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10/09/2025

BUCH-TIPP:
Steffen Kopetzky: "Atom", Roman, Rowohlt Berlin

London zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Eigentlich will Simon Batley nie wieder mit dem britischen Geheimdienst zu tun haben. Jahre zuvor, als Physikstudent in Berlin, arbeitete er ihm zu, naiv und undercover. Das führte zu einer Katastrophe, die Batley nie ganz verstand, auch seine große Liebe zu seiner Kommilitonin Hedi von Treyden endete jäh. Doch der Krieg ändert alles. Agent Batley stößt auf die Spur einer neuen Waffe der Deutschen, von nie gekannter Zerstörungskraft. Bald darauf, instruiert von Niels Bohr und Rudolf Heß, reist er als Spion nach Lissabon – und schließlich ins Dritte Reich. Er will den mysteriösen Hans Kammler aufspüren: Der ist als Chefplaner von unterirdischen Forschungsstätten und geheimen Waffenprogrammen einer der mächtigsten N***s. Während Batley versucht, vor den Sowjets und den USA an die deutsche Technik und an Kammler zu kommen, folgt er auch einer persönlichen Mission: Er will Hedi wiederfinden und endlich klären, was damals in Berlin geschah. Steffen Kopetzkys Roman erzählt von der Jagd nach der Atomtechnik, der Spur eines Phantoms – und einem Mann, der zwischen Schuld, Liebe und Hoffnung steht. (Rowohlt Berlin)

Warum habe ich zu dem Buch ATOM von Steffen Kopetzki, erschienen im Rowohlt Verlag Berlin, gegriffen, um es zu rezensieren. In jungen Jahren hat mein Vater, der für den Hi**er- N***staat in Flugzeugen als Bordfunker fungierte, mir von der ENIGMA erzählt, einer Dechiffriermaschine, die in den Kriegsszenarien des II. Weltkrieges geheime Informationen transportierte, ohne dass sie zunächst vom Gegner entschlüsselt werden konnten. Später jedoch von den Engländern schon. In jungen Jahren interessierte ich mich auch für die Entwicklungsgeschichte der Atombombe, die neben dem Manhattan Projekt in den USA auch in Peenemünde eine deutsche weniger bekannte Seite hatte. Diese nun hat der Autor in seinem Buch zu einer fiktionalen Geschichte zusammengetragen. Es werden hier also historische Fakten mit einer Thriller-Story vermischt. Das könnte ein durchaus spannungsvoller Roman werden, und in der Tat ist dieses Buch auch wirklich interessant zu lesen, doch eher wegen der historischen Fakten, weniger wegen der Spionagestory und Liebesgeschichte, die in diesem Buch auch eine Rolle spielt. Die vielen echten Personen: Nazigrößen wie Kammler, der KZ-Architekt, Goebbels, Himmler, Hi**er, Wissenschaftsgrößen wie Einstein, Heisenberg, Oppenheimer, Spione wie Philby, und Raketenforscher wie Wernher von Braun und dazu die gut recherchierten historischen Details erdrücken etwas den Spannungsbogen.
Dennoch lohnt es sich, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Zusätzlich war ich motiviert durch einen früheren Besuch bei Carl Friedrich von Weizsäcker zuhause am Starnberger See, der bei Werner Heisenberg auch forschte, wie man eine Atombombe basteln kann. In meinem Radiointerview war er davon sehr überzeugt, dass ein Atomkrieg kommen würde, und baute sich deshalb in seinem Garten einen atomsicheren Bunker, den er mir stolz zeigte. Angesichts heutiger Kriegs-Szenarien denkt man wieder an solche Geschichten: an Otto Hahn, dem es gelang das Uran zu spalten und jene unfassbare Energie damit freisetzte, die mit dem Spaltungsprozess verbunden ist. Der Atombombenabwurf in Hiroshima und Nagasaki bewies, welch schreckliche Folgen der Einsatz von Atomwaffen haben kann. In Peenemünde besuchte ich das Areal, wo die deutsche Luftwaffe ihre Raketenforschung antrieb, übrigens auch vorwärts getrieben von einem gewissen Wernher von Braun, der in den Vereinigten Staaten nach NAZI-Karriere NASA Karriere bei den amerikanischen Raketenprogrammen machte. Die gewaltigen Eruptionen, die bei einem Prozess der Kettenreaktion entstehen, werden verursacht durch ein freifliegendes thermisches Neutron, das diese Reaktion auslöst. In Ost und West wurde daraufhin der Raketenantrieb erforscht, um neue Waffen zu entwickeln. In Rumänien steht übrigens auch ein Raketen-Denkmal für einen gewissen Hermann Oberth. Der Mathematiker und Physiker, aus Siebenbürgen gebürtig, wurde durch seine grundlegenden Forschungen zur Raketentechnik zu einem der wichtigen Förderer der modernen Raumfahrt. Es sind die vielen Fakten, die Steffen Kopetzki zusammenträgt, die jedoch in ihrer Ausführlichkeit zuweilen den Spannungsfortschritt der Story etwas aufhalten. Aufgestoßen ist mir an einer gewissen Stelle auf Seite 244 auch der Begriff „Schmutzeleien“, der nicht in die Kriegszeit, sondern eher ins politische Bayern heutiger Tage passt. War es bewusste Autorenironie, die hier die Feder führte, ich meine, das hätte der Lektor streichen sollen. Die atmosphärischen Beschreibungen klingen manchmal auch etwas sachlich n***t: „Die Luft war frisch, salzig und ganz und gar südlich.“
Mathematik, Physik, Geheimdienstoperationen, MI6- Figuren, ein Liebesverhältnis zwischen Kapitalismus und Kommunismus, das alles wird in den Plot gepackt, aus niederbayerischer Perspektive beobachtet, sogar der Schnaps „Blutwurz“, der auch verheerende atomare Kater-Wirkungen im Hirn haben kann.
Geht die Liebesgeschichte zwischen dem Geheimagenten und der deutschen Atomwissenschaftlerin gut aus, kommen sie am Ende zusammen? Das wollen wir hier nicht verraten. Interessant auch die Entwicklungen, die im ehemals böhmischen Teil der heutigen Tschechoslowakei und in Prag spielen.
Das Hauptanliegen des Buches ist jedoch, das Schicksal des Nazi-Architekten Hans Kammler zu beschreiben. Hans Kammler hat die Vergasungsstätte in Auschwitz konstruiert und zeichnete verantwortlich für die Unter-Tage-Produktionsstätten für „Vergeltungswaffen“ wie zum Beispiel die V2. Kammlers Figur bleibt etwa zu blass.
Im Nachwort beschreibt der Autor, dass es viele der im Roman auftauchenden Figuren wirklich gegeben hat und welche Personen er zusätzlich frei erfunden hat. Etwas mehr Fiction und etwas weniger Faction hätten dem Roman gut getan, dennoch habe ich es nicht bereut, zu diesem Buch gegriffen zu haben.
Steffen Kopetzky: "Atom", Roman, Rowohlt Berlin

