren dabei überproportional.
Ökonomisch betrachtet hat diese Schieflage gravierende Folgen:
• Wachstumshemmnis: Wenn große Teile der Bevölkerung kaum Vermögen besitzen, fehlt ihnen die Möglichkeit zu investieren, sich fortzubilden oder unternehmerisch tätig zu werden. Das bremst Innovation und Produktivität.
• Nachfrageschwäche: Wohlhabende geben pro zusätzlichem Euro Einkommen einen deutlich geringeren Anteil aus als ärmere Haushalte. Wenn das Geld vor allem in den oberen Schichten zirkuliert, sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
• Fehlinvestitionen: Übermäßige Vermögen fließen oft in spekulative Finanzanlagen statt in produktive Investitionen, die Arbeitsplätze schaffen.
𝗣𝗼𝗹𝗶𝘁𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗜𝗻𝘀𝘁𝗮𝗯𝗶𝗹𝗶𝘁𝗮̈𝘁: 𝗛𝗼𝗵𝗲 𝗨𝗻𝗴𝗹𝗲𝗶𝗰𝗵𝗵𝗲𝗶𝘁 𝗳𝗼̈𝗿𝗱𝗲𝗿𝘁 𝗣𝗼𝗹𝗶𝘁𝗶𝗸𝘃𝗲𝗿𝗱𝗿𝗼𝘀𝘀𝗲𝗻𝗵𝗲𝗶𝘁 𝘂𝗻𝗱 𝗯𝗲𝗴𝘂̈𝗻𝘀𝘁𝗶𝗴𝘁 𝗽𝗼𝗽𝘂𝗹𝗶𝘀𝘁𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗦𝘁𝗿𝗼̈𝗺𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 – 𝘀𝗶𝗰𝗵𝘁𝗯𝗮𝗿 𝗲𝘁𝘄𝗮 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗻 𝗨𝗦𝗔.
Pinzler kritisiert, dass die politische Debatte in Deutschland trotzdem vor allem darüber geführt wird, welche zusätzlichen Belastungen Bürgergeldempfänger, Rentner oder Geringverdiener tragen sollen – während die Vermögenden weitgehend aus der Schusslinie bleiben. Vorschläge wie eine gerechtere Erbschaftssteuer oder ein Grunderbe für junge Menschen werden kaum ernsthaft diskutiert.
Fazit: Mehr Chancengleichheit ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Voraussetzung für stabiles Wachstum, wirtschaftliche Dynamik und demokratische Stabilität. Politik, die vor allem nach unten belastet, riskiert das Gegenteil.