10/10/2025
Das BMW Mini Cooper Cabrio S im VRM-Test.
VRM – wir bewegen. Auf unserer Drive-Seite gibt es Neuigkeiten rund ums Auto wie unsere Autotests.
Aktuell lest Ihr – unter anderem im mittelhessischen Wetzlar Wochenblatt vom 11. Oktober– den Fahrbericht des BMW Mini Cooper Cabrio S, eines schnuckeligen Cabrios mit Benzinmotor, das nicht ganz billig ist, aber gute Laune verbreitet.
Wir wünschen Euch allzeit gute Fahrt!
Test auch unter: https://vrm-wochenblaetter.de/ausgaben/
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Oben-Ohne-Gokart mit Wumms
Nostalgie hat Konjunktur. Wer sich durch die sozialen Netzwerke scrollt, sieht sich ständig mit den Fieberträumen der Vergangenheits-Optimisten konfrontiert. In unzähligen Kommentaren tragen sie ihre Sehnsucht nach Schaschlik an den Imbissbuden, gelben Telefonzellen auf den Dorfplätzen und Aschenbechern in den Kneipen in die Welt. Sie wünschen sich je nach Ausprägung des politischen und wirtschaftlichen Sachverstands Grenzkontrollen, die Mauer oder die D-Mark zurück. Toxische Nostalgie nennt man das. Es gibt aber auch Wohlfühl-Nostalgie, die zum Beispiel dann aufkommt, wenn man im Familienalbum blättert, sich zum 50-jährigen Jubiläum der Einschulung trifft oder bei der Oldtimer-Ausfahrt am Straßenrand steht. Überhaupt: Neben Musik und Mettigeln sind Automobile vielleicht die schönste Möglichkeit, Erinnerungen zu wecken. Die Hersteller wissen das. Was mit dem VW Beetle begann und mit dem Fiat 500 weiterging, wird mit dem Renault 4 sicher noch lange nicht enden. Der bekannteste und wohl auch beliebteste Retro-Kleinwagen ist jedoch der BMW Mini. Seit einem Vierteljahrhundert ist der Nachfolger des unter anderem von John Lennon, Mary Quant, Enzo Ferrari und Mr. Bean gefahrenen Ur-Minis ein Bestseller. Seit einem Jahr läuft die vierte Generation der Kultkarosse im englischen Oxford vom Band. Billig ist der Retro-Rausch nicht. Die Preisliste beginnt mit 28150 Euro. Wir genossen die frühherbstliche Natur aus einem Mini Cooper Cabrio S blickend. Für den automobilen Traum nicht nur aller Frauen möchten die Mini-Dealer 35650 Euro haben.
Ein stolzer Preis für ein 3,88 Meter-Automobil. Aber der Mini ist schließlich auch einer der ganz wenigen Kleinwagen, der auch Oben-ohne-Fans glücklich macht. Nachdem VW die Produktion des T-Roc-Cabrios eingestellt hat, bleiben neben dem Mini eigentlich nur noch der vollelektrische Fiat Cinquecento und Mazdas Roadster MX-5 als Alternative. Und die sind beide fast genauso teuer.
Der große Vorteil des Minis: Er bietet vier Sitzplätze, einen wochenendeinkaufstauglichen Kofferraum und fährt sich trotzdem wie ein Sportwagen. Das knackige Fahrwerk mit maximalem Radstand und maximaler Spurweite sowie das zwei Liter große Vierzylindertriebwerk mit 204 PS lassen das von vielen Minifahrern so geliebte Gokart-Feeling aufkommen. In knapp sieben Sekunden geht es aus dem Stand auf Tempo 100 und weiter bis auf 237 km/h. Die präzise Lenkung, die bissigen Bremsen und diverse Stabilitätssysteme wie die Kurvenbremshilfe und der Fading-Ausgleich lassen den Respekt vor Serpentinen ebenso schwinden wie den Sprit aus dem 44-Liter-Tank.