Steffen Kopetzky, geboren 1971, ist Autor von Romanen, Erzählungen, Hörspielen und Theaterstücken.

10/09/2025

Drohnen über Polen heizen die Debatte über Kriegsgefahren an, die NATO ist alarmiert, erst recht Polen, die Linke fragt im Bundestag nach Flughöhen in der Bundesrepublik - unterirdische Flughöhe im Bundestag!

10/07/2025

Termin zum vormerken:

03.08. 10:30 Uhr Literaturmatinee mit Norbert Schreiber Schloss Buchenau
“Hrabal, Havel, Reinerová ,Kisch und Co“: Tschechien eine Literatur mit Sonderzeichen

Božena Němcová ist tschechische Nationalheldin und Autorin des weltberühmten Buches „Die Großmutter“, auf Tschechisch „Babička“. Václav Havel, Dichter, Dissident und Präsident führte als Poet die tschechische sanfte Revolution an, schrieb Theaterstücke und war Mitautor der „Charta 77“. Fünf Jahre saß er im kommunistischen System in Haft. Er startete als Beleuchter, Sekretär, Lektor, Dramaturg auf den Brettern, die die Welt bedeuten und hatte schließlich Erfolge als „Hausautor“ zweier Prager Theater und dann auch international auf europäischen Bühnen. Im „Klub unabhängiger Schriftsteller“ entwickelte er sich zum prominentesten und konsequentesten Wortführer der intellektuellen Elite der CSSR, die unter Lebensgefahr den demokratischen Reformprozess vorantrieb.
Bohumil Hrabal liebte das tschechische Bier besonders und hat den „englischen König bedient“. So heißt ein Buch von ihm. Er gilt als einer der bedeutendsten tschechischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Der Exilschriftsteller Milan Kundera entdeckte die „unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. In Paris in der Freiheit war das leichter als in Prag im Kommunismus. Max Brod, der langjährige Kafka-Freund, der beauftragt war, dessen Werk zu vernichten, rettet Weltliteratur für die Nachwelt. Wer kennt den einzigen und einzigartigen tschechischen Literatur-Nobelpreisträger Jaroslav Seifert? 1984 erhielt er die Auszeichnung nach seinem Weg vom Proletarier zum Poeten. Lenka Reinerová berichtet über das „Geheimnis der nächsten Minuten“, und ihre Tochter beschreibt die Schriftsteller-Mutter aus Prag aus der Sicht einer Tochter. Norbert Schreiber hatte mit Reinerová kurz vor Ihrem Tod in Prag ein letztes Interview geführt, das er in einem Buch und in einer CD dokumentiert hat. Sie war die letzte deutschsprachige Literatin aus dem so genannten Prager Kreis der Schriftsteller um Brod, Rilke, Werfel und Kisch. Es werden dazu einige Ausschnitte aus der Hör-CD zu hören sein. Der Buch-Titel lautet: „Närrisch an das Leben glauben“. Auch der rasende Reporter Egon Erwin Kisch kommt in der Lesezeit zu Wort.
Die Veranstaltung, eine Literatur-Matinee im Schloss Buchenau, ist nicht nur bloße Lesung, sondern eine multimediale Präsentation mit Hör-CDs, Kurz-Videos und Porträtbildern der tschechischen Literaten und ihrer Bücher. Das Publikum bekommt eine Lese-Liste.

