28/12/2024
LIEDPORTRAIT „Und das Wort kam zur Erde“
Manch einer wird sich an Weihnachten beim Hören des Evangeliums gewundert haben. „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott.“ ist es da zu hören, klingt fast nach „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“. Keine Krippe, kein Kind, kein Engel, Hirten, Könige, Weihnachtswunder – nichts davon. Im griechischen Original steht zu Beginn des Johannesevangeliums natürlich nicht „Wort“, sondern „lógos“. Die geläufige Übersetzung ist jedoch nicht die einzige, logós kann auch mit „Beweis“, „Sinn“ oder „Vernunft“ übersetzt werden. Wenn also der Sinn, der Beweis und die Vernunft für alles, was existiert, bei Gott liegt, ergibt auch eine Passage im weiteren Verlauf des Evangeliums mehr Sinn: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ – oder: „Und das Wort kam zur Erde, wurde Mensch wie wir alle und war doch so ganz anders,…“.
In dieser Weise hat Helmut Schlegel die Weihnachtsbotschaft paraphrasiert, die Vertonung stammt von Johannes M. Schröder. Im Lied gewinnt das Wort an menschlichen Qualitäten, es erhält einen Körper und gerät in zwischenmenschlichen Kontakt. Am Ende heißt es: „…riss den Himmel uns auf.“ Das Kind in der Krippe ist unser Weg zum Beweis, zum Sinn und zur Vernunft und damit auch zur Liebe und zur Menschlichkeit.