Gut sieben Liter Superbenzin genehmigte sich der über die Vorderräder angetriebene 1,5-Tonner auf hundert Kilometern. Wenn man richtig in Stimmung kommt, geht auch noch ein bisschen mehr. Wenn nicht, war der Mini ganz sicher die falsche Kaufentscheidung. Auch jene, die sich unterwegs Mozarts „Zauberflöte“ durch die Gehörgänge ludern wollen, sollten sich lieber ein Gefährt mit Blech- statt Stoffdach zulegen. Der Fahrtwind macht sich auch bei geschlossenem Verdeck akustisch deutlich bemerkbar. Wummernde Technobeats und Rocksongs mit vielen „Fortissimo“-Passagen sind für die Mini-Playlist die bessere Wahl.
Apropos Wahl: Die hat der Mini-Pilot auch bei den Fahrprogrammen. Zur Verfügung stehen „Core“ (normal), „Green“ (sparsam) und – kein Scherz – „Gokart“. Keinen Einfluss hat der Fahrer auf die Gangwahl. Die Schaltarbeit erledigt das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe alleine. Als Schalter ist der Mini zum Leidwesen aller Pedal-Pianisten nicht mehr zu haben. Die Gründe: Zu geringe Nachfrage und fortschreitende Elektrifizierung. Die soll laut BMW jedoch nur schrittweise vonstattengehen. Insofern gibt es wohl auch in den nächsten Jahren noch Brumm-brumm-Varianten der Kleinwagen-Ikone, bei der inzwischen allerdings nur noch das Äußere retro ist.
Im Innenraum ist die Nostalgie der Funktionalität gewichen. Die coolen Kippschalter sind weg und der Pizzateller-Tacho in der Mitte des Armaturenbretts hat sich zu einem noch größeren runden Touchscreen – dem ersten seiner Art – evolviert. Geblieben sind jedoch die recht engen Platzverhältnisse für die Hinterbänkler. Langbeinige Mädels sind hier auf die Bereitschaft des Vordermannes angewiesen, seinen Sitz nicht auf Anschlag zurück zu schieben, und hochgewachsene Jungs müssen das Verdeck öffnen, um nicht mit dem Skalp an selbigem zu schrammeln. Das funktioniert übrigens ruckzuck per Knopfdruck. In weniger als 20 Sekunden – und somit schneller als eine Corned-Beef-Dose – ist der Mini offen.
Fazit: Wer ein schnuckeliges Cabrio mit Verbrennermotor sucht, kommt an dem BMW Mini als das vielleicht Letzte seiner Art kaum vorbei. Auch deshalb geht der auf den ersten Blick erschreckende Preis in Ordnung. Zumal die gute Laune für Fahrer und Mitfahrer inklusive ist.
Fakten: BMW Mini Cooper Cabrio S
MOTOR: Vierzylinder-Benzinmotor mit 1998 ccm Hubraum, Direkteinspritzung und Twinpower-Turbo, 150 kW / 204 PS Leistung, maximales Drehmoment 300 Nm bei 1450 bis 4500 U/min, CO2-Effizienzklasse F.
ANTRIEB / FAHRWERK / ABMESSUNGEN: Frontantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Einzelradaufhängung vorne an Eingelenk-Federbeinachse mit Bremsnickausgleich, hinten an Multilenkerachse, belüftete Bremsscheiben rundum, Kurvenbremshilfe, dynamische Brems- und Stabilitätskontrolle, Radschlupfbegrenzung, Fading-Ausgleich, Traktions- und Performance-Kontrolle, Länge 3,88 Meter, Breite 1,74 Meter, Höhe 1,43 Meter, Gewicht 1,4 Tonnen, Kofferraumvolumen 215 Liter (Verdeck geschlossen) / 160 Liter (offen).
FAHRLEISTUNGEN / VERBRAUCH: Höchstgeschwindigkeit 237 km/h, Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,9 Sekunden, Testverbrauch 7,2 Liter Superbenzin auf 100 Kilometern, CO2-Ausstoß 150-148 g/km (Herstellerangabe)
LISTENPREIS: 35650 Euro.