Termin: 03.08. 10:30 Uhr Literaturmatinee mit Norbert Schreiber

“Hrabal, Havel, Reinerová, Kisch und Co“: Tschechien eine Literatur mit Sonderzeichen im Schloss Buchenau

Norbert Schreiber arbeitet seit mehr als 55 Jahren als Journalist und Autor. Für die ARD war er als Korrespondent, Redakteur, Moderator und Reporter in den Programmbereichen Politik, Zeitgeschehen und Kultur tätig. Er veröffentlichte zwölf Bücher zu den Themen Demokratie, Europa, Russland und Tschechien.

Mal zum Schmunzeln - aus einem Kochbuch alter Tage - bitte auf Stimmigkeit überprüfen und die Fortsetzung finden Sie auf...
30/10/2024

Mal zum Schmunzeln - aus einem Kochbuch alter Tage - bitte auf Stimmigkeit überprüfen und die Fortsetzung finden Sie auf www.Bay. Waldverein Sektion Lindberg-Falkenstein

Hier werden wir Bücher, Literatur, Autoren, Verlage, literaturinteressierte Schüler, Pädagogen, Journalisten, Leserinnen...
14/10/2024

Hier werden wir Bücher, Literatur, Autoren, Verlage, literaturinteressierte Schüler, Pädagogen, Journalisten, Leserinnen und Leser zusammenbringen, um wieder mal zwischen den Zeilen zu lesen im Bayerischen Wald im Museumsdorf Freilichtmuseum Finsterau. Literaturhaus DICHTERWALD im Geburtshaus Paul Friedl. Das Literaturhaus liegt an der Grenze, geht an Grenzen-überwindet Grenzen. Wir glauben an Bücher. Auch wenn vor der Buchmesse wieder mal "Krise" angeplaudert wird.

Marijapflege“  Ein neuer Pflege-Vermittlungsdienst im Kreis Regenfür Pflegekräfte aus dem BaltikumZu Gast in der VdK-Kre...
03/10/2024

Marijapflege“

Ein neuer Pflege-Vermittlungsdienst im Kreis Regen
für Pflegekräfte aus dem Baltikum
Zu Gast in der VdK-Kreisgeschäftsstelle

„Mit Empathie, Zuneigung und Geduld an die Aufgabe gehen“ - so lautet das Leitmotiv des neuen lokalen Personalvermittlers für 24-Stunden Pflege- und hauswirtschaftliche Betreuungskräfte namens „Marijapflege“, der jedoch auch deutschlandweit vermitteln will. Die Pflegekräfte kommen aus dem Baltikum.

Mariia Acanfora, die aus der Ukraine stammt und schon seit sieben Jahren in Regen lebt, vermittelt sie. Acanfora spricht sieben Sprachen, so fällt es ihr leicht, Betreuungskräfte aus den Ländern Lettland, Litauen, Estland zu finden, in Zusammenarbeit mit ihrer lettischen Partnerorganisation.

Der Bewerberpool besteht aus seriösen und liebenswürdigen Damen, die größtenteils bereits langjährige Erfahrung in der Altenpflege gesammelt haben. Die baltischen Kräfte legen dabei besonderen Wert auf gute Deutschkenntnisse.

Mariia Acanfora nutzt ihre eigenen Fremdsprachenkenntnisse sowie mehrjährige Erfahrung in der Personalvermittlung in Deutschland, um optimal geeignete Pflegekräfte für die individuellen Anforderungen der zu betreuenden Personen zu finden.

Die aktuelle Situation im Pflegebereich zeigt deutschlandweit eine spürbare Versorgungslücke, die selbst in Bayern in den kommenden Jahren noch weiter wachsen wird. Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird allein durch die zunehmende Alterung bis Ende 2055 um 37 Prozent zunehmen, wobei die stärksten relativen Anstiege um 56 Prozent in Bayern zu verzeichnen sind.

In diesem Zusammenhang betrachtet Mariia Acanfora die 24-Stunden Pflege- und hauswirtschaftliche Betreuung als wesentlichen Beitrag, um dieser Herausforderung effektiv zu begegnen. Es werden bis zu 600 000 Pflegekräfte fehlen.

„Die Kosten für eine durch „Marijapflege“ vermittelte 24-Stunden Betreuungskraft betragen ca. 2000 bis 2300 Euro pro Monat, je nachdem, wie viele Personen im Haushalt leben und wie viele betreut werden müssen“, berichtet Mariia Acanfora.

Helmut Plenk, VdK-Kreisgeschäftsführer, stellvertretender Landrat und Experte im Sozialrecht ergänzt, dass Pflegebedürftige hierbei das monatliche Pflegegeld zur Finanzierung einsetzen können. Wichtig ist, dass sich die Betreuten in ihrem Alter glücklich, sicher und zufrieden fühlen - nicht einsam, bei sich zuhause! Pflege - statt im Heim DAHEIM!

Buchtipp: Michael Lüders Strahlendes Eis THRILLER C.H.Beck Man bringt als Journalist in der Kommentierung oder bei Beric...
02/10/2024

Buchtipp: Michael Lüders Strahlendes Eis THRILLER C.H.Beck

Man bringt als Journalist in der Kommentierung oder bei Berichterstattung im Allgemeinen über Ereignisse und Sachverhalte ungern Persönliches mit ein. Denn es geht ja in der Regel - vor allem in früheren Zeiten - um eine gewisse Distanz in der Berichterstattung, die leider heutzutage weitgehend verloren gegangen ist.

Doch in diesem speziellen Fall will ich eine Ausnahme machen und eine persönliche Ebene hier mit einbringen, weil ich mit Kollegen beim Hessischen Rundfunk 2004 darüber berichtet habe, dass ein Ex-Air Force-Pilot in den Vereinigten Staaten eine Atombombe am Meeresboden gefunden hat.

1958, als zwei US-Flugzeuge drohten zusammenzustoßen, in der Nähe des kleinen Städtchens Savannah, im US-Bundesstaat Georgia, war sie in der Not abgeworfen worden. Bei einem missglückten Landeanflug war der Crew erlaubt worden, die Bombe im Meer zu entsorgen. So dümpelt auch heute noch das Objekt am Meeresboden. Welche Gefahr nach der Korrosion von ihm ausgeht, wir wissen es nicht.

Einem Bericht zufolge vermissen allein die Vereinigten Staaten elf Nuklearwaffen. Greenpeace schätzt, dass am Meeresboden etwa 50 Bomben dümpeln. Damals wusste die Öffentlichkeit nicht, dass das Strategic Air Commando in Europa mit aktivierbaren Atomwaffen an Bord auf europäischem Territorium bestückt waren. Und diese Mutmaßungen veranlassten mich damals, weiter zu recherchieren, welche atomaren Restbestände auf dem Land oder auf dem Meeresboden weiterhin lagern. Ich konnte dann in der Folge berichten, in Zusammenarbeit mit der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, dass um die 100 atomare Sprengkörper als lagernder Atommüll ein nachhaltiges Erbe des Kalten Krieges darstellen. Genug der langen Vorrede.

Ich erwähne dies hier, weil der Roman von Michael Lüders STRAHLENDES EIS als Thriller, bei C.H. Beck erschienen, einen solchen Fall herausgreift, um einen großen Spannungsbogen aufzuziehen um einen einzelnen Fall in Grönland. Es war im Januar 1968, da stürzte nämlich ein amerikanischer B-52 Bomber an der Nordwestküste Grönlands ab. An Bord waren vier Wasserstoffbomben, deren Verbleib nie restlos geklärt wurde. Diese historische wahre Begebenheit ist also der Ausgangspunkt für Michael Lüders neuen Triller, der ureigentlich auch als Nahostexperte publiziert und vor allem die scheiternde westliche Politik im Orient kritisiert. Inzwischen hat Lüders seinen dritten Thriller um die Hauptfigur Sophie Schelling herum publiziert.

Im Zuge des Klimawandels und des wachsenden Interesses an der Arktis, wegen der dort liegenden Rohstoffe, hat dieser Thriller durchaus aktuelle Hintergründe. Jahrzehnte nach diesem Ereignis wollen Arbeiter, die damals bei Aufräumarbeiten verstrahlt wurden, endlich die Hintergründe aufklären. Eine dubiose Firma ist auch beauftragt, im Untergrund der Erde aufzuräumen. Die Klimaerwärmung lässt das Eis in der Arktis dahinschmelzen. Lüders sammelt genug Action um die historischen Fakten herum, um die sachliche Ebene auch spannend zu machen: Abstürzende Hubschrauber, untergehende Schiffe, Geschäftemacher und Influencer, Präsidenten und böse Menschen und vieles mehr, um den rein sachlichen Hintergründen in der Fiktion Spannung zu verleihen.

An nicht wenigen Stellen lässt Lüders dennoch politisch Konkretes einfließen, etwa die wirtschaftspolitischen Hintergründe der Bankrotteure und Steuerhinterzieher, die für die Bankenkrise in Islands zuständig waren. Auch militante Umweltaktivisten kommen vor, Internationale Konferenzen, Rohstoffinteressen, das alles mischt Lüders zu einem spannenden Plot. Erdöl, Erdgas, Mineralien und seltene Erden wecken das Interesse der internationalen Politik. Auch die Interessen der lokalen Bevölkerung spielen in den Plot hinein.

Es geht um die Region Thule, wo die Atombombe nieder gingen. Dort stieg nämlich die Krebsrate an. Aber den politischen Stellen ging es darum, möglichst die Wahrheit über die B-52 Bomber nicht ans Licht kommen zu lassen. Wer soll nun die Drecksarbeit vor Ort erledigen, und geht es wirklich ums Aufräumen unter Wasser am Meeresboden oder um die Exploration der Bodenschätze, die künftig ausgebeutet werden sollen? Bekommen die Strahlenopfer am Ende doch ihr Recht? Wie wirkt sich die Gletscherschmelze auf die Aktionen aus? Rufen wir uns in Erinnerung, in jener Zeit ging es auch um Abschussrampen für Atomraketen, wenn ein atomarer Gegenschlag nötig wäre. So entstanden die Pläne für Atombasen östlich des US-Luftwaffenstützpunktes in Thule.

Es sollten 60 Atom-Abschussrampen entstehen. Aber es blieb bei einem einzigen Camp mit dem Namen „Camp Century. Es gelingt Lüders in einer packenden Sprache sowohl die technischen wie die historischen Hintergründe aufzuzeigen, ohne dass der Thriller an Spannung verlieren würde. Es gelingt ihm auch, immer wieder die politischen Dimensionen mit einzuflechten, so dass man am Ende des Leseprozesses wieder mal sagen muss: Die Geschichte und die Realität schreibt die besten und spannendsten Geschichten. Und hat der Leser nicht auch wieder politische Déjà-vus angesichts neuer Kriegsszenarios. Und am Ende stellt sich dann doch auch wieder die politische Frage: Wem gehört eigentlich die Arktis?

Michael Lüders Strahlendes Eis THRILLER C.H.Beck
Michael Lüders ist 1959 in Bremen geboren.
Studium der arabischen Literatur in Damaskus, der Islamwissenschaften, Politologie und Publizistik in Berlin. Promotion über das ägyptische Kino. Dokumentarfilme für SWR und WDR. Langjähriger Nahostkorrespondent der Wochenzeitung DIE ZEIT. Lebt als Politikberater, Publizist und Autor in Berlin.

Buchtipp von Harald Loch auf www.facesofbooks.deMaximilian Steinbeis: Die verwundbare Demokratie   Strategien gegen die ...
24/09/2024

Buchtipp von Harald Loch auf www.facesofbooks.de
Maximilian Steinbeis: Die verwundbare Demokratie Strategien gegen die populistische Übernahme

Vor einem Monat war das Bundesverfassungsgericht weder per E-Mail noch telefonisch zu erreichen. Bei Tiefbauarbeiten vor dem Gerichtsgebäude war ein Kabel beschädigt worden. Jetzt soll dieses BVerfG besser geschützt werden. Allerdings nicht nur gegen Bagger. Darauf haben sich die Ampel und die CDU verständigt. Wie verwundbar ist dieses angesehene Verfassungsorgan? Wie verwundbar ist unsere Demokratie? Der auch international vielbeachtete Verfassungspublizist Maximilian Steinbeis hat „Strategien gegen die populistische Übernahme“ entwickelt und unter dem Titel „Die verwundbare Demokratie“ veröffentlicht. Er betreibt einen wissenschaftlichen Verfassungsblog, wo internationale Autorinnen und Autoren Fragen im Grenzbereich von Politik und Recht diskutieren. In seinem Buch behandelt er zunächst zwei Beispiele populistischer Machtübernahme in zwei Mitgliedländern der EU: In Polen und in Ungarn. In beiden Ländern ging es nach Wahlerfolgen populistischer Parteien ruckzuck mit dem Abbau der Rechtsstaatlichkeit – alles unter weitester Ausnutzung legaler Mittel. In Polen hat sich nach der Abwahl der Populisten gezeigt, wie schwer es ist, die autoritär geschaffenen Strukturen zurückzubauen und wieder rechtsstaatliche Maßstäbe gelten zu lassen. In Ungarn ist der Populist Orban noch am Ruder und die Wiederherstellung von EU-konformen Zuständen ist nicht absehbar.
Im zweiten Teil seines sich vor allem an Nichtjuristen wendenden spannenden Buches kommen eine Reihe von jungen Verfassungsjuristen zu Wort, die in dem von Steinbeis betriebenen Verfassungsblog seit Monaten an einem öffentlichen Thüringenprojekt mitgearbeitet haben, das die Übernahme des Landes durch die Höcke-AfD in den bevorstehenden Landtagswahlen an die Wand malt und zu verhindern sucht. In mehreren fiktionalen Szenarien skizzieren sie, wie die Populisten vorgehen könnten, welche Folgen das haben würde und wie wenig das Landes- oder auch das Bundesrecht gegen eine Gleichschaltung in der Hand hätten. Einige Gefahren sind bisher kaum ins Bewusstsein der Menschen gedrungen, etwas die eigentlich vernünftige Zwei-Drittel-Mehrheit für wichtige Entscheidungen, wie die Wahl von Verfassungsrichtern. Es würde aber schon ein Wahlergebnis von etwas mehr als einem Drittel für die Populisten genügen, um die Wahl zu blockieren und die Mehrheit zu „Kompromissen“ zu erpressen. Wie wenig der Rechtsstaat gegen obstruktives Verwaltungshandeln unternehmen kann, ist erschreckend. Bisher hielt man es hierzulande für selbstverständlich, dass das von Gerichten festgestellte Recht auch von den Gebietskörperschaften und den Behörden angewandt und durchgesetzt wird. So funktioniert nun mal der Rechtsstaat. Aber wie zwingt – wer vor allem – einen widerspenstigen Landrat oder eine Ausländerbehörde zu rechtskonformem handeln. Steinbeis gibt ein krasses Beispiel frühen Ungehorsams, indem er auf das Kruzifiks-Urteil des BVerfG verweist. Das Gericht hatte die Vorschrift in der bayerischen Volksschulordhnung, dass in jedem Klassenzimmer ein Kreuz anzubringen sei, mit 5 von acht Stimmen für verfassungswidrig erklärt. Für den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber und CSU-Chef Waigl „war das ein gefundenes Fressen, um den Volkszorn gegen das Verfassungsgericht zu entfachen“. Die Kreuze hängen immer noch. Wie viel mehr Obstruktionspotential hätten populistische Strukturen, denen ja ein Großteil des „Volkszorns“ zufliegt. Steinbeis wirft in diesem Zusammenhang auch einen erhellenden Blick auf die USA.
Der Autor ist Verfassungsjurist, er ist Bayer und ein begeisterter Befürworter des Rechtsstaates und der bundesdeutschen Demokratie. Aber er weiß auch „die Verfassung wird uns nicht schützen können. Umgekehrt vielleicht schon.“ Er propagiert als Fazit das, was er „zivilen Verfassungsschutz“ nennt. Das sei nicht Repression, auch nicht Prävention, sondern Antizipation. Das verlangt, sich dem autoritären Populismus „entgegenzustemmen, wo immer er einem begegnet, Im Betrieb und am Frühstückstisch, im Lehrerzimmer und im Besprechungsraum, im Amt und im Gerichtssaal, an der Wahlurne und am Wahlkampfstand, und am Ende und ganz besonders auf der Straße. Das ist die Antwort auf die Frage, was um Gottes Willen wir denn jetzt tun können, damit wir nicht alle im Autoritarismus enden.“

Harald Loch

Maximilian Steinbeis: Die verwundbare Demokratie Strategien gegen die populistische Übernahme
Hanser, München 2024 304 Seiten 25 Euro

Ein Tipp fürs Älterwerden:Ein Pflegeproblem kommt auf Sie zu?Unser Ziel ist, Menschen zu Hause zu betreuen. Mit zunehmen...
23/09/2024

Ein Tipp fürs Älterwerden:

Ein Pflegeproblem kommt auf Sie zu?
Unser Ziel ist, Menschen zu Hause zu betreuen. Mit zunehmendem Alter fällt es ihnen schwerer, den Alltag zu bewältigen. Ihre Gesundheitskräfte lassen nach. Sie fühlen sich einsam. Wir sind immer bereit, zu helfen - bei Pflege und im Haushalt. Bei Besuchen von Ärzten, Verwandten und Freunden. Wir nehmen auch gerne an Spaziergängen und gemeinsamen Gesprächen teil.
Mit Empathie, Zuneigung und Geduld gehen wir an unsere Aufgabe! Damit die Betreuten sich in ihrem Alter glücklich fühlen. Sicher sind. Und zufrieden. Nicht einsam.
„Lieber daheim als im Heim“
24-Stunden-Pflege- und hauswirtschaftliche Betreuung -
24-Stunden-Pflege und Betreuungskräfte aus dem Baltikum (marijapflege.com) Sie sprechen gut deutsch.
Mo. bis Fr. : 08:00 - 17:00 Uhr
+49 179 686 49 35
[email protected]

𝐏𝐨𝐝𝐢𝐮𝐦𝐬𝐝𝐢𝐬𝐤𝐮𝐬𝐬𝐢𝐨𝐧 𝐚𝐧𝐥ä𝐬𝐬𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐝𝐞𝐫 𝐛𝐞𝐯𝐨𝐫𝐬𝐭𝐞𝐡𝐞𝐧𝐝𝐞𝐧 𝐅𝐞𝐫𝐭𝐢𝐠𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐮𝐧𝐠 𝐝𝐞𝐬 𝐏𝐚𝐮𝐥-𝐅𝐫𝐢𝐞𝐝𝐥-𝐆𝐞𝐛𝐮𝐫𝐭𝐬𝐡𝐚𝐮𝐬𝐞𝐬Am 22. September um 10.30 Uh...
20/09/2024

𝐏𝐨𝐝𝐢𝐮𝐦𝐬𝐝𝐢𝐬𝐤𝐮𝐬𝐬𝐢𝐨𝐧 𝐚𝐧𝐥ä𝐬𝐬𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐝𝐞𝐫 𝐛𝐞𝐯𝐨𝐫𝐬𝐭𝐞𝐡𝐞𝐧𝐝𝐞𝐧 𝐅𝐞𝐫𝐭𝐢𝐠𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐮𝐧𝐠 𝐝𝐞𝐬 𝐏𝐚𝐮𝐥-𝐅𝐫𝐢𝐞𝐝𝐥-𝐆𝐞𝐛𝐮𝐫𝐭𝐬𝐡𝐚𝐮𝐬𝐞𝐬

Am 22. September um 10.30 Uhr laden der „Literaturverein DichterWald e.V.“ und das Freilichtmuseum Finsterau zu einer Podiumsdiskussion in die Außergefilder Stube ein.
Literatur an der Grenze? Diese Frage und weitere spannende Themen wie „Was ist ein Literaturarchiv bzw. Literaturhaus und welche Aufgaben hat es?“ oder „Bietet die entlegene Situation in Finsterau die Möglichkeit eines Literaturhauses?“ werden in diesem Gespräch erörtert.

Moderiert wird die Runde von Alexandra von Poschinger. Teilnehmer sind Autor und Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier, Bezirksheimatpfleger Dr. Clemens Knobling und Dr. Heribert Tommek vom Literaturhaus Sulzbach-Rosenberg.

Infos zu Teilnehmenden:
𝐏𝐃 𝐃𝐫. 𝐡𝐚𝐛𝐢𝐥. 𝐇𝐞𝐫𝐢𝐛𝐞𝐫𝐭 𝐓𝐨𝐦𝐦𝐞𝐤, Sulzbach-Rosenberg, Dozent an der Uni Regensburg. Er betreut das Literaturarchiv und Literaturhaus Sulzbach-Rosenberg. Im Sommersemester 2024 vertritt er eine AVL-Professur in Potsdam.

𝐊𝐚𝐫𝐥-𝐇𝐞𝐢𝐧𝐳 𝐑𝐞𝐢𝐦𝐞𝐢𝐞𝐫, Autor, Lyriker und 1. Vorsitzender des Literaturvereins „DichterWald e.V.“, studierte Pädagogik und Psychologie und war zuletzt als Rektor an der Volksschule in Spiegelau tätig. Neben seinen lyrischen Veröffentlichungen widmet er sich als Kreisheimatpfleger des Landkreises Freyung-Grafenau auch volkskundlichen Themen.

𝐃𝐫. 𝐈𝐧𝐠. 𝐂𝐥𝐞𝐦𝐞𝐧𝐬 𝐊𝐧𝐨𝐛𝐥𝐢𝐧𝐠, Bezirksheimatpfleger, studierte Architektur an der TU München mit anschließendem Masterstudiengang in Betriebswirtschaftslehre. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München am Lehrstuhl für Baugeschichte, historische Bauforschung und Denkmalpflege und promovierte zum architekturgeschichtlichen Thema „Münchner Dachwerke“. Nach zwei weiteren Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Oberhausmuseum in Passau war er bis Januar 2024 als Senior Researcher an der ETH Zürich – Institut für Denkmalpflege und historische Bauforschung (IDB) – tätig.

𝐀𝐥𝐞𝐱𝐚𝐧𝐝𝐫𝐚 𝐯𝐨𝐧 𝐏𝐨𝐬𝐜𝐡𝐢𝐧𝐠𝐞𝐫, Journalistin, 2. Vorsitzende des Vereins DichterWald e. V. Lebt im Bayerischen Wald und in München, Studium der Germanistik und Geografie. Arbeitete für die Passauer Neue Presse, den Bayerischen Rundfunk und in einer Werbe- und Designagentur. Selbständig als Journalistin, Buchautorin und Kulturmanagerin. Sie schreibt u. a. für DIE ZEIT Verlagsgruppe, publizierte Bücher bei KNESEBECK und PRESTEL und ist Dozentin an der Akademie Faber Castell für Literatur, Kunst und Design in Nürnberg-Stein

Buch-Tipp: Stephan Abarbanell Paula oder die sieben Farben der Einsamkeit BLESSINGREZENSIONSchon seltsam, dass der Staat...
18/08/2024

Buch-Tipp:
Stephan Abarbanell Paula oder die sieben Farben der Einsamkeit BLESSING

REZENSION

Schon seltsam, dass der Staatsgründer Israels noch von keinem deutschen Biographen für würdig befunden wurde, in einem Buch in Memoiren gewürdigt zu werden. Dabei hören wir tagtäglich Nachrichten über den Gaza-Krieg und die Rolle Israels dabei. Israel die langzeitumstrittene Staatsgründung.

Sein Name, David Ben-Gurion (ursprünglich David Josef Grün) wurde immerhin festgehalten bei der Namensgebung des Flughafens von Tel Aviv.

Mit der Verkündung der Unabhängigkeitserklärung 1948 begann die Geschichte des modernen Staats Israel. Gurion war der erste Ministerpräsident des neugegründeten Staates, dessen Existenzberechtigung in der Folge immer wieder zu politischem Streit, Kriegen und internationalen Konflikten führte.

Und es gab noch eine Lücke auf dem Buchmarkt, niemand hatte bis dato die Geschichte der Ehefrau Bin Gurions beschrieben, auch über sie existierte bisher weder eine Biographie noch ein Roman. Stephan Abarbanell hat sie geschlossen.

Der Autor reiste nach Israel und ergründete vor Ort die Zusammenhänge, wie er ausführlich im Nachwort notiert, wer ihm alles dabei geholfen hat diese Liebes- und Ehebeziehung zu hinterleuchten. Glücklich scheint das Schicksal von Paula nicht gewesen zu sein, von Minsk in die USA gegangen, vermisst sie den amerikanischen Lebensstil im Kibbuz der Wüste:
„In nahezu jedes Land hätte man sie schicken können, solange es über fließend Wasser, Heizungen, Kühlschränke und eine vernunftgesteuerte Regierung verfügte (also eigentlich keines). Aber nicht in die Wüste. Und nicht in einen Kibbuz am Ende der Welt, wo ... ihre Kinder und Freunde fern waren.“

Mit dem Leben in der Wüste kommt sie nicht klar, niemand hatte sie gewarnt davor: „Wie sollte man auch erkennen, was man nicht kennt.“ Zwischen den Dialogzeilen auch immer wieder Politisches.
Sie ist eine frustrierte Ehefrau, erst recht, weil Ben Gurion angeblich drei außereheliche Beziehungen pflegte. Frustrationen bestimmten ihr Leben, das eben gekennzeichnet war von den sieben Farben der Einsamkeit.

Stephan Abarbanell, 1957 geboren, wuchs in Hamburg auf. Er studierte Evangelische Theologie sowie Allgemeine Rhetorik in Hamburg, Tübingen und Berkeley und war viele Jahre lang Kulturchef des rbb.

Adresse

Lindberg
94227

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